Die Wurst im Fußball

In Hannover gibt es einen Erstliga-Fußballverein, der zuerst ab-, dann aber wieder aufgestiegen ist. Nachdem es vor ein
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paar Monaten einen Trainerwechsel gegeben hat, bekam einer der Stürmer, der sich vorher oft auf der Bank wiedergefunden hatte, die Chance, sich zu profilieren. Als Nicht-Wirklich-Fußballfan kann ich nicht beurteilen, wie gut das gelungen ist, aber den Überschriften im Sportteil unserer Tageszeitung nach zu schließen, hat es geklappt. 


Nun war ich neulich mehrmals bei einer tollen Veranstaltung. Übrigens genau dort, wo auch das Konzert mit Ina Müller stattgefunden hat. Eine Reihe von Sponsoren sorgt seit einigen Jahren dafür, dass man sich in einem kleinen hannöverschen Stadion für wenig Geld an rund 20 Terminen abendfüllende Kinofilme ansehen kann. Aber: kein Sponsor ohne Werbung! Da wo "normale" Kinos die üblichen Spots für Markeneis, Fluglinien oder die nächsten abendfüllenden Kinofilme haben, wird hier jeden Abend derselbe Werbefilm gezeigt, der eine Aneinanderreihung von kurzen Reklame-Videos ist, die von den Sponsoren produziert wurden. Ziemlich zum Schluss dann dieses Video: Hintergrundmusik, Blick von oben auf Baumkronen, dann Kameraschwenk; es kommt ein Fußweg ins Bild, auf dem ein einsamer Läufer in einem roten Kapuzenshirt rennt. Eingeblendet wird der Text "Heimspiel. Für den echten Geschmack". Der Läufer nähert sich einem Bolzplatz und nimmt einen Fußball auf. Nach einer guten halben Minute schiebt er die Kapuze vom Kopf und man erkennt: Es ist eben jener Stürmer. An einem dieser Abende saß meine Tochter neben mir. Als sie den jungen Mann auf der Leinwand an dieser Stelle erkannte, lachte sie. Er war früher in ihrer Klasse, sie hat damals eine Meinung über ihn gebildet, die nicht durchgehend schmeichelhaft ist. Ihr Kopfkino hat den Zwölfjährigen von damals mit dem Fünfundzwanzigjährigen von heute verglichen. Ich glaube, ich würde da auch lachen.

Das Werbevideo geht weiter. Der junge Stürmer vollführt auf dem eingezäunten Bolzplatz ein paar Fußballerkunststücke und erzählt mit sonorer Stimme die Kürzestfassung seines Werdegangs: "vom T-Shirt zum Trikot, vom Bolzplatz zum Stadion". Dann, 20 Sekunden vor dem Ende, ein Schnitt: Der Fußballer steht im karierten Flanellhemd vor einer verglasten Theke, dahinter lächelt eine Verkäuferin. Dem ahnungslosen Zuschauer ist noch nicht klar, worum es eigentlich geht. Dann setzt sich der Stürmer mit einer Portion Currywurst an einen der Tische vor der Theke. Fünf (von insgesamt 78) Sekunden vor dem Schluss  sieht man zunächst den jungen Mann genüsslich kauen und dann die Firmeneinblendung. Meine Tochter lacht wieder, diesmal noch lauter: Es ist das Logo eines hannöverschen Traditionsherstellers für Wurstwaren. Die fettige Currywurst mit Leistungssport zusammenzubringen, finden wir beide ziemlich witzig. Bei so viel Begeisterung muss ich sie gleich auf ein tolles Gewinnspiel aufmerksam machen: Die Wurstfirma verlost den Stürmer als lebensgroßen Pappaufsteller! Das darf sie sich nicht entgehen lassen. Wenn ihre Laune mal im Keller ist, reicht ein Blick auf den Stürmer für den nächsten Lacher!

Ein bisschen kurios: Obwohl der Spieler ausgewählt wurde, weil er aus Hannover stammt, fragten sich einige Zuschauer neben uns, wer das denn sein könnte. Es geht doch nichts über eine punktgenaue Werbung... 😉



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