Mit der DB unterwegs

Messegelände während der #fbm18
Wir waren gestern auf der Frankfurter Buchmesse. Nach Jahren der Abstinenz bin ich mal wieder mit der Deutschen Bahn gefahren. Die Fahrkarte und die Reservierungen habe ich vor ein paar Tagen telefonisch beim DB-Mobilitätsservice gebucht. Am Telefon begrüßte mich nach nur zehn Minuten Fahrstuhlmusik eine freundliche Frauenstimme - kein Automat, sondern ein richtiger Mensch. Da das meine Premiere dort war, wurde zunächst ein Datensatz angelegt. Zwischen der DB-Mitarbeiterin und mir gab es immer wieder Phasen des Schweigens. In einer sagte sie: "Nicht, dass Sie glauben, hier passiert nichts. Aber ich muss auf das System warten." - "Das habe ich mir schon gedacht." Wieder Schweigen. Doch schwierig wurde es, als ich nach einer Alternative zu meiner Zugverbindung fragte. Für die freundliche Dame war das zunächst kein Problem: "Moment, ich mache mal ein zweites Fenster auf und sehe nach", sagte sie hilfsbereit. Aber schon nach wenigen Sekunden hörte ich, wie sie einmal durchatmete. Dann war ihre Stimme zu hören, die aber nicht mir galt: "Du, kannst Du mal diese Daten bei Dir eingeben? Bei mir hat sich das Programm aufgehängt", bat sie eine Kollegin. "Das dauert jetzt einen Moment." Damit war wieder ich gemeint. In der ersten Sekunde nickte ich, schob dann aber ein "kein Problem!" nach. Nach einer knappen halben Stunde hatte ich meine Mail mit der Fahrkarte und den Reservierungen zum Ausdrucken. Dass es relativ schnell geklappt hat, ist der freundlichen DB-Mitarbeiterin am Telefon und ihrer hilfreichen Kollegin zu verdanken, den von der DB zur Verfügung gestellten Arbeitsmitteln sicher nicht. Darum hier ein dickes "Danke" an die beiden Damen.


Ich habe eine Weile der Diskussion zugehört, die hier auf der Buchmesse im Kulturstadion geführt wurde. Das Thema hieß "Wege aus der Flucht". Auf dem Foto sind auf der Bühne ein Nahostexperte und eine Projektmanagerin der Bertelsmann Stiftung sowie die leitende Pressesprecherin des UNHCR - des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen - zu sehen. Wer genau hinschaut bemerkt neben dem Herrn einen freien Stuhl. Es fehlt Antoine Jerji. Jerji ist Journalist, wohnt und arbeitet in Gütersloh und ist syrischer Flüchtling. Das aber nur am Rande, denn als er kam, wurde er von den Dreien auf der Bühne erleichtert begrüßt. Der Grund: Jerji hatte in dem ICE gesessen, der kurz zuvor auf der Strecke von Köln nach Frankfurt zum Teil ausgebrannt war. Mehr als 500 Fahrgäste mussten evakuiert werden. Glücklicherweise hat es keine Schwerverletzten oder gar Toten gegeben, was nicht nur am vorbildlichen Handeln eines privat im Zug sitzenden Bundespolizisten und einiger ebenfalls mitreisenden Feuerwehrleute gelegen hat, sondern auch daran, dass sich weder Kleinkinder noch Rollstuhlfahrer in den Wagen befanden. Ende September hatte ich euch von den Erlebnissen des Behindertenaktivisten Raul Krauthausen erzählt. Als sein Zug wegen eines technischen Defekts evakuiert wurde, war man auf Fahrgäste wie ihn, die im Rollstuhl sitzen, nicht vorbereitet. Hätte er in dem brennenden Zug gestern eine Chance gehabt? Ich mag mir so eine Situation gar nicht ausmalen.

So, wie wir nach Frankfurt gekommen waren, so kamen wir auch wieder nach Hannover: mit dem ICE. Vorgesehene Abfahrt: 18:58 Uhr. Um diese Zeit fuhr der Zug aber nicht los, sondern es war in der Nähe ein rhythmisches Piepen zu hören. Es hörte immer wieder auf, um nach einer kurzen Pause wieder zu beginnen. Dann die Durchsage eines DB-Zugbegleiters: "Wegen einer Türstörung können wir leider noch nicht losfahren." Entgegen meiner Befürchtung, mir den Frankfurter Bahnhof länger als nötig durch das Fenster ansehen zu müssen, ruckte der Zug nach ein paar Minuten an. Kurz nach der Abfahrt meldete sich eine weibliche Stimme über die Lautsprecher: "Verehrte Fahrgäste, unsere nächsten Haltepunkte sind Hanau, Kassel-Wilhelmshöhe, Göttingen, Hannover Messe/Laatzen. Der Zug hält nicht in Fulda." Und etwas eindringlicher: "Dieser Zug hält nicht in Fulda! Dieser Zug hält nicht in Fulda!" Anschließend das alles auf Englisch. Was war da los? Hatte mal ein Fahrgast an der Tür gerüttelt, als der Zug in Fulda nicht gehalten hatte? Glaubten da Leute an den Wolfsburg-Effekt? Die VW-Stadt ist ja schon einige Male von vorbeifahrenden ICEs ignoriert worden, allerdings zu Unrecht.
Hanau. Menschen stiegen aus, andere ein. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung. Ein kratzendes Geräusch in den Lautsprechern kündigte eine Durchsage an. Dieselbe Frau wie zuvor. "Unser nächster Halt ist Kassel-Wilhelmshöhe. Dieser Zug hält nicht in Fulda!" Beim letzten Satz war in ihrer Stimme ein leichtes Beben zu hören. Die ersten Fahrgäste grinsten. Die Lautsprecher waren für einen Moment still. Wenige Sekunden später: "Verehrte Fahrgäste, der Zug hält nicht in Fulda!" Jetzt war nicht mehr zu überhören, dass die Zugbegleiterin gegen das Lachen ankämpfte. Es war fast schon schade, dass sie diese Ansage mit unserer Ankunft in Kassel nicht mehr machen musste.

Kommentare

  1. Warum hat er denn nicht in Fulda gehalten, grins. Erinnert mich fast ein wenig an die Leipziger Buchmesse im März dieses Jahres, als wir wegen gefrorener Weichen ein wenig hin und her rangiert wurden und tags darauf gar nichts mehr ging.

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    1. Du warst in Leipzig? Dort war ich auch! Schade, dass wir uns nicht getroffen haben. Ich bin dort mit meiner Freundin gewesen, wir sind allerdings mit dem Auto gefahren. Am Tag des Schneeeinbruchs hätten wir vom Hotel bis zum Messegelände so lange gebraucht, dass wir ein Alternativprogramm gemacht haben und zum Panorama gefahren sind.

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