Gutes Licht oder Erleuchtung?

Ich glaube, ich hatte schon mal erwähnt, dass ich
fast jeden Morgen auf meinem Ergometer sitze und ein paar Kilometer "fahre". Das allein ist aber so langweilig, dass ich nebenbei immer Videos ansehe. Youtube und die Mediatheken der TV-Sender bieten reichlich Material. Kürzlich bin ich auf eine Doku des SWR gestoßen. Dort ging es um LEDs. Niemand, der das hier liest, hat ein LED-freies Leben: Die kleinen Leuchtmittel stecken in Bildschirmen, Smartphone-Displays, vielen Autoscheinwerfern, noch mehr Lampen im Wohnbereich, in der Außenwerbung an Straßen und Hauswänden und und und. Wir haben zu Hause auch LED-Lampen.

Bislang hatte ich mir darüber keine großen Gedanken gemacht. Ich wusste, dass LEDs sehr viel weniger Energie verbrauchen als die Leuchtmittel, die wir davor benutzt haben. Ich hatte auch von ihrer langen Lebensdauer gehört: Irgendwo stand mal etwas von 15 Jahren; das hat mich damals gewundert, weil ich mich gefragt habe, wie eine so lange Zeit im Sinne der Hersteller sein kann, aber dann war das Thema auch schon zugunsten anderer Themen in meinem Bewusstsein nach hinten gerutscht. Bis zu dem Tag, an dem ich morgens beim Ergometerfahren dieses Video sah. In der Reihe 'Marktcheck' werden immer wieder Alltagsthemen aufgegriffen. Diese Doku nahm nun LEDs genau unter die Lupe und man erfuhr: Das Farbspektrum mit seinem hohen Blaulichtanteil schädigt unsere Augen bis hin zu einer Makuladegeneration, das Auge altert vorzeitig. Und weiter: Es gibt den Verdacht, dass die tatsächliche Lebensdauer nur einen Bruchteil der viel kolportierten 15.000 Stunden beträgt, eher zwischen 2.000 und 3.000 Stunden, und eine ökonomische Absicht dahintersteckt. Das würde mich nicht überraschen, so etwas gab es schon in den 1920-er Jahren mit dem Phoebuskartell, das die Leuchtdauer von Glühlampen auf 1.000 Stunden begrenzte. 
Weil die Technik möglichst kostengünstig eingesetzt werden soll (Stichwort: Preisdumping), sind sehr viele LEDs in Möbelstücken und Lampen fest eingebaut. Die Folge: Gibt die LED den Geist auf, kann man das komplette Möbel wegschmeißen. Die in den Leuchtmitteln verbauten Seltenen Erden wandern dann gleich mit in den Müll. Passt genau zu meiner Vorstellung von Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung - nicht.

Die Marktcheck-Folge hat noch mehr Nachteile von LEDs im Gepäck. Mehr, als uns lieb sein kann. Im Film kommt auch Dr. Uwe Geier zu Wort. Er hat in einer Grundschule einen Test durchgeführt, bei dem Zweitklässler je eine Woche unter Halogen- bzw. LED-Lampen lernen mussten. Aufgrund der kleinen Zahl der Probanden ist seine Untersuchung nicht repräsentativ, aber sie lieferte Hinweise darauf, dass sich das Lernergebnis unter dem Einfluss von LED-Beleuchtung deutlich verschlechtert.

Der allgemeine Fokus liegt jedoch nur auf dem Energieverbrauch. Die Ökodesign-Richtlinie der EU sieht vor, dass wir letztendlich in Zukunft keine Wahl zwischen verschiedenen Leuchtmitteln mehr haben werden. Durch die Vorgaben für den Energieverbrauch wird voraussichtlich ab 1. September 2020 nur die LED die verschärften Werte einhalten können. Und das, obwohl die Kommission, die sich um diese Thematik gekümmert hat, schon in ihrer Zusammenfassung einräumt, dass es z. B. hinsichtlich der durch das LED-Farbspektrum vermuteten Schlafstörungen keine gesicherten Erkenntnisse gibt - also auch nicht, dass es diese Probleme nicht gibt. Dass das Blaulicht Sehprobleme erzeugen könnte, wird ein paar Seiten weiter erwähnt, aber das liest dann ja schon niemand mehr, zumal das Dokument nur auf Englisch zur Verfügung steht (warum eigentlich?). Die Botschaft der Zusammenfassung lautet im Prinzip: Wenn LEDs "normal verwendet" werden, geht von ihnen keine Gefahr aus. Das hat etwas von "Schau'n wir mal". Verantwortung geht anders. 

Also: Passt bloß auf, die Dinger nicht 'unnormal' zu verwenden. Ich habe auf meinem Laptop, meinem Tablet und meinem Smartphone einen Blaulichtfilter. Aber da die Menge der LEDs weiter deutlich zunehmen wird, könnte das nur für den berühmten Tropfen auf dem heißen Stein reichen.
Und: Die Berufe der Zukunft sind Augenarzt, Optiker und Schlafforscher.


 

Kommentare

  1. Hui, danke, dieses Thema werde ich mal im Hinterkopf behalten. LG, Claudia

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    1. Gern. Ich bin auch nur zufällig darauf gestoßen, finde die Kritik aber plausibel.

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  2. Meine Mutter unkte damals mit der Behauptung rum:
    Seitdem die Amerikaner ihre Raketen in den Himmel schicken, seitdem hat sich das Wetter geändert.
    Das bewegte sich auf dem gleichen Niveau.

