Und Tschüß! Abschied aus einem sozialen Netzwerk

Am 11. Oktober 2021 war er da: der Zeitpunkt, an
dem ich die Nase voll hatte. Nach über zehn Jahren, die ich bei Facebook angemeldet war, habe ich mich ausgeklinkt. Bis einschließlich 11. November kann ich noch einen Rückzieher machen, mich wieder einloggen und - Tadaaa! - mein Account wäre wieder da wie Phönix aus der Asche. Doch was hat zu meinem Facebook-Frust geführt?

Am 5. März 2019 war ich darüber gestolpert, dass alle Links zu meinem Buchblog Inas Bücherkiste, die ich auf meiner Facebook-Seite gepostet hatte, gelöscht worden waren, oft sogar mit dem zugehörigen Text. Da bestand dann so ein Post nur noch aus einem Cover-Foto. Eine Erklärung hatte ich dafür nicht. Schließlich hatte ich mit meinen Buchtipps niemanden beleidigt oder bedroht, es waren keine Pornos dabei und ich hatte nicht zu einem Staatsstreich aufgerufen. 

Als ich dann jedoch versuchte, die Links wieder einzutragen, wurde mir klar, dass das nicht so einfach möglich war: "Sie haben gegen unsere Gemeinschaftsstandards verstoßen", stand da in einem Fenster, das plötzlich aufpoppte. Nein, hatte ich nicht. Das machte ich dem Support (Warum heißt das "Support" = Unterstützung und nicht "Discouragement" = Abschreckung/Verhinderung?) mehr als zwanzig Mal deutlich. Eine Antwort bekam ich nie. Seitdem postete ich meine Links zur Bücherkiste zunächst auf Twitter, kopierte den dortigen Link und benutzte ihn für die Posts bei Facebook - und später auch bei Instagram, als es von Facebook gekapert worden war.

Dann waren da diese seltsamen Vorstellungen, die Facebook zu haben scheint, wenn es um neofaschistische Hetze geht. Drei Mal hatte ich Accounts gemeldet, wo unter einem Pseudonym, das ja "eigentlich" bei Facebook nicht erlaubt ist, antisemitische und rassistische Memes veröffentlicht wurden. Auch verbotene Symbole aus der NS-Zeit wurden dort gezeigt, was den Support aber nicht interessiert hat: "Vielen Dank für Ihren Hinweis. Wir haben ihn geprüft und konnten keinen Verstoß gegen die Gemeinschaftsstandards erkennen." Ja, sicher...

Wenn es noch eines weiteren Sargnagels für die Abmeldung bedurft hätte, dann befand er sich in den angeblich moderierten Gruppen. Der Tonfall hat sich dort im Laufe der Zeit von 'temporär großkotzig' zu 'blitzschnell eskalierend' verändert. Schon bei Nichtigkeiten fanden sich immer ein oder zwei Leute mit einer extrem kurzen Lunte, die verbal ganz tief in die Jauchegrube fassten und den Mist in die Gruppe schleuderten. Das muss man sich nicht antun.

Mal eben schnell abmelden? Ach was...

Ich hatte zunächst versucht, selbst herauszufinden, wie man sich von Facebook abmeldet. Aber es ist wohl nicht gewollt, dass man das schafft, ohne ein paar Steine aus dem Weg zu räumen.

Nach zehn oder fünfzehn Minuten, die ich vergeblich probiert hatte, den Ausgang zu finden, habe ich dann doch eine Suchmaschine befragt. Ein hilfreicher Link ist der von der Verbraucherzentrale NRW, der den Löschvorgang kurz und knapp erklärt. 

Bevor ich die virtuelle Tür zuklappte, wollte ich noch wissen, welche Daten Facebook in den letzten zehn Jahren über mich gesammelt hat. Auch der Weg zu dieser Funktion ähnelte der Suche in einem Dornengestrüpp. Transparent war da gar nichts. Diesmal half mir eine andere Seite weiter: Der Heise-Verlag war so nett, das mal übersichtlich aufzubereiten.

Eineinhalb Stunden dauerte es, bis der Download abgeschlossen war. Ich habe insgesamt mehr als 40 Datenpakete erhalten, meine digitale Facebook-Spur sozusagen. Aber wie interessant ist das? Ganz ehrlich: Ich hatte mir davon mehr erhofft. Ich habe zum Beispiel eine Liste der Personen erhalten, zu denen ich irgendwann mal direkten Kontakt in Form von persönlichen Nachrichten hatte. Die meisten davon waren in meiner Freundschaftsliste. Ich weiß jetzt also, mit wem und wann ein Austausch stattgefunden hat, aber nicht, worum es ging. Sehr sinnvoll.

So ähnlich sind auch die anderen Datengruppen strukturiert: Man liest beispielsweise, dass man am 1. Mai 2015 etwas bei einem bestimmten Account kommentiert hat, sieht aber nicht, worum es ging. Aber halt: Das kann man nachsehen, wenn man sich in seinen zurzeit noch scheintoten Account einloggt! Ein sehr plumper Versuch, die Leute zum Bleiben zu animieren. Es bleibt also dabei, dass ich bei der Durchsicht der Daten mehr blinde Flecken als Erhellendes entdecke. Egal, Deckel zu.

Mehr als drei Wochen ist die Stilllegung meines Accounts jetzt her, und ich kann euch sagen: Mir fehlt er nicht. Wer den Kontakt zu mir halten möchte, kennt die anderen Möglichkeiten. Wer das nicht will, auf den kann ich verzichten. Und die Schreihälse, die bei Facebook unterwegs sind, die braucht nun wirklich kein Mensch.


Foto: Foto von Thought Catalog von Pexels

Kommentare

  1. Das ist ja wirklich alles seltsam gelaufen bei Dir.

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    1. Das kann man wohl laut sagen. Ein paar Wochen nach meinem Facebook-Austritt konnte ich übrigens bei Instagram wieder meine Direktlinks zu meinem Buchblog eingeben. Na, sowas...

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