Unterwegs mit der Bahn oder: Die Hoffnung stirbt zuletzt


Ich bin mal wieder unterwegs, diesmal von Hannover nach Darmstadt. Angesichts der vielen Baustellen und Staus auf den Autobahnen haben meine Begleiterin und ich uns entschieden, mit der Bahn zu fahren. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten auf dem Ticket sind da hoffentlich keine ungefähren Angaben.

Nicht nur die Erfahrung, die ich kürzlich bei meiner Reise nach Wales gemacht habe, hält mich davon ab, allein Zug zu fahren, wenn ich Gepäck habe. Es sollte sich auch heute als sinnvoll herausstellen.

Die erste Hürde stellte sich mir in den Weg, bevor ich überhaupt das Gleis gesehen hatte: Der Aufzug, der nach oben zum Bahnsteig führt, war defekt. Wäre nicht mein Mann bei mir gewesen, der mich zum Bahnhof gefahren hatte, wäre es also schon ziemlich früh schwierig geworden.

Als ich die DB-App öffnete, um nachzusehen, wo der Waggon halten würde, in dem sich unsere reservierten Plätze befinden sollten, las ich eine Bemerkung, die am Abend zuvor noch nicht dort war: In diesem Zug gebe es kein Behinderten-WC, hieß es dort. Betroffene sollten sich ggf. an die Mobilitätszentrale wenden und eine andere Verbindung buchen. 

So etwas ist eine echte Glanzleistung der Deutschen Bahn. Menschen, die auf spezielle sanitäre Einrichtungen angewiesen sind, fahren selbstverständlich nur aus Spaß durch die Republik und haben ansonsten sowieso nichts vor. Sie sind flexibel und gern bereit, später zu fahren, wenn ihnen dann vielleicht ein Behinderten-WC zur Verfügung steht.

Nein, natürlich nicht! Ein großer Teil der körperlich eingeschränkten Menschen benötigt auf einer Reise Unterstützung. Es fährt also noch jemand mit, dessen Pläne mit so einer Änderung ebenfalls über den Haufen geworfen werden. Und gesetzt den Fall, dass über den Mobilitätsservice tatsächlich eine andere Zugverbindung gebucht werden sollte: Wer garantiert, dass dann nicht erneut kurzfristig auf eine Behindertentoilette verzichtet wird? Sollen diese Fahrgäste dann ein weiteres Mal umbuchen?

In meiner gehässigen Phantasie wirkt so ein Szenario wie das Warten auf Godot: nicht an einer Landstraße, sondern am heimischen Telefon, im Dauerkontakt mit dem Mobilitätsservice. Godot ist nicht gekommen, ein passender Zug würde es womöglich auch nicht tun. Aber diese Vorstellung ist natürlich völlig absurd. Die Deutsche Bahn ist um Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit bemüht. 

Solche Überlegungen sind unwahrscheinlich und weit hergeholt? Nicht wirklich. Nur durch einen Zufall habe ich beispielsweise erfahren, dass meine schon vor Monaten gebuchte Rückfahrt von Frankfurt nach Hannover gestrichen wurde. Einfach so, weil darum. Meine Begleiterin und ich hätten dann in einigen Tagen am Bahnsteig gestanden und uns gefragt, wo denn unser Zug bleibt. Wieder wie bei Godot. 

Godot war bestimmt bei der Bahn beschäftigt. Anders kann es nicht sein.

Kommentare