Kino: Auf dem Weg zu den Sternenkriegern

Wer hier eine Filmrezension zum neunten Teil der gerade in den Kinos laufenden "Star Wars"-Saga erwartet hat, den muss ich leider enttäuschen. In diesem Text wird es um meinen letzten Kinobesuch gehen, um mir diesen Film anzusehen, aber es hätte genauso gut ein anderer Film sein können.

Mir geht es heute um die Möglichkeit, dreibeinig in ein Kino hineinzukommen. Ich wohne ganz in der Nähe von Hannover, sodass sich grundsätzlich mehrere Möglichkeiten anboten. Die von uns aus nächsten sind in der hannöverschen Innenstadt. Dort kamen für "Star Wars" das Cinemaxx Kino und das Astor Grand Cinema infrage.

Um in den Kassenbereich des Cinemaxx zu gelangen, muss man eine längere Treppe überwinden. Es gibt auch einen Fahrstuhl, aber er ist generell abgeschlossen. Um ihn nutzen zu können, muss eine Begleitperson oben an der Kasse oder bei den Aufsichten darum bitten, dass jemand mit einem Schlüssel nach unten kommt und die Benutzung ermöglicht. Das bedeutet: Wenn jemand ins Cinemaxx möchte, der auf den Fahrstuhl angewiesen ist, sollte er eine Begleitperson bei sich haben, die für ihn um den 'Lift-Service' bittet. Ganz ehrlich: Blöder geht es nicht. Da kommt mir sogar dann, wenn ich in Begleitung bin, die Galle hoch.

Nächste Station: das Astor Grand Cinema. Vor gut fünf Jahren wurde das frühere Cinemaxx Kino nach einem umfangreichen Umbau, der mehrere Millionen Euro verschlungen hat, als Astor Grand Cinema wiedereröffnet. Das Versprechen: Alles ist schöner geworden. Tatsache ist: Innen ist alles schicker als früher, man kommt aber nur über eine Treppe ins Gebäude, die noch nicht mal einen Handlauf hat. Im Foyer gibt es Stufen. Der Fahrstuhl ist unverändert geblieben, die Aufteilung des Gebäudes allerdings nicht: Es wurde eine neue Etage eingezogen, in der sich der Loungebereich befindet. Dort kann man sich nett hinsetzen und einen Cocktail schlürfen, die Inhaber von Logen-Karten bekommen einen Gratisdrink. Blöd nur, dass der Fahrstuhl dort nicht hält, weil es diese Etage früher nun mal nicht gab. 

Auch blöd ist, dass Behinderte, die in ihrem Behindertenausweis ein "B" für "Begleitung" stehen haben, die einzigen Gäste sind, die ihre Tickets nicht vorab online kaufen können. Diese Funktion ist auf der Website nicht vorgesehen. Schade, schade...
Da ich mich nicht ärgern will, ist das Astor Grand Cinema dauerhaft aus dem Rennen.

Diese beiden Kinos sind etwa acht Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Mit dem Fahrrad oder Auto ein Klacks, mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert die Anfahrt etwas mehr als eine halbe Stunde. Nur störungsfrei besuchen kann ich sie eben nicht.

Auf in die Peripherie

Wir waren schließlich im Cinestar Kino. Es ist in einer Stadt nordwestlich von Hannover. Da ich am Südrand wohne, ist der Weg deutlich weiter: Mit dem Auto sind es knapp 18 Kilometer, je nach Verkehrslage benötigt man für die Strecke 20 bis 30 Minuten. Mit den Öffentlichen wäre ich eineinhalb Stunden unterwegs - einfache Strecke. Aber das Cinestar hat den großen Vorteil, dass man stufenlos von der Parkgarage bis in den Kinosaal kommt. Auch stufenlos erreichbare Sitzplätze gibt es.

Die letzte Alternative, um "Star Wars" zu sehen, ist das Cinemotion. Es befindet sich in einer Stadt am nördlichen Rand von Hannover und ist von uns aus mit dem Auto in einer halben Stunde zu erreichen. Mit dem Bus und der Straßenbahn dauert es etwa doppelt so lange. Dreibeinig kommt auch dort gut zurecht, aber die Parkplatzsituation ist nicht optimal. Das Cinestar ist darum erste Wahl.

Warum?

Mir drängen sich da mehrere "Warums" auf. Warum ist es ausgerechnet Kinos in den Kleinstädten gelungen, sich größtenteils barrierefrei aufzustellen? Warum ignorieren ausgerechnet die großen Kinos, hinter denen mehr Geld stecken dürfte, die Bedürfnisse der behinderten Besucher? Warum drängt sich mir der Eindruck auf, dass Menschen mit Behinderungen dort nicht erwünscht sind?

Mich hat dieser Umstand vor allem beim Astor Grand Cinema geärgert: Dort wurde bei der Sanierung praktisch jeder Stein umgedreht, es wäre an mehreren Stellen möglich gewesen, die Barrierefreiheit zumindest zu verbessern. Aber man hat darauf verzichtet. Weil man es nicht musste? Oder weil es den Verantwortlichen völlig gleichgültig gewesen ist?

Klar ist, dass ich nicht dorthin gehen werde. Dass sich an den Gegebenheiten etwas ändern wird, ist nicht zu vermuten. 



Nachtrag: Wer noch überlegt, sich "Star Wars" anzusehen, kann mich gern anschreiben und fragen, wie mir der Film gefallen hat. Ich möchte hier nicht spoilern. 😉

 

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