Ich wollt' ich wär' ein Huhn - ach nein, doch nicht

Ende April las ich von einem Unfall, der sich im
Emsland auf der A31 ereignet hatte. Wegen eines Reifenschadens fing ein Lkw Feuer und brannte vollständig aus. Er hatte 5.300 Hühner geladen, die alle in den Flammen verbrannten.

Fünftausenddreihundert Hühner! Ich bin kein Landkind und habe bereits Schwierigkeiten, mir eintausend Hühner als Gruppe vorzustellen. Aber dass über 5.000 von ihnen in einem Lkw zusammengepfercht werden, hat mich regelrecht schockiert. War der Laster mit so vielen Tieren nicht heillos überladen?

Nein, rein juristisch gesehen war er das nicht. Da gibt es auf EU-Ebene die Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates über den Schutz von Tieren beim Transport und damit zusammenhängenden Vorgängen sowie auf Bundesebene die Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV). Dort steht unter anderem, wie viele Tiere welcher Tierart unter welchen Bedingungen transportiert werden dürfen.

Ich habe seit etlichen Jahren immer wieder gelesen, unter welch furchtbaren Bedingungen Tiere oft weite Strecken transportiert und dass Kontrollen zu selten durchgeführt werden. Ich las es, fand es schlimm und bin zur nächsten Nachricht "gewandert". Erst diese Zahl in der Meldung über den Verkehrsunfall hat etwas in mir ausgelöst.

Mittlerweile weiß ich, dass dieser Transport noch nicht einmal ein ungewöhnlich großer gewesen ist. Ich habe eine Meldung aus dem letzten Jahr gefunden, in der es um einen Lkw-Unfall in Vechta ging, bei dem fast 6.000 Hühner verendeten. 2017 passierte in Österreich ein Unfall mit einem Tiertransporter, der 7.000 Hühner geladen hatte. Viele der Tiere starben.

Ist es vielleicht besser, Bio-Hühner zu kaufen, weil dabei mehr auf die Frachtbedingungen geachtet wird? Die Antwort ist ernüchternd: Nur, wenn die Tiere keine langen Transportwege hinter sich haben. Auf der Website der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung werden Zahlen genannt, die sich nicht von denen für "konventionell" gezüchtete Hühner unterscheiden.
Wer jetzt noch nicht die Nase voll hat, kann sich ansehen, welche Daten und Fakten die Albert Schweitzer Stiftung zum Thema Tiertransporte zusammengetragen hat. Appetitfördernd ist das nicht.

Ich habe einem ersten Impuls folgend für mich beschlossen, deutlich weniger Fleisch zu essen. Nicht, dass es bislang jeden Tag auf den Tisch gekommen wäre, aber es soll jetzt zur Ausnahme werden. Vielleicht komme ich irgendwann auf null, mal sehen.


Photo credit: andymag on Visualhunt

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