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| Packstation in Schwabmünchen, Bayern. Quelle: s. u. |
Er klingelt nicht nur ein-, sondern zweimal, sodass auch ich in meinem begrenzten Gehtempo unfallfrei die Haustür öffnen kann. Wenn wirklich niemand zu Hause ist, versucht er, das Paket bei unseren Nachbarn abzugeben - was so gut wie immer klappt. Sollte auch nebenan niemand sein, hinterlegt er die Sendung bei der nächsten Filiale der Deutschen Post, etwa 300 Meter von uns entfernt.
Doch auch der engagierteste Zusteller macht Urlaub oder wird mal krank. Dann kommt sein Vertreter. Er findet es nicht so wichtig, jedes Mal an der Haustür zu klingeln. Man bekommt eine Benachrichtigungskarte in den Briefkasten oder eine Mail ins Postfach, weil man "nicht angetroffen" worden sei. Sorry, dass ich ohne das Klingeln nicht bemerkt habe, dass jemand vor unserer Tür steht.
Normalerweise werden die Paketsendungen in diesen Fällen in die oben genannte Filiale gebracht, wo man sie innerhalb von sieben Werktagen abholen kann. Das Schöne daran ist: Wegen der kurzen Entfernung mitten in einem Wohngebiet kann man die Filiale schnell erreichen. Außerdem wurde sie mithilfe einer mobilen Rampe für alle Menschen mit Rollen vor oder unter sich betretbar gemacht. Dass die Öffnungszeiten etwas dünn sind, verblasst vor diesem Hintergrund.
Doch einer der Vertreter unseres Stamm-Zustellers hat sich neulich etwas überlegt, womit er das Leben von mobilitäts- und seheingeschränkten Menschen gleich etwas bunter machen konnte: Er hat unser Päckchen in einer Packstation abgelegt. Wer das noch nie gemacht hat: In der Benachrichtigungsmail befindet sich ein Barcode, den man an ein Lesegerät an der Packstation halten muss. Die richtige Entfernung ist dabei entscheidend: Ich hatte mein Smartphone zunächst fast direkt an das Lesegerät gehalten und wurde von einem kleinen Schriftzug aufgefordert, einen größeren Abstand zu wählen. An der Stelle habe ich mich gefragt, wie Menschen mit einer Sehbehinderung mit so etwas klarkommen.
Wenn man alles richtig gemacht hat, springt irgendwo an dieser Schließfachwand ein Türchen auf, hinter dem sich das Paket befindet. Ich hatte Glück, dass meins in einer für mich erreichbaren Höhe eingelagert worden war: Ich bin nur etwas mehr als 1,60 Meter groß, so eine Packstation hat eine Höhe von etwa 2,20 Metern. Hätte mein Paket in einem Fach in der oberen Reihe gelegen, hätte ich Mühe gehabt, es zu entnehmen. Da stellt sich natürlich auch die Frage: Wie sollen Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer damit zurechtkommen?
Zum Schluss geht es auch um die grundsätzliche Erreichbarkeit der Packstation. Wie schon erwähnt ist die nächste Deutsche Post-Filiale ganz in unserer Nähe. Die Packstation ist es aber nicht: Zwei Kilometer müssen irgendwie überwunden werden, wenn man etwas abholen will.
DHL hat seine Packstationen von Beginn an damit beworben, dass man rund um die Uhr Sendungen abholen und einliefern kann, ganz unabhängig von den Öffnungszeiten der Filialen. Aber Menschen mit Mobilitäts- oder Seheinschränkungen wurden schlicht vergessen. Nicht nur DHL geht davon aus, dass behinderte Menschen ohnehin nur in Begleitung unterwegs sind und im Zweifel eine helfende Hand an ihrer Seite haben. Ich empfinde das als Bevormundung, denn im Rahmen meiner Möglichkeiten bin ich auch allein unterwegs - so wie viele andere Menschen mit einer Behinderung auch. Das möchte ich mir nicht nehmen lassen, so lange es noch geht.
Natürlich könnt ihr euch jetzt fragen, warum ich mit diesem Thema erst jetzt um die Ecke komme, obwohl die ersten Packstationen schon vor ungefähr zwanzig Jahren eingeführt wurden. Tatsächlich musste ich bislang nie etwas von einer Packstation abholen und war mir des Problems darum nicht bewusst - bis zu diesem Tag.
DHL, es wäre super, wenn mehr an Menschen mit Behinderung gedacht werden würde.
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