Unterwegs

München - Marienplatz
[WERBUNG, unbezahlt, weil man ja nie wissen kann...]
In den letzten Tagen war es hier etwas ruhiger. Der Grund: Ich war mit meiner Freundin ein paar Tage in München. Wir waren zum letzten Mal zusammen vor mehr als 30 Jahren dort. Das war für meine Familie ein Anlass, mir zu meinem letzten Geburtstag das "Startkapital" für diese Städtereise zu zweit zu schenken. Eine wirklich gute Idee!

Unser erster Eindruck: Die Stadt hat sich sehr verändert. Keine Überraschung nach so langer Zeit. Die historischen Gebäude vom Nymphenburger Schloss bis zur Residenz oder dem Deutschen Museum sind natürlich noch an Ort und Stelle. Aber die Stadt ist voller, lauter und - das mag jetzt furchtbar spießig wirken - dreckiger geworden. Ob dieser Eindruck tatsächlich der Wirklichkeit entspricht oder wir die Vergangenheit verklärt haben, lässt sich nicht feststellen. Doch wenn man gleich am ersten Tag mitten in der Innenstadt dreimal einen Bogen um Erbrochenes machen muss, obwohl das Oktoberfest noch fern ist, hinterlässt das durchaus einen seltsamen Eindruck. 

Was noch ins Auge fällt: Münchens City wirkt wie eine einzige Großbaustelle. Wir waren bislang schon von Hannovers Groß- und Dauerbaustellen mittelschwer genervt, aber München schlägt "unsere" Stadt deutlich. Beim Blick von der Terrasse im Sonnenuhrengarten auf dem Dach des Deutschen Museums fällt auf: Auch wenn von hier aus kein Rundum-, sondern knapp ein Dreiviertelblick möglich ist, sind 25 Kräne zu sehen. München hat verschlafen, wovor auch die anderen deutschen größeren Städte viele Jahre die Augen verschlossen haben: Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum (nicht nur, aber auch für die etwa 80.000 Studenten), vorhandene Gebäude sowie Straßen wurden nicht gepflegt. Die ersten Bauarbeiten sieht man schon eine ganze Weile, bevor der ICE in den Münchner Hauptbahnhof einfährt: Die Deutsche Bahn hat ebenfalls eine Riesenbaustelle für die Sanierung der S-Bahn-Linien eröffnet, die sich kilometerlang hinzieht und auch den von außen ziemlich marode aussehenden Hauptbahnhof einbezieht. Bis auf Weiteres ist dessen Haupteingang deswegen gesperrt.

Den ersten angebrochenen Tag haben wir in der
Muschelsaal mit lächelndem FJS
Innenstadt fortgesetzt. Ein Gang über den Marienplatz mit dem Neuen und dem Alten Rathaus, danach ging es zielstrebig zum 'Augustiner' zwischen Karls- und Marienplatz. Selbstverständlich aus rein kulturellen Gründen! Ich hatte gelesen, dass es in der Gastwirtschaft eine große Jugendstil-Lichtkuppel und einen Muschelsaal gibt. Beides mussten wir uns unbedingt ansehen. Ich kann wirklich empfehlen, dort einen Blick hineinzuwerfen, denn sowohl die tausenden Muscheln, die in Mustern angeordnet die Wände im mittleren Gastraum bedecken, als auch die Glaskuppel sind einen Besuch wert. Nur deshalb, weil links und rechts leckeres Essen serviert und Bier ausgeschenkt wurde und uns ein Kellner zu einem freien Tisch lotste, haben wir nicht widersprochen und uns eine Kleinigkeit bestellt. Und weil das hier ein dreibeiniger Blog ist, weise ich darauf hin, dass auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen im Augustiner gut zurechtkommen: Es geht ebenerdig ins Lokal, und zum WC im Untergeschoss führt ein Fahrstuhl. Dort gibt es auch eine Behindertentoilette (siehe auch: Info des CBF München).

Während des Essens hatten wir ein etwas eigenartiges Erlebnis. Wir saßen an einem Tisch für sechs Personen und das Lokal füllte sich nach und nach mit Gästen. In unserer Sichtweite saßen an einem anderen Tisch zwei asiatisch aussehende Männer. Nach einer Weile führte der Kellner zwei Rentnerinnen an deren Tisch, weil es keine freien kleineren Tische mehr gab. Man konnte den beiden Damen ansehen, wie unbehaglich sie sich fühlten. Es dauerte etwa zehn Minuten, als sich eine von ihnen erhob und zu uns herüber kam: "Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir uns zu Ihnen setzen?", fragte sie lächelnd. Wir schüttelten die Köpfe, und sie nahmen neben uns Platz. Mit einem schiefen Blick zu ihren vorigen Tischnachbarn sagte die eine zur anderen so etwas wie: "Jo mei, do is 's doch bessa." Lieber neben zwei Saupreißn sitzen als neben Ausländern? Wir haben im Laufe der folgenden Tage noch ähnliche Szenen von Einheimischen erlebt, die mich ein bisschen nachdenklich gemacht haben. Aber dazu später mehr.

Es gab an diesem Tag noch eine Premiere: Nachdem wir unser Zimmer in einem recht neuen Hotel im Münchner Westen bezogen hatten und unsere Koffer auspacken wollten, haben wir uns auf die Suche nach einer Möglichkeit gemacht, unsere Kleidung unterzubringen. Kurz: nach einem Schrank. So blöd sich das jetzt auch liest, aber wir haben an allen erdenklichen Dingen angefasst und gezogen, bei denen man auf die Idee kommen könnte, dass sich dahinter ein Hohlraum befindet, der nur darauf wartet, mit unseren Kofferinhalten gefüllt zu werden. Aber Fehlanzeige. Meine Nachfrage an der Rezeption brachte die Information, dass man hier ein sogenanntes "offenes Raumkonzept" umgesetzt hatte, das den Einbau von Schränken nicht vorsieht. Aha. Da waren wir doch richtig froh, dass dieses "offene Raumkonzept" beim Zimmertresor nicht durchgehalten wurde.

In Kürze erzähle ich euch, wie es uns in München weiter erging.

 

Kommentare

  1. Ich freue mich auf den Fortsetzungsbeitrag! Dass es in München so einen Rassismus gibt, hätte ich nicht gedacht. Ich hoffe, es ist diesbezüglich bei diesem einen Erlebnis geblieben.

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  2. Da hat man doch gleich keine Lust mehr dahin zu reisen aber spannend zu lesen ist es allemal. ;-)

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    1. Liebe Chris, warte erst mal meine weiteren Berichte ab. Es wird auf jeden Fall noch besser! Aber es gab auch Dinge, von denen ich mir mehr versprochen hatte.

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  3. Ich habe schön öfter gehört, das "der Bayer" sehr fremdelt mit allem, was nicht bayerisch ist. Das merkt man ja auch an der Bundespolitik derer aus der Partei mit dem S nach dem C... Wirklich gruselig.

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    1. Ja, ich finde das auch sehr weltfremd. Und es ist mir auch darum unverständlich, weil München seit Jahr und Tag das Ziel zahlreicher Ausländer ist, die aus den verschiedensten Gründen dorthin reisen.

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