Zwei Dinge, die mir aufgefallen sind

Die beiden Dinge, über die ihr gleich lesen werdet, haben rein gar nichts miteinander zu tun, trotzdem werde ich sie in einen Artikel quetschen. Da müsst ihr jetzt durch.

Wann sind Adjektive nötig?

Adjektive sind das, was wir in der Grundschule zunächst als "Wie-Wörter", später dann als "Eigenschaftswörter" und irgendwann noch später endlich, endlich als Fremdwort - "Adjektiv" - kennengelernt haben. 'Blöd' ist ein Adjektiv, aber auch 'schnell', 'hübsch' oder 'gedankenlos'. Und schon sind wir da, wohin ich wollte. Es geht doch nichts über gute Überleitungen.

Quelle: dpa
Gedankenlos war nämlich, was ich kürzlich über eine deutsche Schauspielerin gelesen habe, die trotz einer Behinderung, die von ihr eine Menge Flexibilität, Kraft und Humor verlangt, in diese seltsame Eigenschaftsecke gestellt wurde. Die Schauspielerin ist sehr vielen von uns bekannt. Vielleicht haben wir nicht sofort ihren Namen parat, aber sie hat in einer Fernsehserie den Part der Assistentin eines Rechtsmediziners inne. Es geht um Christine Urspruch, die im Tatort aus Münster neben Jan Josef Liefers und Axel Prahl eine der Hauptrollen spielt.

Christine Urspruch ist 1,32 Meter klein. Kleinwüchsig nennt man das. So werden Menschen bezeichnet, deren Körpergröße höchstens 1,40 Meter erreicht. 
Wer die Schauspielerin in ihren Rollen gesehen oder Interviews mit ihr gelesen hat, kann ahnen, was in ihr steckt. Man könnte sicher eine Menge Positives über sie berichten. Das klappt aber leider nicht immer.

Ein Blatt aus der Regenbogenpresse hatte vor einigen Jahren über die Hochzeit Urspruchs mit ihrem zweiten Mann berichtet. Gleich der erste Satz begann nicht etwa mit beispielsweise "Die sympathische / erfolgreiche / bekannte Schauspielerin...", sondern mit: "Die kleinwüchsige Schauspielerin Christine Urspruch...". Nennt mich kleinlich, aber mich ärgert so etwas. Warum geht ausgerechnet bei einer Behinderten der erste Blick auf ihren "Mangel"? Habt ihr schon mal etwas über eine blasse Diane Kruger, eine faltige Jutta Speidel oder eine nachlässig frisierte Katja Riemann gelesen? Das werdet ihr auch nicht, obwohl alles zutrifft.

Für Christine Urspruch wie für alle anderen, die trotz aller Beeinträchtigungen etwas aus ihrem Leben machen, gibt es ganz sicher passendere Adjektive. 
Und wenn wir schon dabei sind: Ich selbst lege keinen Wert darauf, als "die gehbehinderte Bloggerin" beschrieben zu werden. Wer mich nicht leiden kann, kann das mit den entsprechenden Adjektiven zum Ausdruck bringen und zum Beispiel "die zickige Schreibelse" sagen. Oder etwas Ähnliches. 

Wenn so eine Wortwahl ein sehr seltener Ausrutscher wäre, könnte ich darüber hinwegsehen. Ist es aber nicht. Schon oft sind mir derartige Formulierungen aufgefallen, und diese über Frau Urspruch war jetzt eine zuviel.

Achtung, jetzt kommt der thematische Bruch.

Was E-Autos erst so richtig ökologisch macht

Na, wenn das nicht ein krasser Themensprung ist...

Mir wird im sozialen Netzwerk mit dem blauen F

mehrmals täglich die Werbung eines Carsharing-Anbieters gezeigt, der in diesen Tagen in Berlin mit viel Trommelwirbel gestartet ist. Das Besondere: Dort gibt es ausschließlich E-Autos. Da drängt sich zunächst der Gedanke auf, dass das Unternehmen auf die "grüne Welle" aufspringen und von dem sich verändernden Umweltbewusstsein profitieren will. 


Die Kampagne macht insbesondere mit einem Videoclip auf sich aufmerksam. Der kurze Film beginnt mit einer Sequenz, die das Heck eines auf einer schmalen Asphaltstraße fahrenden Pkws zeigt. Es ist sonnig, die Straße ist von zwei Rasenstreifen, auf denen Bäume in zwei langen Reihen stehen, gesäumt. Das Licht malt Schatten auf die Fahrbahn, die sich mit sonnenbeschienenen Flächen abwechseln. Schön, oder?

Dann wird in dieses fast schon idyllische Bild ein Text eingeblendet: "Kostenlose Registrierung, nur xy Cent/Minute und außerdem kannst du mit uns ganz entspannt zum Flughafen fahren, ohne Extragebühr!"

So wird im Bruchteil einer Sekunde aus optimistischem Grün ein Marketing-G(r)au. Herzlichen Glückwunsch und schöne Grüße von der Umwelt.

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