Teil 3 des Gerangels um die Parkplätze

Ich hatte euch in meinem letzten Beitrag zugesagt, dass ich berichten werde, wie sich die Situation um die Parkplätze für E-Autos und den benachbarten Bahindertenparkplatz neben unserem Rathaus entwickeln  wird.

Gestern, am Mittwoch, erschien wie vom Redakteur unserer Tageszeitung angekündigt ein weiterer Artikel im Lokalteil, der auf den Text am Samstag Bezug nahm. Schade finde ich, dass die Zeitung mittwochs von deutlich weniger Menschen gelesen wird als an einem Samstag. Ich kenne mehrere Familien, die sich nur die Wochenendausgabe kaufen. Auch die Daten der IVW zeigen, dass der Unterschied zwischen dem Verkauf der Samstagsausgabe und den Ausgaben an einem der anderen Erscheinungstage bei etwa 10 Prozent zugunsten der Samstagszeitung liegt. An etlichen Samstagslesern geht dieser Artikel also vorbei.
Schade finde ich auch, dass die Textlänge dazu einlädt, den Artikel zu übersehen: 91 Wörter einschließlich der Überschrift fallen auf einer Zeitungsseite nicht weiter auf. Erst recht nicht, wenn der Text so wie in diesem Fall unten links untergebracht wird.

Mir stößt auch ein bisschen auf, dass davon die Rede
ist, dass ein Zitat missverstanden worden sein könnte. Ich habe die Aussage des Mitarbeiters, der im Auftrag eines Stromversorgungsunternehmens über die neue Ladesäule informiert hat, hier wortwörtlich wiedergegeben. Das, was er geäußert hat, lässt meiner Meinung nach keinen Interpretationsspielraum. In der gestern erschienenen Richtigstellung wird der Satz des Ingenieurs wiederholt und um die Bemerkung ergänzt, dass das Unternehmen "betont, für das Parken auf dem Behindertenplatz sei natürlich eine entsprechende Berechtigung notwendig". Ich hätte mich über eine deutlichere Formulierung, die die nötige Berechtigung näher beschreibt, wirklich gefreut. Aber mein Eindruck geht eher in die Richtung, dass dem sprichwörtlich in den Brunnen gefallenen Kind nicht herausgeholfen, sondern allenfalls ein Rettungsring mit der Aufforderung "Komm klar!" hinterhergeworfen wird.

Ich glaube einfach, dass diejenigen, die die Situation weder von sich selbst noch aus dem Erleben mit Verwandten oder Freunden kennen, sich nicht vorstellen können, wie es ist, sich alle Nase lang entscheiden zu müssen: Spreche ich den Falschparker jetzt an und lasse es auf einen unerfreulich verlaufenden Dialog ankommen? Oder lasse ich - bildlich gesprochen - die Faust in der Tasche und suche nach einem anderen Parkplatz, der breit genug ist, um die Tür für einen halbwegs bequemen Ausstieg öffnen zu können? Wer jetzt sagt, man vergebe sich doch nichts, wenn man es auf ein klärendes Gespräch ankommen lasse, hat vor allem eines nicht: Ahnung vom Thema. Ich bin nur 1,60 Meter groß und in der Mobilität eingeschränkt. Es ist nicht so, dass Falschparker bei meinem Anblick vor Angst zittern und möglichst rasch den Platz räumen würden, weil sie sich vor meinem legendären rechten Schwinger fürchten würden. Ich hatte bereits in einem vorigen Text erwähnt, dass ich es wirklich noch nie erlebt habe, dass jemand einsichtig war und ausgeparkt ist. Bevor ich also mich dazu entschließe, jemanden freundlich (!) auf sein falsches Handeln anzusprechen, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass ich wahlweise ignoriert, beschimpft oder bedroht werde. Ehrlich, darauf habe ich auf Dauer keine große Lust, darum mache ich das auch nicht jedes Mal. Das ist so, als würde man im Supermarkt 45 Euro bezahlen müssen, einen Fünfziger geben, vergeblich aufs Wechselgeld warten und sich von der Kassiererin (ja okay, oder dem Kassierer) anhören müssen, man halte den ganzen Laden auf, wenn man sich nicht gleich vom Acker mache. Der Unterschied ist wahrscheinlich, dass einem die anderen Kunden beipflichten würden und die Kassierein irgendwann gar nicht mehr anders könnte, als die fehlenden fünf Euro herauszugeben. Die Kunden täten das vermutlich aber nicht (nur) aus Solidarität mit demjenigen, der sein Geld haben will; sie würden befürchten, selbst in die Situation zu kommen, beim Bezahlen so behandelt zu werden. Wenn ich mit einem Falschparker diskutiere, gibt es allerdings niemanden, der mir beistehen würde. Die Leute wenden kurz den Kopf und gehen ihres Weges. Das nur wenige Meter entfernte und für solche Fälle zuständige Ordnungsamt hat meines Wissens noch nie dort Knöllchen verteilt. Und das, obwohl es sich wirklich für die Stadtkasse lohnen würde.

Was ist jetzt mein Resümee? Ich rechne damit, dass es häufiger als bisher an dieser Stelle zu unerfreulichen Szenen kommen wird. Augen zu und durch? Ich werde die Situation weiter beobachten, wünsche mir aber, dass es hier grundsätzlich mehr Solidarität gibt: nicht nur seitens der Presse, sondern auch der Kommune. Es gibt nun mal viele Menschen, die man nur erreicht, indem man sie per Bußgeld um ein paar Euro erleichtert. 




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