Fangt doch schon mal woanders an, hier ist's gerade so bequem

Neulich saß ich mit einer guten Freundin in einem
Lokal. Wir hatte uns lange nicht mehr gesehen, es gab viel zu erzählen. Irgendwann ging es in unserem Gespräch um die nahen Wahlen: Hier sind am 12. September Kommunalwahlen, etliche Damen und Herren wollen Bürgermeisterin bzw. Bürgermeister werden oder in den Stadträten mitbestimmen. Der jetzige Präsident der Region Hannover, in der mehr als eine Million Menschen leben, tritt nicht wieder an und muss ebenfalls ersetzt werden.

Und dann ist da ja auch noch die zwei Wochen später stattfindende Bundestagswahl. Wir reden über die Kanzlerkandidatin und die beiden -kandidaten. Es ist nicht so einfach, mit gutem Gefühl sein Kreuz zu machen, da sind wir uns einig. Auch über das, was diese Drei in den letzten Wochen gesagt oder getan - oder auch nicht getan - haben, sprechen wir. Das Verhalten des einen Kandidaten im Zusammenhang mit dem Hochwasser empfinden wir als unsäglich.

In den Nachrichten sieht man: Hochwasser mit vielen Toten in Deutschland und in etwas geringerem Ausmaß in den westlichen Nachbarstaaten, viele betroffene Menschen stehen vor dem Nichts; Temperaturen von fast 50° C an der Westküste Kanadas, ein Ort mit 1.000 Einwohnern wurde durch einen Brand fast völlig zerstört; in Südeuropa werden bis zu 45° C gemessen, zahlreiche riesige Waldbrände sind als Folge der enormen Trockenheit entstanden, viele Menschen rennen um ihr Leben und haben ihren ganzen Besitz verloren.

"Ja", sagt meine Freundin, "wir müssen etwas ändern. Aber nicht zu viel, das darf nicht zu extrem werden." Ich sehe sie an. Sie hat einen herzkranken Sohn, der gerade die Schule abgeschlossen hat und in wenigen Wochen eine Ausbildung beginnen wird. 
"Weißt du was?", sage ich zu ihr. "In 60 Jahren sind du und ich nicht mehr da. Dein Sohn schon. Und du kannst sicher sein, dass diese extremen Ereignisse zunehmen werden. In 60 Jahren ist dein Sohn Mitte 70, und mit seiner Erkrankung wird er mehr leiden als ein gesunder Mensch, wenn diese Entwicklung nicht aufgehalten wird."

Sie senkt den Blick und schweigt.

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