Wenn ich das Wort 'Influencer' höre, sehe ich vor meinem geistigen Auge Menschen - überwiegend Frauen -, die in immer anderen Klamotten vor den Sehenswürdigkeiten dieser Erde posieren, ihre frisch gemachten Fingernägel mit reichlich Bling-Bling in die Kamera halten oder die ihren Followern die neuesten Kosmetikprodukte mit Pinsel und Schwämmchen vorführen. Die, die das machen, sagen, das sei so stressig, dass man das als ernstzunehmenden Beruf ansehen müsse; und dann gibt es da noch die Anderen, die das ganze Getue um mehr Follower, Klickzahlen und schlussendlich Leute, die dafür bezahlen, für Kokolores halten. Seid ihr überrascht, wenn ich euch jetzt sage, dass ich zur zweiten Gruppe gehöre?
Aber heute ist mir quasi die Steigerung des banalen
Influencing über den Weg gelaufen, und das ausgerechnet in einer christlichen Zeitschrift. Eine der Redakteurinnen hat zwei im Schwarzwald lebende Schwestern besucht, die diese Art der Vermarktung auf eine ganz neue Art und Weise aufziehen: mit Barbies.
Wer sich schon mal ein bisschen bei Instagram durchgeklickt hat, dem sind vielleicht Accounts aufgefallen, bei denen Barbie-Puppen die Rolle von Models einnehmen. Drumherum wird ein bisschen Umgebung geschaffen, das Püppchen bekommt extravagante Schühchen und ein Glitzerröckchen an und fertig ist der Influencer-Auftritt. Aber auch das lässt sich noch steigern, wie das die zwei Schwestern beweisen: Sie belassen es nicht dabei, ihren Barbies den aktuellen Fashion-Style an die Körper zu drapieren, sondern dichten ihnen ein Leben an. Jede Barbie hat dabei einen eigenen Instagram-Account, und obwohl einem beim Anblick der wohlbekannten Wespentaille starke Zweifel an der Gebärfähigkeit einer Frau mit Barbies Maßen kommen können, scharen die Model-Puppen eine fröhliche Kinderschar um sich. Die Umgebung wird da so realistisch wie möglich nachgebaut: Da sieht man die Barbie-Mutter Luise inmitten ihrer Kinderschar auf Skiern im Schnee, als Power-Mum auf dem Laufband mit ihren in Körbchen liegenden Zwillingen neben sich oder beim Familienausflug. Auch Barbies Schwangerschaft wird mit einem modellierten Babybauch dokumentiert.
In Luises Account taucht immer wieder auch ihre "Freundin" Jana auf. Auch sie hat selbstverständlich einen eigenen Account, auf dem das in Plastik gegossene Familienleben nachempfunden werden kann. Sogar ihr "Mann" Sam zeigt sich da mit einem anderen Account, der unter seinem Namen läuft, als Ehegatte und Vater wie aus dem Bilderbuch.
Wie die Zeitschrift in ihrem Artikel berichtete, betreiben die Schwestern auf Instagram insgesamt sechs Barbie-Accounts. Sie sind so geschäftstüchtig, dass sie in einem davon das verkaufen, was auf den Fotos von der Handtasche bis zur Kulisse zu sehen ist.
Bis dahin kann man noch sagen: Okay, das alles ist eine ziemlich schräge Angelegenheit. Aber so richtig bizarr wird es erst, wenn man einen Blick auf die Kommentare der Follower wirft. Da steht dann Luise in der Küche am Herd und bereitet Pfannkuchen zu. Neben ihr steht ihre kleine Tochter, auf dem Boden spielen friedlich die kleinen Zwillinge und der Familienhund schaut beim Kochen zu. Die Beschreibung sagt, dass Luise für eine sechsköpfige Familie Pfannkuchen macht und es sich so anfühlt, als würde sie hunderte Pfannkuchen machen. Die Kommentare darunter reichen von "Nimm 3 Pfannen, dann geht es schneller" bis zu "Wow! Ich koche nur für 5, wenn meine Nichten kommen und mein Mann und meine Tochter!".
Sobald eine der "Frauen" schwanger ist, laufen die Followerinnen zur sentimentalen Höchstform auf: Die Puppen werden so angesprochen, als handele es sich um Menschen, und es werden Glück und eine sichere Geburt gewünscht, gute Ratschläge gegeben und es wird ständig vor Freude ausgeflippt. Die Reaktionen sind so, als würden die Follower das Leben ihrer besten Freunde kommentieren: "OMG! Ich habe so viel verpasst. Dein Ältester Paul ist schon so groß geworden und nun bekommst du ZWILLINGE!?!"
