Das Goldene Brett

Es gibt nichts, was es nicht gibt. Das dachte ich, als ich eine Meldung las, die für mich der Lacher der Woche war.
Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V. (kurz: GWUP) existiert seit 1987 und ist nach eigenen Angaben "die älteste und größte Skeptiker-Organisation im deutschsprachigen Raum". Anders gesagt: Wenn Dinge besonders hanebüchen sind, ist die GWUP zur Stelle. Einmal im Jahr vergibt sie eine Auszeichnung, die sich mit der goldenen Himbeere für Filme vergleichen lässt: Die Gesellschaft kürt mit dem Preis Das Goldene Brett vorm Kopf den größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres. So etwas weckt auf jeden Fall mein Interesse!

In diesem Jahr wurde der Preis sogar aufgeteilt. Wenn man liest, unter welchen Preisträgern, kann man entweder nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen oder sich mit einem Lachkrampf auf dem Boden rollen. Also aufgepasst ... Trommelwirbel... Darum geht's:

Erzengel Gabriel
In Wien ist ein nagelneues Krankenhaus gebaut worden, das Krankenhaus Nord. Offenbar hat die Klinikleitung die Sorge gehabt, böse Geister und Dämonen könnten den Krankenhausalltag ungünstig beeinflussen. Deshalb ist sie auf Nummer sicher gegangen und hat den selbsternannten "Bewusstseinsforscher und Energetiker" Christoph Fasching zu Rate gezogen. Trotz dieses Namens ist das kein Karnevalsgag, auch wenn das Niveau dicht dran ist. Fasching hat sein Bestes gegeben und um die Klinik einen esoterischen Schutzring gezogen. Dieser soll dafür sorgen, dass negative Energien aus der Umgebung auf das Gebäude und die Menschen darin keinen Einfluss ausüben können. Dass studierte Personen - Ärzte! - überhaupt auf solch einen ziemlich bekloppten Gedanken kommen, einen Mann zu beauftragen, der sich selbst als "Channel-Medium" und als Empfänger der Botschaften des Erzengels Gabriel bezeichnet, macht sprachlos. Fasching ist jemand, der nicht einfach nur sagt, an welchem Tag er geboren wurde, sondern er formuliert das so: "Ich habe entschieden, als jüngster von 3 Söhnen einer Unternehmerfamilie zu inkarnieren". Das hat was, oder?
Der Geschäftssinn des Herrn Fasching ist zumindest beeindruckend: 95.000 Euro sind für diesen Humbug auf sechs DIN A4-Seiten gezahlt worden, mit dem sich das Krankenhaus Nord bis auf die Knochen blamiert hat. Herzlichen Glückwunsch zum Goldenen Brett! Ich kann mir keine verdienteren Preisträger vorstellen. Das ist alles so schräg, dass Satiriker bis zum Rest des Jahres wohl nichts mehr finden werden, was das noch toppen könnte. 


Hier geht's zur Preisverleihung: Video

Wenn Ihr auf den Geschmack gekommen sein solltet: Hier und hier gibt es auf diesem Blog noch mehr Esoterisches!


photo credit: edenpictures Archangel Gabriel via photopin (license)

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