Unterwegs auf dem Weser-Skywalk

Ich bin ein großer Fan von Panoramen. Wenn es irgendwo schöne Aussichten gibt, muss ich sie nutzen. Vor einiger Zeit habe ich im Status eines Messenger-Dienstes Fotos gesehen, auf denen der Weser-Skywalk sowie Ausblicke von dort gezeigt wurden. 

Der Weser-Skywalk ist eine Aussichtsplattform im Weserbergland, die vor zehn Jahren fertiggestellt wurde. Sie befindet sich im Dreiländereck von Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen auf den sog. Hannoverschen Klippen und bietet in fast 90 Metern Höhe einen sehr schönen Blick auf die Weser und die Ortschaften Herstelle (NRW) und Karlshafen (Hessen). Man parkt in Niedersachsen und ist in NRW, sobald man den Parkplatz verlassen und den ersten Schritt auf dem Weg zum Skywalk gemacht hat.

Die Fotos, durch die ich überhaupt erst auf den Skywalk gekommen war, hatten zwei Verwandte von mir hochgeladen, die zu unterschiedlichen Zeiten dort unterwegs gewesen waren. Auf meine Frage, ob ich es ihrer Meinung nach schaffen würde, den Wanderweg dorthin zu benutzen, bekam ich die Antworten "Ach, lass mal lieber, ist ganz schön uneben" und "Das schaffst du schon!". Da war ich genauso schlau wie vorher.

Aber jetzt war der Wunsch da. Ich wollte es wenigstens ausprobieren, die Plattform zu erreichen. Gestern war es soweit: Wir sind gerade in der Gegend gewesen und haben einen Abstecher zum Skywalk gemacht. 300 Meter ist der Weg lang, der vom nächstgelegenen Parkplatz dorthin führt. Am Anfang der Strecke gibt es noch einen verzinkten Handlauf, aber er wird dann durch eine Absperrung aus Metallseilen abgelöst. 

Es geht immer abwärts und ich glaube, der Weg hat
vor zehn Jahren besser ausgesehen. Regen und Schneeschmelze haben an etlichen Stellen kleine und größere Gräben in den Boden gegraben, an denen der Untergrund sehr locker und uneben ist. Dort zu laufen, ist für die meisten Menschen sicher kein Problem, mit drei Beinen aber eben doch. Ohne die Hilfe meines Mannes hätte ich die Strecke nicht geschafft. Der Ausblick auf die Landschaft war schön, aber ich werde mir die Strecke kein zweites Mal antun.

Ich habe gelesen, dass der Bau des Weser-Skywalks damals umstritten war und in der Bevölkerung heiß diskutiert wurde. Die meisten lehnten ihn ab, weil es an der Stelle bereits einen natürlichen Aussichtspunkt gab. Heute scheint die Akzeptanz jedoch groß zu sein.

Der Skywalk kostete etwa 500.000 Euro und wurde aus Mitteln der EU, des Landes Nordrhein-Westfalen und des Landkreises Höxter bezahlt. Was ich an mir selbst festgestellt habe, als ich diese Zahl las: Wären da nicht ein paar Euro mehr drin gewesen, um mehr Menschen den Besuch zu ermöglichen? Es ist offensichtlich, dass niemand bei der Planung einen Gedanken daran verschwendet hat, den Weg für Menschen im Rollstuhl befahrbar zu machen und ihn so weit zu pflegen, dass er nicht noch schwerer zu nutzen ist. Auch der Übergang vom Weg zur Aussichtsplattform führt nur über Treppen.

Da könnte man jetzt einwenden, dass die frühere Situation, als es nur den natürlichen Aussichtspunkt gab, ebenfalls nicht barrierefrei war. Das stimmt. Niemand erwartet, dass jeder Wanderweg rollstuhltauglich hergerichtet wird. Aber warum wird bei künstlich angelegten Wegen noch nicht einmal der Versuch unternommen, die Barrierefreiheit mitzudenken? Der Kreis Höxter und das Land NRW bezeichnen den Weser-Skywalk als Publikumsmagneten. Umso ärgerlicher, dass er vielen Interessierten verwehrt wird.



Kommentare

  1. Man konnte von oben vom Skywalk bestimmt gut runter auf das Hochwasser schauen. Oder war dort gar keines?
    Im Hunsrück gibt es die Geierlay-Hängeseilbrücke, die ich allerdings noch nicht besucht habe. Es ergab sich einfach keine Gelegenheit, dann war sie wegen Corona gesperrt und jetzt kostet sie pro Person 5 € Eintritt.
    Für mich ist langes Gehen und Stehen eine Qual wegen der Arthrose in den Knien und deshalb überlege ich immer, ob ich irgendwo hingehen sollte oder besser nicht.
    Ist ähnlich wie bei Dir auf drei Beinen. Du brauchst Barrierefreiheit und ich immer eine Sitzgelegenheit zwischendurch.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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    1. Nein, im Bereich der Weser gab es kein Hochwasser.
      Bei älteren Bauwerken rechne ich nicht damit, dass sie nachträglich barrierefrei gemacht werden, zumal das oft auch nicht (vollständig) möglich ist. Aber der Weser-Skywalk ist ja noch relativ neu, man hätte das durchaus mitdenken können. Meinem Mann ist außerdem auch aufgefallen, dass das Hinweisschild zu Beginn des Weges, auf dem stand, an wen man sich in Notfällen wenden kann, nur auf Deutsch formuliert war. Die Information stand also nur nur deutschsprachigen Menschen, die ein ausreichendes Sehvermögen haben, zur Verfügung. Das finde ich schon ziemlich schwach.
      Viele Grüße aus Niedersachsen und "immer" trockene Füße!

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