Hannover in aller Munde

Ich wohne zwar nicht in Hannover, aber nur ungefähr 250 Meter Luftlinie von der Grenze, die zwischen "meiner" Klein- und der Landeshauptstadt verläuft, entfernt. Da interessiert man sich natürlich auch dafür, was nebenan so los ist. 

Jetzt gerade quellen die Medien über vor Nachrichten aus
Messe Hannover
Hannover. Ganz vorn: das Aus der CeBIT. 1986 ist sie gestartet, 2018 hat irgendjemand zum letzten Mal das Licht für die Technologiemesse ausgemacht, ohne es zu ahnen. In unserer örtlichen Tageszeitung wird denn auch gefragt, ob ihre Leser mit ihr persönliche Erinnerungen verbinden. Wer in oder um Hannover gewohnt und sich zur CeBIT-Zeit nicht in seinen Keller eingeschlossen hat oder fluchtartig in Urlaub gefahren ist, kommt um persönliche Erinnerungen gar nicht herum. Die 80-er: Das war die beste Zeit für die sogenannten "Messemuttis"; Frauen (ja, es waren tatsächlich ganz überwiegend Frauen), die einzelne Zimmer ihres Hauses oder ihrer Wohnung an Geschäftsreisende vermieteten und ihnen jeden Morgen das Frühstück machten. Messebesuch mit Familienanschluss. Viele Jahre war es während der CeBIT auch nicht nur auf dem Messegelände, sondern irgendwie überall in der Umgebung proppenvoll: auf den Straßen zu den An- und Abfahrtszeiten sowieso, aber auch in den Restaurants oder kulturellen Einrichtungen. Firmen haben damals Karten für Geschäfts-Events gekauft, um ihren Kunden etwas Besonderes bieten zu können. Die CeBIT war also nicht nur eine Messe, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor.


Ich kann mich auch an meinen ersten CeBIT-Besuch erinnern. Das muss 1988 oder 1989 gewesen sein. Ich war noch Beamtenanwärterin bei der Deutschen Bundespost und hatte mich mit einem Kollegen dort dienstlich umgesehen. Da wir uns im Anzug bzw. mit Bluse und Blazer durch die Hallen bewegten, haben uns die Standbetreiber ein paar Mal für Entscheider gehalten. Zu dieser Zeit wurden nicht nur Computer & Co., sondern auch Verteil- und Kuvertiermaschinen vorgestellt. Wir kannten so etwas schon aus unseren Ausbildungspostämtern und wurden so überaus freundlich umgarnt, als hofften die Hersteller, dass sie über uns den nächsten Deal anbahnen könnten. Dass wir absolut kleine Lichter waren, haben wir für uns behalten. 😉

Auch, wenn man sich nicht für Kommunikationstechnik interessiert hat, kam man als Hannoveraner oder Bewohner der angrenzenden Städte nicht an der CeBIT vorbei. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass es vor einigen Jahren zusätzlich zu den üblichen Messestaus auch noch ein Hochwasser gab: Nach längeren Regenfällen trat die Leine über die Ufer und hatte mehrere wichtige Zufahrtsstraßen nach Hannover überschwemmt. Es ging im Auto oder Linienbus rein gar nichts mehr.

Das Ende der CeBIT kommt wirklich nicht aus heiterem Himmel, aber nun reiht sie sich früher als gedacht in die Kette der "Weißt du noch?"-Erinnerungen ein. 

Und was war noch? Der Ausverkauf eines Schlosses und des Fußballs

Die Welfen scheinen am Hungertuch zu nagen. Damit sie
Die Marienburg, Ex-Stammsitz der Welfen  © Frank Rasdel/pixelio.de
auch morgen noch ihre Teller und Becher füllen können, haben sie gerade für einen symbolischen Euro ihren Stammsitz, die südlich von Hannover gelegene Marienburg, indirekt an das Land Niedersachsen verkauft. Vor etlichen Jahren hat es mit ihnen schon mal Ärger gegeben, als herauskam, dass sie zahlreiche Gegenstände aus dem Burginneren - vom Schmuck bis zum Gemälde - ins Ausland verschachert hatten. Ihnen wird bewusst gewesen sein, dass sie das nicht in dieser Form durften, denn es handelte es sich durchweg um Kulturgüter. Aber von irgendetwas muss das Dolce Vita des Prügelprinzen Ernst August, der zwar mit Caroline von Monaco eine Tochter hat, aber lieber seinen eigenen Interessen nachhängt, ja bezahlt werden. Was den Ausschlag für den flotten Immobilientransfer gegeben hat? Es dürften die 26 Millionen Euro gewesen sein, die sich im Laufe der Zeit für eine überfällige Sanierung aufgestaut haben. Wenn Ihr also auch ein Schloss Euer Eigen nennen solltet, überlegt einfach mal, wem Ihr die Kosten dafür aufs Auge drücken könnt. Dem Rathaus um die Ecke vielleicht. Vielleicht klappt das auch bei einem schnöden Einfamilienhaus.


Hannover 96, dem traditionsreichen Bundesligaverein, drohen noch für diese Saison Punktabzug (wie kann man von fast nichts noch etwas abziehen?) und der Lizenzentzug. Und das alles, weil der Vorstandsvorsitzende ein Ende der 50+1-Regel fordert, um selbst die Zügel in die Hand zu nehmen. Am Ende muss sich der eine oder andere Spieler einen neuen Verein suchen. Es geht wie immer: ums Geld. In der 4. Liga würden dann kleinere Brötchen gebacken werden. Oder eher Kekse. Ja, Kekse hätten die richtige Größe.

Und jetzt sage noch einer, Hannover sei langweilig. Nein.

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