Mein Esoteriktag

Esoterik ist nicht so mein Ding. Ayurvedische Lebensmittel, Klangschalen, Schutzengelkerzen, Kristallpyramiden... Ich bin vermutlich zu rational, um an so etwas zu glauben. Aber viele andere Leute tun das und wieder andere verdienen damit ihr Geld. Und das nicht zu knapp.

Wenn der Bär kommt, geht das Waldbaden abrupt zu Ende ;-)
Heute sind mir beim Querlesen durch verschiedene Online-Medien Dinge quasi über den Weg gelaufen, mit denen ich ebenfalls in der angebotenen Form nichts anfangen kann. Das eine ist das sogenannte Waldbaden. Der Trend kommt aus Japan, dort hat er wohl seit den 1980-er Jahren seine Anhänger. Waldbaden ist nicht, durch den Wald zu wandern, sondern ihn mit allen Sinnen zu erleben. Dazu soll man entschleunigen; soweit, bis man alles um sich herum bewusst wahrnimmt: die Spinne im Netz, die Nadeln oder das Laub auf dem Boden, den Wind in den Wipfeln, die Sonnenstrahlen zwischen den Baumstämmen, den Geruch des modernden Holzes. Der Aufenthalt im und die Beschäftigung mit dem Wald tut der Seele gut und manche Forscher sind der Meinung, dass das Immunsystem krebshemmende Killerzellen entwickelt. Dieser Effekt soll noch einige Tage nach dem Waldbaden anhalten. Bei der Sache mit den Killerzellen gehen die Meinungen der Wissenschaftler allerdings auseinander.

Waldmeister
Arbeitsplatz des Bade-/Schwimmmeisters
Ich glaube, dass der Aufenthalt im Wald unter günstigen Voraussetzungen - tagsüber und unter akzeptablen  Wetterbedingungen - zum Wohlbefinden beitragen kann. Da will ich gar nichts wegdiskutieren. Aber ist es nicht im Prinzip das, was man mit seinen Kindern macht, bevor sie in ein Alter kommen, in dem sie so etwas generell doof finden? Wenn man durch den Wald schlendert, die Ameisen auf ihrem Weg zum Ameisenhügel und drumherum beobachtet oder im Herbst buntes Laub, Eicheln und Kastanien sammelt? Was wir damals gemacht haben, war das schon Waldbaden? Wenn ja, gehören unsere Waldausflüge zu den wenigen Trends, die wir praktiziert haben, bevor ihnen findige Leute einen einprägsamen und wohlklingenden Namen gaben. Ach ja, diejenigen, die ihren Mitmenschen beibringen, wie Waldbaden richtig praktiziert wird, heißen Waldbademeister. Waldmeister kenne ich, Bademeister auch, Waldbademeister finde ich lustig - sorry, wenn ich da jetzt jemandem zu nahe trete. Die Überschrift eines Zeitungsartikels über den Kabarettisten Martin Wangler lautet denn auch: "Lieber Waldbademeister als gar nichts zu tun." Eben.

Wenn ich meiner Albernheit, die gerade von mir Besitz ergreift, freien Lauf lasse, fällt mir ein, dass ich in einigen Sachen ziemlich gut bin. Im Lesen und Schreiben zum Beispiel. Für diese großartige Spezialfähigkeit, die auch alle Menschen um mich herum beherrschen, brauche ich jetzt eine passende Bezeichnung. Sie muss mich aus der Menge der Leute, die das ebenso gut können wie ich, derart herausheben, dass man nur zu dem Schluss kommen kann, dass ich im Lesen und Schreiben besser bin als alle um mich herum. Meisterhaft sozusagen. Mein erster Gedanke: "Wordmaster"! Alles mit Englisch drin klingt innovativ und ich vermeide, das Wort durch Gendern sprachlich zu zerknautschen. W-o-r-d-m-a-s-t-e-r... passt! Pro Stunde mit mir nehme ich übrigens 30 Euro Kursgebühr in 20-er Gruppen. Kurz: Ihr bezahlt mich dafür, dass ich Euch etwas vorlese, Euch einen Text schreiben lasse etc. Wir können auch gern Scrabble spielen. Das Schreiben klappt natürlich am besten mit den Stiften, die ich gerade entwerfe und die meinen Namen tragen. Die ersten Zehn, die sich bei mir melden, bekommen ihren persönlichen Stift mit meinem Autogramm zum Sonderpreis! Schweißresistent und wischfest, ist ja klar. Also, nichts wie ran. 😉

Nachtrag: Ich weiß, dass ich ganz oben geschrieben habe, dass mir zwei Dinge aufgefallen sind. Aber der Text ist jetzt schon so lang, und ich muss heute unbedingt noch an meiner Geschäftsidee feilen. Seid mir nicht böse, aber den nächsten Blödsinn hebe ich mir für morgen auf. 
Noch ein Nachtrag: Das Prinzip "greif etwas von vorvorvorgestern auf und rede den Leuten ein, dass sie modern sind, wenn sie das nutzen" klappt auch beim Kaffeekochen, wie ich schon mal beschrieben habe.

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