Sich wegzuducken ist keine Lösung

Ich hatte kürzlich über den Verlust eines (nicht nur)
mir nahestehenden Menschen geschrieben. Wer diese Situation als naher Angehöriger schon mal erlebt hat weiß, dass es in den ersten Tagen unfassbar viel zu entscheiden gibt. Man hat die Nachricht, dass dieser Mensch nicht mehr da ist, gerade erst realisiert, da findet man sich auch schon im Büro des Bestatters wieder und trifft gefühlt im Minutentakt eine Entscheidung nach der anderen: Wie soll der Mensch bestattet werden? Was soll der oder die Verstorbene auf dem letzten Weg tragen? Soll es eine Anzeige in der Zeitung geben und wie soll sie gestaltet und formuliert werden? Wie soll der Sarg oder die Urne aussehen?

Ich breche die Aufzählung hier ab, bin aber noch lange nicht fertig. Meistens ist es gut, wenn man nicht allein dort ist, sondern Unterstützung hat. 
Ich habe diese Situation jetzt zum zweiten Mal erlebt und sie wie beim ersten Mal als Zumutung empfunden. Man sitzt dort, muss seine Emotionen irgendwie und irgendwo für eine Weile wegschließen und einfach nur funktionieren.

Gut, wenn man dann Menschen um sich hat, die sich in so einem Fall buchstäblich mitfühlend verhalten. Das gab es auch bei uns und es hat sehr geholfen.
Irritierend war jedoch eine Erfahrung, von der ich bislang nur gelesen, die ich aber als konstruiert empfunden hatte - bis jetzt. Was passiert, wenn Du jemandem erzählst, dass es einen Menschen, der Dir wichtig war, nicht mehr gibt? Die meisten reagieren zunächst erschrocken und empathisch und sagen einige tröstende Worte. Danach kommt von der Mehrheit von ihnen: nichts. Es ist, als sei nichts passiert. Nur ein paar von ihnen fragen noch, ob sie helfen können, ob man reden möchte oder etwas, was in eine ähnliche Richtung geht. Aber die Mehrheit schweigt. Erst in dem Moment, wenn man sich wieder so gibt, als sein man "ganz die Alte", wagen sich die ersten von ihnen gewissermaßen aus der Deckung und verhalten sich so, als sei nichts geschehen. Aber das, was einen (immer noch) sehr beschäftigt und das eigene Leben deutlich verändert hat, wird ignoriert.

Was steckt dahinter? Die Angst, etwas Unpassendes zu sagen? Die, die ihr das glaubt: So viel Falsches könnt ihr gar nicht sagen, wie ihr falsch macht, wenn ihr schweigt.
Oder ist es ganz allgemein die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens? Dann fangt an, Euch damit zu beschäftigen und das Thema nicht zu verdrängen. Das Sterben gehört nun mal zum Leben.
Vielleicht sind es aber auch Erinnerungen an eigene Verluste, die Menschen dazu bringen, allem rund um den Tod auszuweichen.
Egal, welche Gründe es für dieses Verhalten geben mag, ich kann Euch sagen: Es fühlt sich für mich verdammt falsch an.

Kommentare

  1. HI deinen Beirag finde ich irre wichtig und gut, weswegen ich ihn direkt im Bloggerköfferchen geteilt habe.
    Sei lieb gedrückt und ich wünsche dir die richtigen Menschen zur rechten Zeit an die Hand, und ich wünsche dir Mut.

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  2. Liebe Nicole vielen Dank und liebe Grüße!

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