Wer hält sich Haus-Würmer?

Es gibt Momente, in denen man etwas sieht oder hört
und plötzlich - bing! - eine vermeintlich verschollene Erinnerung wieder aus den Tiefen des Gehirns nach oben gespült wird. Das muss nichts Wichtiges sein. So, wie auch meine Erinnerung, die heute Vormittag wieder das Licht der Welt erblickte, nichts Spektakuläres an sich hat. Außer, dass ich das Gehörte damals ziemlich skurril fand.

Der heutige Trigger, der mich zurück in die Vergangenheit führte, war die Überschrift eines Artikels in einer in München erscheinenden Tageszeitung. Er stammt von einem Wissenschaftsjournalisten, der für mehrere Printmedien arbeitet. In dem Text schreibt er darüber, wie es ist, ohne einen eigenen Garten - oder genauer: ohne irgendeinen Garten - einen Komposthaufen anzulegen. In den eigenen vier Wänden. Und da war sie dann, die Erinnerung, bestimmt mehr als zehn Jahre alt. Eines meiner Kinder hatte in einem naturwissenschaftlichen Fach eine Lehrerin, die in einigen Dingen durchaus ziemlich speziell war. Für ihre besonderen Ansichten war sie in der Schule bekannt. Als ich sie einmal zufällig traf, erzählte sie mir begeistert von ihrem neuesten häuslichen Projekt. Sie hatte eine alte Kommode mit drei oder vier Schubladen zu einem Inhouse-Komposter umfunktioniert. In die oberste Schublade kamen die Bio-Abfälle, die im Haushalt der Lehrerin angefallen waren. In den Schubladen darunter befanden sich die Abfälle in ihren fortgeschrittenen Verfallprozessen. Wie bei anderen Kompostiermethoden leisteten auch hier Kompostwürmer ganze Arbeit. Die Kompost-Kommode hatte die Lehrerin nicht etwa dezent in den Keller, sondern gut sichtbar im Hausflur platziert. 

Ich hatte Mühe, mir einen passenden Kommentar zusammenzubasteln, denn mir lag nichts daran, dieser Begeisterung einen Dämpfer zu geben. Aber ich konnte mir damals nicht vorstellen, im Wohnbereich zu kompostieren und Würmer als Haustiere zu haben. Das kann ich auch heute noch nicht. Bin ich da zu empfindlich? Vielleicht, aber in diesem Fall ist es mir egal.

Kommentare

  1. Das ist echt skurril und erinnert mich daran, wie wir im Rahmen einer ABM kurz nach der Abwicklung des FDGB eine Gaststätte räumen mussten. Inklusive einer vollen Kühltruhe, die seit 9 Monaten keinen Strom mehr gesehen hatte. Man kann ja Regenwürmer lieben aber doch nicht diese Gerüche im Haus. Ich bewundere ja immer die Leute, die Entsorgungen von Messiewohnungen von Berufs wegen machen. Ich möchte sowas nicht noch einmal erleben.

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    1. Oh, sofort geht das Kopfkino an... Ich habe immer gern im Fernsehen den Tatortreiniger gesehen, aber ich würde es nicht über mich bringen, so etwas tagtäglich zu machen.

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