Wir waren kürzlich mit einem unserer Kinder
frühstücken. Wir haben das schon lange nicht mehr gemacht und freuten uns darauf. Das Lokal gibt es erst seit wenigen Jahren. Es ist in einem neuen Gebäude, die Einrichtung ist modern, die Atmosphäre gut und das Essen lecker. Auch am Service, sofern er bei einem Büfett nötig ist, gab es nichts auszusetzen.
Die Gäste waren ziemlich gemischt, auch altersmäßig: Die meisten dürften zwischen Mitte 20 und Mitte 30 gewesen sein, aber wir waren nicht die einzigen aus der Kategorie Ü50.
Als wir satt und rund am Tisch saßen und unser letztes Getränk vor dem Aufbruch schlürften, blätterte mein Mann in der Speisekarte. Sie hatte etwa das Format A5 und bestand aus einer Vielzahl von Seiten, die zwischen zwei bedruckten Pappdeckeln gebunden waren. Das Lokal führt das Wort "Bar" im Namen, und so war es kein Wunder, dass sich seitenweise Spirituosen fanden. Aber es gab außerhalb der Büfett-Zeiten etliche Gerichte für den großen und kleinen Hunger und es wurde betont, dass man so weit wie möglich alle Zutaten und Produkte von Herstellern aus der näheren Umgebung beziehe. Das ist gerade sehr modern und, wie ich finde, auch grundsätzlich richtig: So lassen sich lange Lieferwege vermeiden, was der Umwelt und den Transportkosten zugute kommt.
Alles in allem tat die Geschäftsführung einiges, um ihren Gästen zu vermitteln, dass man sich am Zeitgeist orientiert.
Ich hatte mir dann auch die Karte angesehen. Allerdings von hinten nach vorn, warum auch immer. So kam es jedenfalls, dass ich erst zum Schluss auf die erste Seite stieß, auf der die Inhaber ihre Gäste begrüßen und sie auf das, was sie dort erwartet, positiv einstimmen. Zitat: "Wir wollen, dass es Dir bei uns ebenso gut schmeckt wie Zuhause bei Mutti. Wir werden Deine Lieblingsschnitte mit soviel Liebe und verdammt leckeren Sachen belegen, dass Du Deiner Mutti unbedingt davon erzählen musst [...]." Hört das nie auf? Und was ist, wenn zu Hause nicht "Mutti" kocht? Und gibt es auch Muttis, die lieber als Mütter bezeichnet werden wollen, weil sie keine Lust haben, mit einem verniedlichenden Terminus angesprochen zu werden?
Aber es ging ja noch weiter. Zweiter Absatz, hier ist nun von den saftigen Lieblingsburgern die Rede, die täglich frisch mit knackigen Beilagen zubereitet werden. Na, und wer isst solche Super-Burger am liebsten? "Und wenn Dein Vati ein ebenso großer Fleischfan ist wie Du, dann nimm ihn doch einfach mal mit [...] und genießt gemeinsam dazu eines unserer Lieblingsbiere aus Hannover!"
Ich habe keine Ahnung, wie es Väter finden, von anderen Menschen als ihren Kindern mit "Vati" angesprochen zu werden. Aber meine meistens gute Laune sinkt, wenn immer noch diese Stereotype bedient werden, als sei in den letzten 100 Jahren nichts passiert. Ja klar, die "Mutti" ist die, die zu Hause in den Töpfen rührt und der "Vati" der, der mit seinem Nachwuchs die fetten Burger mampft und die Biere zischt. Ich hätte mich in einer alten Traditionskneipe über diese Klischees keine Sekunde gewundert, aber dieses Lokal kam mit einem modernen Anstrich daher! Ich begreife nicht, was so ein Gefasel im Europa des 21. Jahrhunderts noch zu suchen hat. Ich trinke übrigens auch gern Bier, obwohl ich kein Vati, sondern eine Mutter bin. Prost!
frühstücken. Wir haben das schon lange nicht mehr gemacht und freuten uns darauf. Das Lokal gibt es erst seit wenigen Jahren. Es ist in einem neuen Gebäude, die Einrichtung ist modern, die Atmosphäre gut und das Essen lecker. Auch am Service, sofern er bei einem Büfett nötig ist, gab es nichts auszusetzen.
