In den letzten Wochen habe ich unterschiedliche
Erfahrungen gemacht, wenn es um den Umgang mit den Bedürfnissen behinderter Menschen ging.
Ich hatte mich für mehrere Wochen in eine Ferienwohnung an der Ostsee eingemietet. Wegen meiner Einschränkungen benötige ich bestimmte Voraussetzungen, auf die ich bei Beschreibungen von Reiseveranstaltern und Vermietungsportalen akribisch achte. Die Wohnung wurde ausdrücklich als "rollstuhlgerecht" beschrieben, obwohl schon auf den Fotos zu sehen war, dass das für die Küchenzeile nicht gelten konnte: Herd und Spüle waren nicht unterfahrbar, die Mikrowelle war viel zu hoch angebracht, die Oberschränke im Sitzen nicht erreichbar.
Das Bad, das mir besonders wichtig war, hatte eine bodengleiche Dusche und einen ausklappbaren Duschstuhl. Leider war dort das kleine Fenster so hoch angebracht, dass ich nur auf den Zehenspitzen an den Griff heran kam. Man hätte das mit einer automatischen Lüftung oder einer elektrischen Fensteröffnung lösen können, aber daran wurde nicht gedacht. Der Spiegelschrank über dem Waschtisch war in einer Höhe montiert, in der sich Menschen im Rollstuhl nicht mehr sehen können.
Das alles klingt für diejenigen, die auf diese Merkmale nicht achten müssen, möglicherweise banal. Glücklicherweise bin ich noch keine Rollstuhlfahrerin, sondern mit einer Gehhilfe unterwegs. Aber ich stelle fest, dass die Verwendung von Begriffen wie "behindertengerecht", "barrierefrei" oder "rollstuhlgerecht" gerade, wenn es um Hotels oder Ferienwohnungen geht, inflationär zugenommen hat. Keiner dieser Begriffe ist geschützt. Das führt dazu, dass man auch dort, wo Suchmasken von Internetportalen die Eingabe von Filtern ermöglichen, sich nicht auf das Ergebnis verlassen kann. Es kann passieren, dass eine Ferienwohnung als barrierefrei bezeichnet wird, weil sie eine bodengleiche Dusche hat, sie aber nicht ohne Stufen betreten werden kann.
Die fehlende juristische Verbindlichkeit dieser Begriffe ist aber nur ein Problem. Ein anderes ist die Planung von Unterkünften durch Menschen, die von den Bedürfnissen Behinderter keine Ahnung haben. Warum holen sie keinen Sachverstand von denen ein, die das beurteilen können? Ich habe darauf noch keine Antwort gefunden.
Hinzu kommt die Vorstellung, dass behinderte Menschen nie allein reisen und ihre Begleitung ihnen bei Schwierigkeiten hilft, also zu hohe Fenster öffnet oder Geschirr aus zu hohen Schränken holt. Ich hatte jedoch nur während der ersten Tage in der Ferienwohnung Unterstützung, danach musste ich allein zurechtkommen. Das ging nur durch gute Vorbereitung.
Ich habe der Agentur diese Problematik geschildert. Sie sagte zu, sich mit dem Eigentümer auszutauschen, um Verbesserungen zu erreichen. Ich hoffe für alle, die die Ferienwohnung künftig mieten und auf ihre Rollstuhleignung angewiesen sind, dass das klappt.
Tickets kaufen? Klappt 👍
Es gibt also auch Gutes zu berichten, was ich euch nicht vorenthalten will.
Liebe Ina, es ist schwer sich vorzustellen, welche Bedürfnisse ein Mensch im Rollstuhl hat, wenn man nicht davon betroffen ist. Mein Eindruck ist, dass Viele sich bemühen, hier Abhilfe zu schaffen. Wer Ferienwohnungen für Menschen mit Handicap vermietet, sollte sich einfach mal in einen Rollstuhl setzen und durch die Wohnung fahren. Dann wird deutlich, was verbessert werden muss.
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin
Liebe Ingrid, du hast völlig recht damit, dass man sich in die Situation der Menschen im Rollstuhl hineinversetzen sollte. Das reicht meiner Erfahrung nach aber nicht aus. Mein Eindruck ist allerdings, dass Begriffe wie "barrierefrei" vor allem dazu dienen, eine Unterkunft interessanter zu machen. Ich habe da schon die wildesten Sachen erlebt. Bevor ich eine Wohnung oder ein Hotelzimmer buche, sehe ich mir das Gebäude mithilfe von Google Maps an. Das hat mich vor mancher ungewollten Überraschung bewahrt.
LöschenLiebe Grüße aus Niedersachsen
Ina