Was macht jemanden zum Helden?

Kürzlich habe ich einen Text in einer bekannten
Englischer "Fußballheld" Bobby Moore
deutschen Wochenzeitung gelesen, der die Überschrift trug: Fußballstars: Wenn Helden altern. Der Autor beschreibt, wie er sich beim Anblick von alt oder älter gewordenen früher bekannten Fußballern fühlt.


Ich bin über das Wort "Helden" gestolpert. Mir ist nicht klar, warum jemand, der in einer Mannschaft hinter einem Ball herjagt und ein Schweinegeld verdient, ein Held sein soll. Klar, aus der Sicht der Fußballfans wird er das natürlich erst, wenn er als Feldspieler reichlich Tore geschossen oder vorbereitet oder aber als Torwart Bälle gehalten hat.

Aber was ist daran heldenhaft? Was macht überhaupt einen Menschen zu einem Helden? Jeder mag das Wort ein bisschen anders definieren, aber ich denke, erst eine außergewöhnliche Leistung lässt einen Menschen zu einem Helden werden. Ich finde, auch ein gewisses Maß an Altruismus und Mut gehören dazu.

Jemand rettet einem Menschen das Leben, Helfer engagieren sich unter großem körperlichen und psychischen Einsatz in Krisengebieten, Menschen setzen sich in ihrem Umfeld für das Wohl anderer Menschen oder auch Tiere ein - nur einige Beispiele für das, was ich mir unter Helden vorstelle.

Fußballhelden?

Aber ein Profi-Fußballer? Wie kann es sein, dass man jemanden, der 30.000 Euro monatlich oder mehr verdient und der oft nur ausbaufähige Leistungen zeigt, zum Helden erklärt? Bei einem super Gehalt erwarte ich super Leistungen. Wie oft das nicht zwangsläufig Hand in Hand geht, konnte man bei Hannover 96, dem Verein, auf den ich zwangsläufig den besten Blick habe, gut beobachten. 

Auch dort gab es während der Zeit in der ersten Liga einen Stürmer, der als Held bezeichnet wurde und sich gern in der Öffentlichkeit zeigte. Seitdem feststand, dass der Verein in die Zweitklassigkeit abrutschen würde, hat man von ihm nur noch eine Staubfahne gesehen, die er beim Wechsel zu einem anderen Nordclub hinterlassen hat. Fans haben sich sogar beschwert, er habe sich noch nicht mal richtig verabschiedet. 

Im Zusammenhang gerade mit dem Fußball wird gern zu Superlativen gegriffen, um einzelne Spieler hervorzuheben. In meiner Kindheit wurde Franz Beckenbauer die symbolische Kaiserkrone  aufgesetzt; bis heute weiß praktisch jeder, wer gemeint ist, wenn von "Kaiser Franz" die Rede ist.

Seit dem legendären WM-Endspiel 1954 in Bern gibt es auch immer wieder wechselnde Fußballgötter. Der erste war damals der Torwart Toni Turek, ihm folgten Uwe Seeler, Pelé, Bastian Schweinsteiger und andere. Kleiner, als einen Gottstatus zu verleihen, geht es nicht. 

In der DDR gab es den "Held der Arbeit". Hierfür
Urheber: siehe unten
mussten die Geehrten bahnbrechende Taten zum Sieg des Sozialismus in der Volkswirtschaft geleistet haben. Ich kannte die DDR nur aus der Außenansicht und kann nicht beurteilen, wie weit es mit der Einhaltung dieser hohen Messlatte her war. In der Liste der ausgezeichneten Menschen habe ich jedoch auch die Namen Wilhelm Pieck, Erich Mielke und Willi Stoph
(beide sogar zwei Mal), Margot Honecker, Hermann Axen, Kurt Hager und Günter Mittag (auch zwei Mal) gelesen. Unwillkürlich habe ich mich gefragt, ob sich der Minister und die Ministerin sowie die SED-Politbüro-Mitglieder hierfür selbst ins Gespräch gebracht haben. Haben sie tatsächlich etwas Heldenhaftes getan?

Wertschätzung

Warum kommt als Held eigentlich nicht auch jemand infrage, der seine Sache - so wie gefeierte Fußballstars - ebenfalls sehr gut macht? Dessen Berufsausübung aber nicht von den Medien beobachtet wird, sondern im normalen Alltag stattfindet? Wenn zum Beispiel ein Handwerker richtig gute Arbeit abliefert und seine Kunden damit glücklich macht, ist das für mich lobenswerter als das Tor eines Fußballstürmers. Aber sehe ich in ihm einen Helden? Nein, genauso wenig wie in dem Profisportler. Und ihr?


Urheber des Fotos "Held der Arbeit": Von Original uploader and author was Alexvonf at pl.wikipedia - Transferred from pl.wikipedia; transferred to Commons by User:Masur using CommonsHelper. Original source: Radeborn Collection, Malmö, Szwecja., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5561461

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