Ein neues Jahrzehnt ist angebrochen - Wie war das alte?

In diesem Januar ist "alles" anders: Die Menschen
blicken nicht nur auf das vergangene Jahr, sondern gleich auf ein ganzes Jahrzehnt zurück. Ich will jetzt ausnahmsweise mal ganz mainstream sein und das auch machen; obwohl ich weiß, dass es im Grunde Quatsch ist. Aber sei's drum.

Ich habe nachgedacht, was zwischen 2010 und 2019 eigentlich passiert ist. Vielleicht liegt's am Alter, aber bei der einen oder anderen Begebenheit musste ich erstmal darüber nachdenken, wann sie sich ereignet hat. Immerhin blicke ich auf mehr als fünf Dekaden Ina zurück. Mit der Trennschärfe hapert es da doch ein bisschen. Jetzt glaube ich aber, die wichtigen Ereignisse zeitlich korrekt zuordnen zu können. Ich werde alles chronologisch aufschreiben, auf die konkreten Jahreszahlen jedoch verzichten.

Das war im letzten Jahrzehnt in meinem Leben wichtig

Ich werde auf die bedeutsamen Vorkommnisse, die sich in der Welt ereignet haben, nicht eingehen und mich auf Persönliches beschränken. Das mag jetzt den Eindruck erwecken, als liefe ich mit Scheuklappen durchs Leben, aber das Risiko gehe ich ein.

Im letzten Jahrzehnt haben meine Kinder die Schule verlassen. Ich glaube, das war für uns alle eine Art Meilenstein, denn wir haben während ihrer Schulzeit einige unschöne Dinge erlebt, auf die wir gut hätten verzichten können und die sich über mehrere Jahre hingezogen haben. Aber als dann die Tage der Zeugnisübergaben und Abschlussfeiern gekommen waren, konnte man wirklich die abgedroschene Redewendung "Ende gut, alles gut" heranziehen.

In das Jahrzehnt fiel auch die Erkenntnis, dass ich es wegen meiner Behinderung nicht mehr schaffe, meinem Beruf nachzugehen. Es fühlte sich damals an, als seien meine Möglichkeiten, die ich als gesunder Mensch gehabt hätte, wie mit dem Fallbeil gekappt worden. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich sei jahrelang jeden Tag mit einem Lächeln im Gesicht ins Büro gefahren. Aber gerade meine letzte Stelle war interessant und abwechslungsreich. Durch interne Ehrenämter konnte ich mich außerdem für Menschen einsetzen: in den ersten Jahren für die Frauen, in den darauffolgenden für die Behinderten in der Behörde. Es hat eine ganze Weile gedauert, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass das in Zukunft wegfallen würde. Ich habe dann mein Leben umsortiert und mich neu orientiert. Seit einigen Jahren habe ich die Situation akzeptiert.

Freundschaften waren mir immer wichtig. Freundschaft ist jedoch etwas, was von beiden Seiten gepflegt werden muss. Sobald ich über einen gewissen Zeitraum den Eindruck habe, dass es da eine Schieflage gibt, stelle ich die Freundschaft zu diesem Menschen infrage. Das führte zwei Mal dazu, dass ich sie beendet habe. Ich kann in beiden Fällen sagen, dass mir nichts fehlt und ich nach wie vor zu meiner Entscheidung stehe.

In den letzten zehn Jahren sind aber auch neue Freundschaften entstanden oder alte, die ein bisschen vor sich hin gedümpelt haben, wieder aufgelebt. Das freut mich sehr für jede einzelne. Ich hoffe, dass sie lange bestehen werden.

In diesen Zeitraum fiel auch eine Operation, deren Erfolg es war, dass ich noch auf meinen Beinen stehen und gehen kann. Das mag nach wenig klingen, ist es aber nicht. Seitdem kommt zwar das dritte Bein zum Einsatz, aber man kann nicht alles haben, nicht wahr? Danach mussten auch ein anderes Auto und ein geeignetes Fahrrad her. Meine Krankenkasse konnte erst mit einer Klage davon überzeugt werden, einen Anteil des Fahrrad-Kaufpreises zu übernehmen. Ich habe noch den Ausspruch meiner Anwältin im Ohr, als sie die Klage beim Verwaltunsgericht einreichte: "Lassen Sie sich nichts bieten. Legen Sie Widerspruch ein und klagen Sie notfalls auch!" Recht hat sie.

In meinem engeren Familienkreis gab es zum Ende des Jahrzehnts einen Todesfall sowie einige Monate später einen schweren Unfall, dessen Folgen den Verunglückten noch Jahre beeinträchtigen werden. Der Zusammenhalt der Familie war in dieser Zeit sehr wichtig.

Ich habe den bisherigen Text gelesen und festgestellt, dass man als Außenstehender den Eindruck gewinnen könnte, dass uns und mir die vergangenen zehn Jahre ganz schön zugesetzt haben. Das stimmt aber nur zum Teil. Es gab auch sehr viele sehr schöne Zeiten, in denen zum Beispiel gemeinsam gefeiert wurde oder wir tolle Urlaube gemacht haben.

Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass ich dankbar bin für eine tolle Familie und super Freunde, die auch dann da sind, wenn es im Leben mal rumpeliger zugeht. Ich weiß, dass beides nicht selbstverständlich ist. Darum sage ich euch ein dickes "Danke"! Die kommenden zehn Jahre kriegen wir gemeinsam genauso prima hin. 😃

Nachtrag: Die Mathematiker unter euch werden jetzt den Zeigefinger heben, bedenklich mit dem Kopf wackeln und darauf hinweisen, dass das neue Jahrzehnt erst in einem knappen Jahr anbricht. Ihr habt recht, aber in Nuller-Jahren schaut es sich viel schöner zurück. 😉

Kommentare

  1. Ich sage immer: "Es hat sich nichts geändert, außer dem Datum." Aber das stimmt nicht. Beim Nachdenken fallen mir allerlei Veränderungen ein. Das vergangene Jahrzehnt war für mich hauptsächlich eine Zeit des Abschiednehmens. Viele Lieben in der Familie haben uns verlassen.
    Gut, dass wir nun sei einigen Wochen einen Enkelsohn haben. Langsam wächst die Familie wieder.
    Also lasse ich das neue Jahrzehnt herankommen und bin gespannt, was es bringen wird!
    Optimistische Grüße von der Pfälzerin

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    1. Herzlichen Glückwunsch, liebe Ingrid! Dass du Oma geworden bist, freut mich sehr für dich. Dann bricht auch für dich eine neue Zeit an, in der du deinen Enkel betüdeln kannst. Ich schaue auch lieber nach vorn als zurück und gucke mal, was da auf mich zukommt.
      Ebenfalls optimistische Grüße von der Niedersächsin

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