Ich mache das jetzt so wie...


Mit ein bisschen Verwunderung beobachte ich immer
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mal wieder, welche Trends kommen und gehen, für eine Weile in den Medien durchgehechelt werden und Gesprächsthema sind. 2011 waren das zum Beispiel die in den USA lebende Chinesin Amy Chua, besser bekannt als die "Tigermutter", und ihr sehr spezieller Erziehungsstil. Mit ihrem Buch Die Mutter des Erfolgs: Wie ich meinen Kindern das Siegen beibrachte beherrschte die Jura-Professorin eine ganze Weile die öffentliche Diskussion. Das hat den Verkaufszahlen dieses Titels sicher gut getan. Die Äußerungen der Redakteure in den Feuilletons waren teilweise sehr irritierend. Das Buch zeige, dass "Drill und Herzenswärme keine Gegensätze sind" war beispielsweise in der Zeit im März 2011 zu lesen. Amy Chua hat ihren beiden Töchtern alles verboten, was in einem Kinderleben Freude macht, vom Übernachten bei Freundinnen bis zum Besuch von Kindergeburtstagen. Erwartet wurden von ihr überall Bestleistungen, selbst gewählte Freizeitaktivitäten gab es nicht. Wer hier bei einem 24/7-Drill die Herzenswärme sieht, hat davon eine andere Vorstellung als ich. Bei einer der Töchter hat das rigide Prinzip funktionert, bei der anderen nicht. Chua hat letztendlich ein gemischtes Resümee gezogen, mit einer grundsätzlich positiven Bewertung ihrer chinesischen Methode. Vor acht Jahren schauten viele Eltern, Lehrer, Erzieher und wer sonst noch mit Kindern zu tun hatte mit einer seltsamen Art der Faszination auf diese Art der Erziehung, angezogen und abgestoßen zugleich. Heute spricht hier kein Mensch mehr über die Tigermutter. Niemand interessiert sich hier dafür, was aus ihren Kindern geworden ist. Die Sau wurde durchs Dorf getrieben, hat laut gequiekt und das Dorf wieder verlassen. Aber 2011 gab es auch diese Bereitschaft, das Gute an dieser sehr speziellen und für die meisten von uns fremden Art, mit seinen Kindern umzugehen, zu sehen und sich zu fragen, ob man das vielleicht kopieren sollte. Wenigstens ein bisschen. Oder anders gesagt: ob man sich eine Mütze aufsetzen sollte, die einem nicht wirklich passt. Wozu?


Im Moment macht ein anderer Name die Runde.
Wieder ist es eine Frau, die ein menschliches Fehlverhalten ausrotten will: die Unordnung. Die Japanerin Marie Kondō hat drei Bücher übers Aufräumen geschrieben, die sich millionefach verkauft haben. Ich lese solche Meldungen und frage mich ernsthaft, ob die Not der Menschen angesichts ihrer vermutlich vermüllten Wohnungen so groß ist, dass sie glauben, einen Menschen wie Frau Kondō zu benötigen. Ein bekannter kostenpflichtiger Streamingdienst zeigt seit diesem Jahr sogar eine Serie mit ihr. Dort kann man die geschäftsüchtige Japanerin dabei beobachten, wie sie ihren Mitmenschen zeigt, dass sie sich von Dingen trennen müssen und nichts anhäufen sollen, was sie nicht benötigen. Im Trailer zu dieser Serie wird sie von den Familien, die sie um Hilfe gebeten haben, wie eine Heilsbringerin begrüßt.
Ich habe gelesen, dass kondo im Englischen sogar als Begriff, der für die Bedeutung "einen Schrank aufräumen" steht, Einzug gehalten hat. Dazu fällt mir jetzt nichts mehr ein.

Es ist keine Frage, dass Kinder nicht wie Wildblumen aufwachsen sollten und ein Mindestmaß an Ordnung nötig ist, um nicht in seinem Zeug quasi zu ersticken. Aber warum brauchen so viele Leute dafür jemanden, der ihnen die Richtung weist und zeigt, wo es langgeht? Jemanden, den sie ansonsten gar nicht kennen? Jemanden, von dem man nur eines sicher weiß, nämlich dass diese Person sich prima vermarktet? Fremde werden so, wie sie in der Öffentlichkeit erscheinen, als Beispiel für erstrebenswertes Verhalten genommen.

Auch der Hype um Marie Kondō hat irgendwann ein Ende. Aber es wird sicher einen neuen Namen geben, der die Medien und ihre Nutzer eine Weile beschäftigen wird und uns die richtige Richtung weisen soll. Warten wir es mal ab.


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