Soziale Medien sind schlecht für uns!

Beim Lesen der Überschrift mag der eine oder andere denken: "Na, das sagt die Richtige! Da verteilt sie ihr Blog-Gedöns bei Facebook, Twitter und Instagram und kommt dann mit so einer steilen Aussage um die Ecke!"

Richtig. Dieser Rundumschlag gegen die sozialen Netzwerke, hier insbesondere Instagram, stammt auch nicht von mir. Mein Mann erzählte mir kürzlich, einen Artikel gelesen zu haben, in dem sinngemäß diese Aussage gemacht wurde. Eine freie Autorin schreibt hier in ihrem Artikel über ein Buch einer jungen Journalistin, die sich für das Jugendportal des Handelsblatts selbst in die Rolle einer Influencerin, die bezahlte Kooperationen eingeht, begeben hatte.* 

Ab da ahnt man im Grunde schon, wie dieses Experiment ausgeht: Die Journalistin verliert sich in der virtuellen Welt, zeigt Abhängigkeitsmerkmale sowie Verhaltensweisen, die sie an sich vorher nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe das Buch nicht gelesen, sondern es bei dem Online-Artikel und der Leseprobe belassen. Aus den Erfahrungen, die sie während des Experiments gemacht hat und den Zuschriften von Leserinnen zieht sie durchgehend negative Schlussfolgerungen: Instagram mache süchtig und wirke sich negativ auf die seelische Gesundheit aus, weil man sein eigenes Leben mit dem (angeblich) perfekten Leben der anderen Nutzer vergleicht.

Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon seit Jahren werden in Büchern, Zeitschriften und Zeitungen ähnliche Ansichten vertreten. Ich selbst halte es da mit dem Arzt und Philosophen Paracelsus, der schon 1538 schrieb:

"Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei. Zum Exempel: eine jegliche Speise und ein jeglich Getränk, wenn es über seine dosis eingenommen wird, so ist es Gift."**

Wie gesagt, auch ich habe Accounts in den sozialen Netzwerken. Sie dienen dazu, über die Veröffentlichung meiner Blogtexte zu informieren, zu einigen Menschen Kontakt zu halten und mich mit ihnen auszutauschen und mich zu informieren. 

Bei Instagram habe ich beispielsweise Accounts gefunden, die sehr alte Fotos von Hannover zeigen. Der schönste von ihnen ist der des Historischen Museums Hannover: Hier werden ständig Aufnahmen gezeigt, die historisch interessant sind und die die Follower zu Diskussionen und zum Austausch anregen. 

Da ich schon immer viel und gern gelesen habe, folge ich den beiden großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig, mehreren Verlagen, Literaturagenturen und Autoren. Einer von ihnen schreibt gerade an seinem nächsten Buch und hat sich dazu mit seiner Frau in einem Häuschen auf Mallorca einquartiert. Fast jeden Morgen lädt er den Blick über die Nachbarschaft bis zum Meer hoch. Da werde ich schon ein bisschen neidisch, denn die Insel gehört zu meinen absoluten Urlaubsfavoriten. Unter den Autoren sind überwiegend Selfpublisher, deren Bücher mir gefallen haben. Von ihnen findet sich eine Rezension in meiner Bücherkiste.

Auch einigen Mallorca-Accounts folge ich, weil dort wirklich tolle Bilder zu finden sind. Ebenso solchen, in denen es um das Thema Behinderung geht.

Und immer mal zwischendurch lade ich Fotos von dort hoch, wo ich gerade bin. Nichts Spektakuläres, die Fotos sind alle mit dem Smartphone aufgenommen und nicht nachbearbeitet worden.

Für solche Dinge ist Instagram gut. Irgendwelchen sogenannten Stars folge ich nicht. Ich sehe keinen Sinn darin, mir fast schon voyeuristisch fremde Leben anzugucken. 

Nur, damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich blende nicht aus, dass das Unterwegssein bei Instagram & Co. zum Problem werden kann. Ich finde aber einseitige Sichtweisen und Pauschalisierungen schwierig; egal, worum es dabei geht. Darum werde ich mein Gedöns auch weiterhin auf diese Weise "unters Volk bringen". 

Aber die Buchautorin und ich sind uns in einer Sache einig: Das, was sich um uns herum abspielt, ist das richtige Leben. Das ist es, worum wir uns kümmern müssen. Die Accounts, in denen teure Autos, Schmuck, Kosmetik oder Mode gezeigt werden oder in denen Promis ihren ach so tollen Alltag vorführen, sind es nicht. 
Bis dann bei Instagram. 😉


*: "Unfollow!" von Nena Schink, erschienen 2020 bei Eden Books
**: "Septem Defensiones 1538. Werke Bd. 2", nachzulesen unter http://www.zeno.org/nid/20009261362

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