Spätestens da habe ich den Eindruck, dass manche Menschen mal etwas in ihrer Wahrnehmung geraderücken sollten. Leute, ihr quatscht mit einem Massenprodukt aus hautfarbenem Kunststoff! Redet ihr auch mit eurem Küchentisch oder dem Flokati im Schlafzimmer? Und ehe jetzt jemand einwirft, das sei doch nur eine Randerscheinung: Die Seite von Barbie Luise hat immerhin 35.300 Abonnenten, die ihrer "Freundin" Jana 24.400; für deren "Mann" Sam interessieren sich vergleichsweise erbärmliche knapp 2.300 Abonnenten.
Ich könnte mich jetzt noch über das gruselige Rollenbild auslassen, das den Betrachter der Fotos direkt in das Jahr 1950 katapultiert. Ich verzichte dieses Mal darauf. Wer hier schon ein bisschen mitgelesen hat, weiß, was ich von solchen klischeedurchwirkten Arrangements halte, die die Frauen in ihr trautes Heim verbannen.
Aber heute ist mir quasi die Steigerung des banalen
Influencing über den Weg gelaufen, und das ausgerechnet in einer christlichen Zeitschrift. Eine der Redakteurinnen hat zwei im Schwarzwald lebende Schwestern besucht, die diese Art der Vermarktung auf eine ganz neue Art und Weise aufziehen: mit Barbies.
Wer sich schon mal ein bisschen bei Instagram durchgeklickt hat, dem sind vielleicht Accounts aufgefallen, bei denen Barbie-Puppen die Rolle von Models einnehmen. Drumherum wird ein bisschen Umgebung geschaffen, das Püppchen bekommt extravagante Schühchen und ein Glitzerröckchen an und fertig ist der Influencer-Auftritt. Aber auch das lässt sich noch steigern, wie das die zwei Schwestern beweisen: Sie belassen es nicht dabei, ihren Barbies den aktuellen Fashion-Style an die Körper zu drapieren, sondern dichten ihnen ein Leben an. Jede Barbie hat dabei einen eigenen Instagram-Account, und obwohl einem beim Anblick der wohlbekannten Wespentaille starke Zweifel an der Gebärfähigkeit einer Frau mit Barbies Maßen kommen können, scharen die Model-Puppen eine fröhliche Kinderschar um sich. Die Umgebung wird da so realistisch wie möglich nachgebaut: Da sieht man die Barbie-Mutter Luise inmitten ihrer Kinderschar auf Skiern im Schnee, als Power-Mum auf dem Laufband mit ihren in Körbchen liegenden Zwillingen neben sich oder beim Familienausflug. Auch Barbies Schwangerschaft wird mit einem modellierten Babybauch dokumentiert.
In Luises Account taucht immer wieder auch ihre "Freundin" Jana auf. Auch sie hat selbstverständlich einen eigenen Account, auf dem das in Plastik gegossene Familienleben nachempfunden werden kann. Sogar ihr "Mann" Sam zeigt sich da mit einem anderen Account, der unter seinem Namen läuft, als Ehegatte und Vater wie aus dem Bilderbuch.
Wie die Zeitschrift in ihrem Artikel berichtete, betreiben die Schwestern auf Instagram insgesamt sechs Barbie-Accounts. Sie sind so geschäftstüchtig, dass sie in einem davon das verkaufen, was auf den Fotos von der Handtasche bis zur Kulisse zu sehen ist.
Bis dahin kann man noch sagen: Okay, das alles ist eine ziemlich schräge Angelegenheit. Aber so richtig bizarr wird es erst, wenn man einen Blick auf die Kommentare der Follower wirft. Da steht dann Luise in der Küche am Herd und bereitet Pfannkuchen zu. Neben ihr steht ihre kleine Tochter, auf dem Boden spielen friedlich die kleinen Zwillinge und der Familienhund schaut beim Kochen zu. Die Beschreibung sagt, dass Luise für eine sechsköpfige Familie Pfannkuchen macht und es sich so anfühlt, als würde sie hunderte Pfannkuchen machen. Die Kommentare darunter reichen von "Nimm 3 Pfannen, dann geht es schneller" bis zu "Wow! Ich koche nur für 5, wenn meine Nichten kommen und mein Mann und meine Tochter!".
