Unterwegs in Lissabon

Hier war es schon wieder viel zu lange ruhig. Der Grund: Ich war im Urlaub. Da darf sich auch mein Laptop erholen.

Wir hatten mehrere Ziele angesteuert, eines davon war Lissabon. Das hier soll aber kein Reisebericht werden, in dem ihr Hinweise auf Sehenswürdigkeiten oder die besten Restaurants finden könntet. Es wird eher so etwas wie eine kunterbunte Sammlung von Urlaubsschnipseln, untermalt mit ein paar Fotos. 

Es geht doch nichts über eine gute Vorbereitung... 

Mit drei Beinen ist man gut beraten, nicht einfach so blauäugig loszustolpern. Ein bisschen mehr Vorbereitung als das Buchen der Reise und der Unterkunft ist auf jeden Fall nötig.

Ich habe also vorher viel gelesen. Bei meiner Suche im Internet bin ich auf Berichte gestoßen, in denen Behinderte Ratschläge gegeben haben, wie man seinen Besuch der portugiesischen Hauptstadt sinnvollerweise angehen sollte. Es war die Rede von steilen Straßen, schwer oder gar nicht nutzbaren öffentlichen Verkehrsmitteln, unebenen Wegen und immer wieder unvermittelt auftauchenden Löchern in den Fußwegen, in denen Rollstuhlräder ebenso steckenbleiben können wie dritte Beine. Der Haken: Alle Texte mit einem nennenswerten Inhalt waren schon um die zehn Jahre alt.

Ich neige zu verhaltenem Optimismus. In irgendeiner Ecke meines Gehirns hatte sich der Gedanke festgesetzt: Ina, du warst jetzt schon in vielen Städten, die genauso groß oder größer als Lissabon sind, und bist da auch immer irgendwie zurechtgekommen. Immer gab es, wenn man einen brauchte, einen Behindertenparkplatz, und in Begleitung öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, hat auch geklappt.

Lissabon hat mich jedoch an meine Grenzen gebracht. Es ist die Summe der vermeintlichen Kleinigkeiten, die mir letztlich den Elan geraubt und diese Tage anstrengend gemacht hat. Das geht los mit den Fahrern der Touristenbusse, die nie an den Bordstein heranfahren, sodass die erste Stufe in den oder aus dem Bus nur mit Mühe zu bewältigen ist.

Es geht weiter mit den wirklich ziemlich schlecht gepflegten Fußwegen. Tatsächlich sieht man oft sehr größe Löcher im Pflaster oder Gullideckel, die sich zehn oder mehr Zentimeter unterhalb des Gehwegniveaus befinden. Dazu kommt, dass das wirklich wunderschöne alte Pflaster, für das Lissabon bekannt ist, offenbar sich selbst überlassen wurde, ohne dass mal etwas ausgebessert worden ist. Was auf den ersten Blick wie eine relativ glatte Ebene aussieht, erweist sich dann als sehr wellig. Ich hatte oft das Gefühl, kurz ins Nichts zu treten.

Dazu kommen Aufzüge in der Metro, die nicht funktionieren (kennt man bei uns ja auch) und Plattform-Treppenlifte für Straßenunterquerungen, die noch ziemlich neu aussehen, aber defekt sind und bis auf Weiteres nicht repariert werden. Murphys Law will es, dass das handgeschriebene "Doesn't work"-Schildchen an demjenigen Ende des Lifts klebt, an dem man gerade nicht ist. Während ich also erfolglos den Startknopf drückte, informierte mich eine von unten kommende Touristin über den kleinen Zettel, an dem sie gerade vorbeigekommen war.

Behindertenparkplätze, die nicht für bestimmte Personen reserviert sind, sind in Lissabon so rar, wie ich es noch nirgends erlebt habe. Mit dem Auto möglichst dicht an Sehenswürdigkeiten heranfahren zu wollen, ist eine Schnapsidee.

Natürlich gibt es auch Positives! 

Lissabon ist eine schöne Stadt, daran gibt es keinen Zweifel. Da das hier aber kein Reisebericht sein soll, verzichte ich wie gesagt auf die Nennung der Sehenswürdigkeiten. Weil ich mich aber über das historische Pflaster geäußert habe, greife ich das hier noch mal auf. Wer sich einen ersten Eindruck von der tollen Pflasterung verschaffen möchte, kann das mithilfe von freien Programmen, die eine Satellitenansicht ermöglichen, tun. Sehr schön sind zum Beispiel der Praça do Município und der Praça Dom Pedro IV (Rossio). Die beiden Herren im Hintergrund sollen an die Handwerker erinnern, die einst an dem Pflaster gearbeitet haben.

Überall stößt man im Zentrum auf Hinweise, die an die Seefahrertradition der Portugiesen und damit an die Zeiten, in denen das Land als Weltmacht galt, erinnern. Schiffe sieht man sowohl als gepflasterte Mosaike als auch an der Spitze von Laternenmasten. 

Und selbstverständlich darf auch das Denkmal für den portugiesischen Seefahrer und Entdecker Vasco da Gama nicht vergessen werden. Er steht voller Tatendrang am Bug eines Schiffes, hinter sich die verschiedensten Leute, die ihm zu folgen scheinen. An Heiligabend ist er zwar schon seit 495 Jahren nicht mehr unter den Lebenden, aber ihm wird in Portugal immer noch so gehuldigt, als hätte er erst gestern seinen letzten Atemzug getan.


Seit den Tagen in Lissabon weiß ich, dass die Stadt auf sieben Hügeln errichtet wurde. Wenn ich mich richtig erinnere, trifft das auch auf Rom und Bamberg zu. Wo der Reiz gelegen haben mag, eine Stadt unter diesem Gesichtspunkt zu gründen, erschließt sich mir nicht. Wer etwas hierzu weiß, darf das gern unten in das Kommentarfeld schreiben. Man kann so alt werden wie eine Kuh,...

Die sieben Hügel führen natürlich dazu, dass es ganz schön rauf und runter geht. Es gibt also neben steilen Straßen und steilen Treppen auch steile Rolltreppen
und sogenannte Fahrstühle, die entweder so

oder so


aussehen. Mit ihnen lassen sich auch dreibeinig die verschiedenen Ebenen Lissabons relativ bequem erreichen, wenn nicht gerade lange Menschenschlangen davor warten.

Zum Schluss ein kleines bisschen Politik

In Portugal haben Anfang Oktober Parlamentswahlen stattgefunden. Vereinzelt hingen noch einige Werbebanner an den Laternenmasten. Dieses hier hat mich sehr amüsiert, denn bisher wusste ich nicht, dass die CDU auch hier ihre Finger im Spiel hat:
Nein, hat sie auch nicht. Die CDU ist das Wahlbündnis der portugiesischen Grünen, Kommunisten und der linken Partei. Aber lustig wäre es gewesen, oder? Und wissen eigentlich Frau Merkel und AKK davon? 😉



 
 


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