Coronavirus und kein Ende...

Im Dezember 2019 gab es in der chinesischen Region Wuhan erste Meldungen über ein neuartiges Corona-Virus. Coronaviren sind an sich nichts Neues: Sie sind sowohl für harmlose Erkältungen als auch für schwere Lungenkrankheiten wie Sars oder Mers verantwortlich. Damit nicht ständig von dem Coronavirus die Rede ist, hat dieses neue Modell das Kürzel "SARS-CoV-2" bekommen, die Erkrankung heißt nun "Covid-19".

Seit der Ausweitung der Infektion in China hat sich das Thema in der Medienlandschaft weit nach vorn geschoben. Nachdem das Virus durch Reisende auch in andere Länder getragen wurde, versetzen Journalisten die Bevölkerung in den Panikmodus. Und große Teile dieser Bevölkerung spielen das Spiel mit. 

Ich bin im Netzwerk mit dem F Mitglied in einer Gruppe, in der Neuigkeiten aus meinem niedersächsischen Wohnort ausgetauscht werden. Nachdem bekannt wurde, dass es im nordrhein-westfälischen Kreis Heinsberg mehrere Erkrankte gibt und der dortige "Patient null" noch Karneval gefeiert hat, bevor er sich untersuchen ließ, scheint es kein Halten mehr zu geben. Gestern postete ein Mitglied ein Foto, auf dem ein fast leeres Regal einer Drogeriekette zu sehen war. Links und rechts standen noch ein paar Artikel aus der praktisch geplünderten Warengruppe, sodass klar wurde, worauf sich die Menschen gestürzt haben: Handseife. Ein anderes Mitglied schrieb kurz danach: "Bei A... sind die Regale genauso leer." 

Handseife ist das Objekt der Begierde? Ich kann es nicht fassen, wie manipulierbar Menschen sind und wie schnell sie sich Angst einflößen lassen. Das Händewaschen, das derzeit in den Medien als die Covid-19-Prophylaxe propagiert wird, gehört zum stinknormalen Hygienerepertoire des modernen Menschen. Ich habe schon als Kind gelernt, dass man sich unmittelbar nach dem Nachhausekommen die Hände mit Seife wäscht und habe das an meine eigenen Kinder weitergegeben. 

Desinfektionsmittel ist ebenfalls kaum noch zu bekommen. Das hat den unerfreulichen Nebeneffekt, dass chronisch Kranke, die das tatsächlich täglich benötigen, um z. B. Injektionsnadeln zu desinfizieren, mit leeren Händen die Apotheken verlassen. 

Auch der jetzt ständig verbreitete "heiße Tipp", in die Armbeuge zu husten oder zu niesen, ist gefühlte 100 Jahre alt. Dass man schon dann, wenn man nur unter einer schnöden Erkältung leidet, seinen Mitmenschen lieber nicht die Hand geben und sie erst recht nicht herzen und küssen sollte, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Und wer in einer Arztpraxis - insbesondere bei Allgemeinmedizinern, wo sich alle röchelnden und niesenden Patienten einträchtig im Wartezimmer versammeln - zu einer Zeitschrift greift, obwohl immer noch zahllose Leute ihre Finger ablecken, bevor sie eine Seite umblättern, dem ist nicht mehr zu helfen. Den An-den-Fingern-Leckern selbstverständlich auch nicht. Mich ekelt das wirklich an, wenn ich so etwas sehe.

Wir sind übrigens gerade mitten in der Grippesaison. Bis zum 26. Februar 2020 wurden in der aktuellen Saison über 98.000 Influenzaerkrankte an das Robert Koch Institut gemeldet. Mehr als 16.000 Menschen mit dieser Diagnose wurden oder werden in Krankenhäusern behandelt, 161 Patienten sind bislang an Influenza gestorben. Wer jetzt sagt: "Ja, aber Covid-19 ist gefährlich für chronisch Kranke, Immungeschwächte und sehr junge sowie alte Menschen", der sollte wissen, dass das ebenso für Influenza gilt. Deswegen scheint sich aber niemand Sorgen zu machen, obwohl in der extremen Grippesaison 2017/2018 25.000 Menschen verstorben sind. Mich wundert das.

Die Aufregung wurde noch angefeuert, als die Mortalitätsrate für Covid-19 veröffentlicht wurde: Sie soll zehnmal so hoch sein wie bei einer Influenza, nämlich 1 bis 2 %. Schon kurz nach diesen Meldungen gab es daran jedoch Zweifel: Chinesische Wissenschaftler gehen von einer Infektionsrate in ihrem Land aus, die weit höher liegt als die Zahl der gemeldeten Fälle. Damit sinkt die Mortalitätsräte von Covid-19. Wie stark, weiß niemand.

