Mobilität in Zeiten von verschiedenen "Wenden"

Vor ein paar Monaten habe ich in meinem anderen Blog, der Bücherkiste, ein Buch vorgestellt, das sich mit den Lebensumständen beschäftigt, mit denen wir in etwa 30 Jahren zu rechnen haben. Zusammenfassend kann man sagen: Das wünscht man keinem. Es wird richtig ätzend.

Das Irre daran ist, dass das Szenario an sich keine Neuigkeit ist. Wenn man sich die letzten sagen wir 50 Jahre nicht in einem Erdloch verkrochen hat, das man nur für die Notdurft verlassen hat, können einem die sich wiederholenden Warnungen der Klimaexperten nicht entgangen sein. Eigentlich hätten wir alle - ja, tatsächlich jede und jeder Einzelne von uns - den Popo zusammenkneifen und überlegen müssen, auf welchen Luxus wir verzichten können. Ich glaube, dass sehr vielen Leuten nicht klar ist, dass sie in Saus und Braus leben. Aber das ist nicht passiert. Jeder meint, ein Recht auf seinen individuellen Lebensstil zu haben und auf das, was unsere Kinder und die nächsten Generationen erwartet, sch... zu können. Die nächste Fernreise? Ist ruckzuck gebucht. Die nächste Kreuzfahrt? Her damit, das Geld ist da. Jeden Weg mit dem Auto zurücklegen? DAS STEHT MIR ZU! Beim Auto versteht die Mehrheit der Deutschen ohnehin keinen Spaß.

Vor ein paar Wochen habe ich mich in der Innenstadt von Hannover mit einer Freundin getroffen. Ich selbst wohne glücklicherweise so günstig, dass ich die meisten Wege mit dem Fahrrad erledigen kann. Mir ist bewusst, dass das ein sehr großer Vorteil ist. Meine Freundin wohnt in einem Dorf, das 30 Kilometer von Hannover entfernt ist. Sie kam zu unserem Treffen etwas zu spät, weil sie erstmal einen (kostenpflichtigen) Parkplatz suchen musste. Als sie eintraf, bat sie mich, mit daran zu denken, dass sie zwei Stunden später Parkgebühren nachzahlen muss.

Ich habe sie dann gefragt, ob es nicht einfacher und bequemer sei, mit dem Auto den nächsten Park & Ride-Parkplatz anzufahren und dort in die U- oder S-Bahn zu steigen. Die Reaktion meiner Freundin war so heftig, als hätte ich vorgeschlagen, ihr Auto anzuzünden. Als ich blauäugig sagte, dass sie mit dem 9-Euro-Ticket ungeschlagen günstig in die Innenstadt kommt, hatte ich den Eindruck, dass sie gleich aufstehen und gehen würde. 

Vor nicht ganz einem Jahr kam sie in diesem Blog schon einmal vor, aber bis jetzt hat sie ihre Einstellung nicht geändert. Warum nicht? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Menschen gern an Gewohntem festhalten und schlecht darin sind, langfristig zu denken. Ich denke, dass wir überwiegend verwöhnten Menschen der Nordhalbkugel wirklich mies darin sind, uns von dem zu verabschieden, was wir für "unser Recht" halten und von dem wir glauben, dass es uns zusteht. Die Wahrheit ist: Uns steht nichts zu, das unseren Untergang beschleunigt. 

Wir täten gut daran, in unseren Ansprüchen mal einen Gang zurückzuschalten und z. B. dorthin zu reisen, wo wir unseren Planeten nicht noch weiter so schädigen, dass nachfolgende Generationen keinen Platz mehr auf ihm finden, auf dem man es aushalten kann und der halbwegs friedlich ist. 

Werden das genug Menschen tun? Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber wenn ich mich umsehe, muss ich mich zusammenreißen, um nicht zu resignieren.

Photo credit: wuestenigel on Visualhunt

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