"Wir wollen Ihr Bestes!" Aha - mein Geld.

Ein bisschen moderner war es schon, aber mir gefällt das Foto © Rainer Sturm/pixelio.de
In den ersten Jahren, in denen ich in meinem jetzigen Wohnort lebte, gab es hier ganz in meiner Nähe einen kleinen Laden, der unter dem Namen seiner Inhaber bekannt war. Das große "E" über dem Eingang spielte keine Rolle, wenn von dem Geschäft und dem Ehepaar, das es betrieb, die Rede war. Der Laden war ein Treffpunkt, die Ware immer frisch und viele Kunden waren mit Namen bekannt. Wenn man etwas Bestimmtes haben wollte, dann konnte man es für den nächsten Geschäftstag bestellen und dann abholen. Beratung war inklusive: "Darf ich Sie mal fragen, was Sie mit den Zwetschgen vorhaben? Ach so, einen Kuchen backen! Dann empfehle ich Ihnen, bis morgen zu warten. Die Zwetschgen, die wir morgen haben, eignen sich viel besser zum Backen." 

Vor Jahren hat das Ehepaar das Ende des Ladens angekündigt. Die beiden waren im Rentenalter, und es gab niemanden, der das Geschäft weiterführen wollte. Seitdem sind die Jalousien vor dem Schaufenster und der Eingangstür dauerhaft unten, das Paar lebt in der Etage über den Geschäftsräumen. Wenn man jemandem aus dem Ort etwas erzählen will, das in der Gegend passiert ist, heißt es noch immer "an der Ecke bei Sch.".
Jetzt wird praktisch alles fürs tägliche Leben bei den Discountern und Supermärkten im Ort gekauft. Beratung findet keine statt; ich habe auch mehrmals erlebt, dass man mir dort nicht sagen konnte, wo ich einen bestimmten Artikel finde. Immerhin wünscht man mir an der Kasse einen guten und nach dem Bezahlen einen schönen Tag. Auch, wenn es in der Regel eine Floskel sein dürfte, die die Konzernzentrale vorgegeben hat und die durch Testkunden kontrolliert wird, ist es besser als nichts.

normale Supermarktkasse, kein SB © Thommy Weiss/pixelio.de
Aber die Offensichtlichkeit, einen Kunden nur noch als jemanden zu betrachten, der in einer möglichst kurzen Verweildauer im Supermarkt möglichst viel Geld dalassen soll, hat mit den SB-Kassen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Man kann tatsächlich einen Wocheneinkauf für eine zehnköpfige Familie ohne einen sozialen Kontakt erledigen. Die Ware wird von den Kunden selbst über den Scanner gezogen, es wird bezahlt und mit dem vollen Einkaufswagen zum Parkplatz gegangen. Es geht nicht wirklich darum, sich dem Kunden gegenüber serviceorientiert zu verhalten, sondern Personal und Platz zu sparen. Die, die so etwas super finden, argumentieren, dass man dadurch Zeit spart. Das stimmt doch aber nur so lange, wie die SB-Kassen störungsfrei funktionieren, kein dusseliger Kunde an der Technik verzweifelt oder ein Storno braucht (dafür muss nach wie vor hilfreiches Personal zur Verfügung stehen) und die Geräte von eher wenigen Menschen benutzt werden. 

Wenn es den Konzernen wirklich um die Zufriedenheit ihrer Kunden ginge, dann hätten sie mehr ausgebildetes und  kompetentes Personal, das anständig bezahlt wird, angenehm zu schiebende Einkaufswagen, mehr Sitzplätze, einen Einpackservice... Aber statt dessen bahnt man sich den Weg vorbei an halbvollen Paletten mit Waren, die noch den Weg in die Regale finden sollen, oder zusätzlichen Warenkörben und Aufstellern mit großartigen Sonderangeboten, die die Wege versperren. Gerne kommen einem auch schon mal Hubwagen entgegen, denen man ausweichen muss. Mein Mann ist da geduldiger, er ist derjenige, der auch mal guckt, was es denn so Neues gibt. Wenn ich einkaufe, ist mein Blick nur auf genau das gerichtet, was ich von Anfang an einkaufen wollte. Ich bleibe nirgends stehen, sondern greife ins Regal und tue alles, um den Einkauf möglichst bald hinter mich zu bringen. Und jetzt könnt Ihr mal raten, ob wir Spaß haben, wenn wir zusammen einkaufen gehen. 😉

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