Was die Nerven der Europäer ebenfalls ein bisschen beruhigen könnte: Forscher haben Anhaltspunkte dafür entdeckt, dass Asiaten einem höheren Risiko ausgesetzt sind, an Covid-19 zu erkranken. Der Grund: Das Virus benutzt nach bisherigen Erkenntnissen die Rezeptoren des ACE2-Enzyms als Einstieg in die Zelle. Dieses Enzym, das sowohl im Darm als auch in der Lunge vorkommt, ist in den  menschlichen Populationen unterschiedlich verteilt: Asiaten haben davon mehr, Europäer weniger. (siehe https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.01.26.919985v1.full.pdf oder https://www.nature.com/articles/s41421-020-0147-1). Die meisten Sorgen müssen sich diesen Berichten zufolge also asiatische Männer machen.

DIE Neuigkeit: Covid-19 schränkt unsere Grundrechte ein

In Sachen Panikmodus geht noch was. Das scheint sich zumindest ein Journalist der FAZ gedacht zu haben, der einen kürzlich im Internet hochgeladenen Artikel verfasst hat. Darin wird erläutert, inwieweit das Infektionsschutzgesetz im Fall des Auftretens von Epidemien unsere Freiheitsrechte (Art. 2 Grundgesetz) aushebelt. Es geht im Kern darum, Bürger dazu verpflichten zu können, sich untersuchen zu lassen und ggf. einen Krankenhausaufenthalt oder eine Quarantäne anzuordnen, wenn mit diesen Maßnahmen eine Epidemie bekämpft werden soll. Auch weitergehende Maßnahmen sind möglich.

Dass Grundrechte eingeschränkt werden, ist für sich genommen keine Neuigkeit. Das fängt bei der regelmäßigen Heizungsinspektion durch den Schornsteinfeger an (Art. 13 GG, Unverletzlichkeit der Wohnung) und hört bei dem Beschäftigungsverbot für Schwangere (Art. 12, Berufsfreiheit) noch lange nicht auf. Warum kommt die Presse jetzt darauf, dieses Thema aufzugreifen? Oder anders gefragt: Hat der Autor eine bessere Idee, die Bevölkerung grundsätzlich vor schweren Epidemien zu schützen, als unter anderem von Bürgern zu verlangen, Speichelproben abzugeben oder Rachenabstriche durchführen zu lassen? 

Ich gehöre sicher nicht zu denen, die nach immer mehr Staat rufen und der Meinung sind, an jeder Straßenecke sollten Überwachungskameras installiert sein. Aber in Notlagen muss es die Möglichkeit geben, Gefahren einzudämmen. Ob Covid-19 eine solche medizinische Notlage ist, scheint noch nicht ausgemacht zu sein. Hamsterkäufe rechtfertigt sie speziell in Deutschland oder dem restlichen Europa nicht.

 

Kommentare

  1. Ich frag mich, wohin diese Corona-Hysterie noch führt!
    Die Firma meines Sohnes schließt und alle Leute müssen von daheim aus arbeiten. Den Mitarbeitern wird ein Home-Office eingerichtet.
    Ganze Schulen bleiben geschlossen, weil einzelne Klassen eine Klassenfahrt nach Südtirol machten. Jetzt stehen alle unter Quarantäne.
    Angst vor dem Virus habe ich nicht und wir hamstern auch nichts.
    Klar, man möchte vorsichtig sein. Aber muss es gleich solch eine Panik sein?
    Ergriffene Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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    1. Ich empfinde das ganz ähnlich. Ab 16. März werden hier die Schulen und Kitas geschlossen, die Leibniz-Uni Hannover hat ab diesem Tag ebenfalls keinen regulären Betrieb mehr. In unseren Supermärkten im Ort wird dermaßen gehamstert, dass sich ein normaler Einkauf so anfühlt, als hätten wir schon wieder Weihnachten. Und was ist praktisch nonstop - sogar beim Großhändler - ausverkauft? Toilettenpapier! Man fasst es einfach nicht. Die offiziellen Hygieneempfehlungen für den Alltag sind hier seit jeher Standard. Allerdings verzichte ich jetzt auf zu große Nähe zu meinen Mitmenschen: Es kann ja sein, dass ich das Virus, ohne es zu wissen, in mir habe, und es weitergebe. Das muss nun wirklich nicht sein.
      Liebe Ingrid, bleib gesund!
      Optimistische Grüße von der Niedersächsin Ina

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