Die Gäste waren ziemlich gemischt, auch altersmäßig: Die meisten dürften zwischen Mitte 20 und Mitte 30 gewesen sein, aber wir waren nicht die einzigen aus der Kategorie Ü50.
Als wir satt und rund am Tisch saßen und unser letztes Getränk vor dem Aufbruch schlürften, blätterte mein Mann in der Speisekarte. Sie hatte etwa das Format A5 und bestand aus einer Vielzahl von Seiten, die zwischen zwei bedruckten Pappdeckeln gebunden waren. Das Lokal führt das Wort "Bar" im Namen, und so war es kein Wunder, dass sich seitenweise Spirituosen fanden. Aber es gab außerhalb der Büfett-Zeiten etliche Gerichte für den großen und kleinen Hunger und es wurde betont, dass man so weit wie möglich alle Zutaten und Produkte von Herstellern aus der näheren Umgebung beziehe. Das ist gerade sehr modern und, wie ich finde, auch grundsätzlich richtig: So lassen sich lange Lieferwege vermeiden, was der Umwelt und den Transportkosten zugute kommt.
Alles in allem tat die Geschäftsführung einiges, um ihren Gästen zu vermitteln, dass man sich am Zeitgeist orientiert.
Ich hatte mir dann auch die Karte angesehen. Allerdings von hinten nach vorn, warum auch immer. So kam es jedenfalls, dass ich erst zum Schluss auf die erste Seite stieß, auf der die Inhaber ihre Gäste begrüßen und sie auf das, was sie dort erwartet, positiv einstimmen. Zitat: "Wir wollen, dass es Dir bei uns ebenso gut schmeckt wie Zuhause bei Mutti. Wir werden Deine Lieblingsschnitte mit soviel Liebe und verdammt leckeren Sachen belegen, dass Du Deiner Mutti unbedingt davon erzählen musst [...]." Hört das nie auf? Und was ist, wenn zu Hause nicht "Mutti" kocht? Und gibt es auch Muttis, die lieber als Mütter bezeichnet werden wollen, weil sie keine Lust haben, mit einem verniedlichenden Terminus angesprochen zu werden?
Aber es ging ja noch weiter. Zweiter Absatz, hier ist nun von den saftigen Lieblingsburgern die Rede, die täglich frisch mit knackigen Beilagen zubereitet werden. Na, und wer isst solche Super-Burger am liebsten? "Und wenn Dein Vati ein ebenso großer Fleischfan ist wie Du, dann nimm ihn doch einfach mal mit [...] und genießt gemeinsam dazu eines unserer Lieblingsbiere aus Hannover!"
Ich habe keine Ahnung, wie es Väter finden, von anderen Menschen als ihren Kindern mit "Vati" angesprochen zu werden. Aber meine meistens gute Laune sinkt, wenn immer noch diese Stereotype bedient werden, als sei in den letzten 100 Jahren nichts passiert. Ja klar, die "Mutti" ist die, die zu Hause in den Töpfen rührt und der "Vati" der, der mit seinem Nachwuchs die fetten Burger mampft und die Biere zischt. Ich hätte mich in einer alten Traditionskneipe über diese Klischees keine Sekunde gewundert, aber dieses Lokal kam mit einem modernen Anstrich daher! Ich begreife nicht, was so ein Gefasel im Europa des 21. Jahrhunderts noch zu suchen hat. Ich trinke übrigens auch gern Bier, obwohl ich kein Vati, sondern eine Mutter bin. Prost!
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