Sobald eine der "Frauen" schwanger ist, laufen die Followerinnen zur sentimentalen Höchstform auf: Die Puppen werden so angesprochen, als handele es sich um Menschen, und es werden Glück und eine sichere Geburt gewünscht, gute Ratschläge gegeben und es wird ständig vor Freude ausgeflippt. Die Reaktionen sind so, als würden die Follower das Leben ihrer besten Freunde kommentieren: "OMG! Ich habe so viel verpasst. Dein Ältester Paul ist schon so groß geworden und nun bekommst du ZWILLINGE!?!"
Spätestens da habe ich den Eindruck, dass manche Menschen mal etwas in ihrer Wahrnehmung geraderücken sollten. Leute, ihr quatscht mit einem Massenprodukt aus hautfarbenem Kunststoff! Redet ihr auch mit eurem Küchentisch oder dem Flokati im Schlafzimmer? Und ehe jetzt jemand einwirft, das sei doch nur eine Randerscheinung: Die Seite von Barbie Luise hat immerhin 35.300 Abonnenten, die ihrer "Freundin" Jana 24.400; für deren "Mann" Sam interessieren sich vergleichsweise erbärmliche knapp 2.300 Abonnenten.
Ich könnte mich jetzt noch über das gruselige Rollenbild auslassen, das den Betrachter der Fotos direkt in das Jahr 1950 katapultiert. Ich verzichte dieses Mal darauf. Wer hier schon ein bisschen mitgelesen hat, weiß, was ich von solchen klischeedurchwirkten Arrangements halte, die die Frauen in ihr trautes Heim verbannen.
Moin, liebe Ina, da weiß ich eigentlich nichts mehr zu sagen. Sehr viele Menschen scheinen die Bodenhaftung verloren zu haben.
AntwortenLöschenLiebe Anne, das glaube ich auch!
LöschenJetzt will ich diese fleischgewordene Verblödung aber auch sehen - wo finde ich diese Instagram-Accounts? Du hast den Link "vergessen". ;)
AntwortenLöschenBitte schön, hier ist z. B. der von Luise: https://www.instagram.com/luise.miller_doll/. Die meisten Kommentare sind auf Englisch.
LöschenWow, das is tja mal ein ganz neuer Trend - aber könnte man auch wenn man möchte als scharfe Kritik und Ironie an den derzeitigen 1.Gruppe Verhältnissen sehen - eben das maschinelle nur noch für den Account leben - wie ein Püppchen. Da stimme ich dir mit den Followern voll zu - das ist gruselig und geht über Scherze hinaus... Ich fände es noch schön, wenn du selbst hier einen Link veröffentlicht hättest zu dem Account, damit man sich als Leser nochmal selbst ein Bild dazu machen kann. Mir ist sowas zum Glück noch nicht untergekommen. Aber wer weiß - bald gibts nicht mehr Kitty und Co sonder Plüschtier Shootings.....
AntwortenLöschenLiebe Mia, da @Dienstwerks Wortzähler auch nach einem Link gefragt hat, kannst du ein paar Zeilen weiter oben nachsehen. Das Lesen der Kommentare dieser Accounts ist wie eine Mischung aus Faszination und Ungläubigkeit.
LöschenWie immer habe ich Deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Ein bisschen belustigt es mich schon, dass Leute mit Puppen plaudern.
AntwortenLöschenIch muss zugeben, dass ich solches noch nie gesehen und gelesen habe, weil ich nicht bei Instagram & Co unterwegs bin.
Es gibt wohl nichts, was es im www nicht gibt!
Nachdenkliche und erheiternde Grüße von der Pfälzerin
Ohne diesen Artikel in der christlichen Zeitschrift wäre ich auch nicht darauf gekommen. Dort stand, dass auch die Eltern mit eingebunden werden. Der Vater baut beispielsweise die Kulissen. Bislang wusste ich, dass z. B. die Fans von Schauspielern nicht vor Augen haben, dass diese in ihrem Privatleben natürlich nicht so sind wie in ihren Rollen, die sie bekannt gemacht haben. Aber in Puppen, die ja in ihren Proportionen gar keine Ähnlichkeiten mit einer Frau haben, etwas Menschliches und Vertrautes zu sehen, finde ich reichlich verschroben.
LöschenVerwunderte Grüße von der Niedersächsin
Verrückt, was es alles gibt. Vor einiger Zeit ist mir ein Barbie Account mit einem anderen Hintergrund begegnet: Mit Barbies wurde dort nachgestellt wie zweifelhaft sich junge Frauen die "helfen" möchten oft in armen Gegenden der Welt in Szene setzen. barbiesavior heißt der Account.
AntwortenLöschenDanke für deinen Hinweis. Das muss ich mir gleich mal ansehen.
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