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    1. Der starke Flugverkehr beeinflusst tatsächlich das Wetter. Die Raumfahrt zerstört allerdings derzeit jährlich nur unter 1 % der Ozonschicht; wie es sein wird, wenn die Pläne einzelner Staaten und großer Unternehmen realisiert werden, die so etwas wie einen Tourismus ins All vorsehen, kann man nur erahnen.
      Die Kritik an LEDs steht nicht auf tönernen Füßen. Auch das Verhalten der EU, das eine Marktbeherrschung dieser Leuchtmittel befördert, ist nicht so ungewöhnlich: Da, wo viel Geld gewittert wird, stehen die Lobbyisten Schlange und schaffen es, die Entscheidungsträger zu beeinflussen. Das hat sich immer wieder gezeigt, u. a. auch bei Medizinprodukten (Prothesen, Herzschrittmacher usw.) oder bei Dämmvorgaben im Hausbau. Bei dem, was da passiert, sträuben sich einem die Haare.

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    2. Da gebe ich dir zu einhundert Prozent Recht:
      Die Lobbyisten stehen Schlange...
      Das war und ist so, bis heute ...
      😣😣😣

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  3. Schon immer fand ich LED-Licht künstlich und ungemütlich. Ich mag blaues Licht nicht. Als warmweiße LED auf den Markt kamen, konnte ich mich halbwegs damit anfreunden.
    Als ich mir beim Optiker eine neue Brille fertigen ließ, informierte er mich über Gefahren des blauen Lichtes für die Augen und empfahl einen entsprechenden Filter in den Brillengläsern. Wohlgemerkt für mehr Geld!
    Da ich nicht täglich solch einem Licht ausgesetzt bin, habe ich auf den Lichtfilter verzichtet. Aber ich mache mir auch meine Gedanken. Warum wird LED-Licht plötzlich so hoch gepriesen? Wäre es nicht besser, die Lichtflut in der Nacht einzudämmen? Warum müssen die Städte nachts so hell erleuchtet sein?
    Ich schlafe nicht mal mit einem winzig kleinen Licht. Alles was leuchtet ist aus dem Schlafzimmer verbannt. Das Handy hat an meinem Bett nichts zu suchen. Ich habe einen ganz normalen Wecker, der nur auf Knopfdruck leuchtet, damit ich die Zeit ablesen kann.
    Wenn man nicht überall kleine und große Lichtquellen hätte, wäre das Leben doch auch schön. Mein Herd hat Beleuchtung, das Mikrowellengerät ebenfalls, die Displays von Handy und Telefon leuchten, ebenso Fernseher, DVD-Player, Satelliten-Receiver bei Stand-By-Betrieb und vieles andere. Ich könnte darauf verzichten.
    Wir hatten hinter dem Garten angenehme Dunkelheit. Dort verläuft eine kleine Privatstraße, die nur für Kirchgänger erhellt wurde. Bis die Gemeinde auf LED-Straßenbeleuchtung umgestellt hat. Jetzt stehen dort drei Flutlichtstrahler, die die Nacht zum Tag machen. Das ist so schlimm, dass ich auch im Sommer mit geschlossenem Rolladen schlafe. Auf meine Beschwerden bei der Gemeinde wurde lediglich der Strahlwinkel der Leuchten etwas verändert, so dass sie mehr nach unten und nicht mehr bis zu uns herüber leuchten. Aber ich empfinde das Licht genauso störend wie vor der Änderung. Von mir aus bräuchten in der Nacht nur die Kreuzungen in den Ortschaften beleuchtet zu sein. Es geht sowieso niemand zu Fuß durch den Ort, weil alle lieber Auto fahren. Und für die Hundebesitzer muss man nicht extra beleuchten. Diese könnten eine Stirnlampe tragen, wenn es innen zu dunkel ist. Aber vielleicht haben sie Angst, in tierische Hinterlassenschaften zu treten?
    Ich bin gespannt, was in Sachen Beleuchtung noch alles aufdiktiert wird und wohin der LED-Wahn führen wird.
    Nicht erhellende Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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    1. Von mir aus ....
      So kann man es auch sehen und dabei die Bedürfnisse der Mitmenschen einfach mal ausblenden.
      Ich wäre mit Kerzenlicht und einem Leben ohne elektrische Energie wahrlich nicht zugeneigt.
      Pfürti. 😏🙄

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    2. Ich habe die ersten LEDs mit ihrem kalten blauen Licht genauso unsympathisch gefunden wie du. An die warmweißen hatte ich mich gerade gewöhnt. Was du beschreibst, nennt man den Rebound-Effekt: Der Einsatz von LEDs - insbesondere im öffentlichen Raum - wurde in erster Linie mit dem Energie- und damit Kosteneinsparungseffekt begründet. Aber weil Beleuchtung nun viel billiger ist, wird "ersatzweise" die Nacht zum Tag gemacht: Dort, wo z. B. Werbetafeln früher im Laufe der Nacht abgeschaltet wurden, erhellen sie ihre Umgebung nun die gamze Nacht. Auch in Privathaushalten wird mit Beleuchtung sorgloser umgegangen: Weil die Kosten ja so gering sind, leuchten Lampen gern auch mal dort im Haus, wo sich niemand aufhält. Durch dieses geänderte Verhalten verpufft der propagierte Energiespareffekt. Man kennt dieses Phänomen übrigens auch aus der Autobranche: In einer Untersuchung mit Taxifahrern wurde festgestellt, dass ihr Fahrverhalten umso risikofreudiger wurde, je mehr Assistenzsysteme ihr Auto hatte. Wir Menschen haben echt eine Meise.
      "Schummrige" Grüße aus Niedersachsen von Ina

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