Wasser, überall Wasser

Quelle: s. unten
Weihnachten ist gerade vorbei, und es war eines der ungewöhnlichsten Weihnachtsfeste, an die ich mich erinnere.

Ich wohne seit mehr als 30 Jahren in einer Kleinstadt am südlichen Rand von Hannover, die sich in der Nähe der Leine und der Ihme befindet. Das sind zwei nicht besonders große Flüsse, die wahrscheinlich den meisten Leuten nichts sagen. In vielen Jahren führen die beiden Flüsse und ihre Nebenarme Hochwasser; meistens im März, wenn im Harz die Schneeschmelze einsetzt. Dann sind immer dieselben Straßen gesperrt. Diese Hochwasserereignisse sind ein bisschen lästig, aber sie dauern nur ein paar Tage. Dann geht das Hochwasser zurück und alles ist wieder beim Alten. Nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste.

Das ist diesmal ganz anders. Es regnete und regnete und wollte gar nicht mehr aufhören. Anfang Dezember hatte es noch Schnee gegeben, doch nun, als Weihnachten vor der Tür stand, war davon nichts mehr zu sehen. Wir haben begonnen, immer mal wieder die Daten der für uns maßgeblichen Pegel der Leine mithilfe einer App zu beobachten. 

Als der Schnee schmolz, wurde kurz die erste Meldestufe für die Leine in der benachbarten Kommune überschritten. Danach fiel der Wasserstand stark, um dann eine gute Woche später erneut die erste Meldestufe zu überschreiten, dieses Mal deutlicher als zuvor.

Aber auch das machte uns noch keine Sorgen, zumal die Pegelstände kurz darauf wieder deutlich absanken. Der Tiefpunkt war dann mit 2,51 Metern am 19. Dezember erreicht. Alles gut also, die erste Meldestufe liegt bei dieser Pegelstation bei einem Wasserstand von 3,20 Metern. Doch dann schwoll die Leine in einem flotten Tempo an: Zwei Tage später war der Pegel schon wieder bei der ersten Meldestufe angekommen, noch am selben Tag wurde die zweite Meldestufe (3,90 Meter) überschritten, Heilig Abend wurde dann die Marke von 4,70 Metern gerissen und damit die dritte Meldestufe erreicht. Fünf Tage lagen also zwischen "alles entspannt hier" und "wohin soll das noch führen?". 

Jetzt gerade ist der Pegelstand bei 4,94 Metern. Es wurden so viele Straßen wegen des Hochwassers gesperrt, dass man langsam den Überblick verliert. In den Medien und Messenger-Diensten gibt es zahllose Fotos der überfluteten Region Hannover. Eigentlich vertraute Bereiche erkennt man nur, wenn auf dem Foto markante Gebäude oder Straßenschilder zu sehen sind. Der Blick auf die Pegelstände wird jetzt durch das Verfolgen der Füllstände und Abflussmengen der Harzer Talsperren ergänzt. Die für uns wichtige hat einen Füllstand von mehr als 102 Prozent, obwohl bereits Wasser abgelassen wurde. Das Harzwasser gelangt über den Fluss Innerste auch in die Leine, was nicht gerade zur Beruhigung beiträgt.

In unserem Viertel gibt es noch einige wenige Retentionsflächen, auf die sich die Ihme und die (normalerweise) kleinen Wasserläufe ausdehnen können. Auf ihnen ruht unsere Hoffnung, dass sich das Wasser nicht in das Wohngebiet ausbreitet.

Ich wohne in diesem Ort seit mehr als 30 Jahren und bin in der Region Hannover aufgewachsen. Doch ein so starkes Hochwasser habe ich noch nicht erlebt. 

Die Helden der Stunde

Die örtlichen Feuerwehren haben hier und in allen anderen vom Hochwasser betroffenen Orten eine großartige Arbeit gemacht. Anstatt die Feiertage gemütlich bei ihren Familien zu sitzen und sich Festtagsessen und Glühwein schmecken zu lassen, haben sie alles getan, um das Hochwasser aufzuhalten und Menschen zu helfen, die sich mit oder ohne eigenes Verschulden in einer kritischen Situation befunden haben. Dafür kann ihnen gar nicht genug gedankt werden. Denn: Die allermeisten Feuerwehrleute tun das ehrenamtlich, sie opfern dafür ihre Freizeit. Das ist keine Selbstverständlichkeit.


Quelle Foto: HAZ online, 27.12.2023, URL Hochwasser in Hemmingen: Bürgerinfotelefon und Sperrungen (haz.de)

Kommentare

  1. Liebe Ina, ich bin jedes Mal entsetzt, wenn ich Nachrichten im Fernsehen anschaue und die Situation in Norddeutschland sehe. Mein Mitgefühl gilt allen, die vom Hochwasser betroffen sind.
    Zwar sind auch bei uns im Pfälzerwald die Bäche und Weiher vollgelaufen, aber hier gibt es keine großen Flüsse, die Schaden anrichten können.
    Ich hoffe auf baldige Entspannung der Wetterlage und wünsche Dir einen guten Start ins Neue Jahr 2024!
    Mitfühlende Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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  2. Liebe Ingrid, ich bin in der Gegend aufgewachsen und habe so etwas noch nie erlebt. Bächlein, die normalerweise müde vor sich hin plätschern und im Sommer sogar versiegen, werden zu richtigen Flüssen, deren Wasser mit hoher Geschwindigkeit vorbeirauscht. Die Böden sind so vollgesogen, dass das Grundwasser über die Keller in die Häuser kommt. Und dann gibt es Leute, die von Sandsack-Deichen Säcke für sich selbst stehlen oder mit dem LKW einfach über einen solchen Deich fahren und ihn damit zerstören. Da fehlen mir die Worte.
    Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr.
    Herzliche Grüße aus Niedersachsen
    Ina

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