Entspannung mit Kleinanzeigen

[ WERBUNG, unbezahlt, unverlangt und ohne Kenntnis der Beworbenen]

Wir haben kürzlich bei einem Online-Kleinanzeigenportal mehrere Möbelstücke verkauft. Wenn man sich dort ohnehin umsieht, kann man ja auch gleich mal gucken, was andere Leute so anbieten, oder? Um es gleich vorweg zu nehmen: Man wird oft gut unterhalten. Das zum Beispiel dürft Ihr Euch nicht entgehen lassen:

  • Einige Grünland-Besitzer in Bayern sind vor Kurzem auf
    den Naturschutz-Zug aufgesprungen: Sie nutzen den großen Erfolg der Petition "Rettet die Bienen", die ja mittlerweile auch Ministerpräsident Söder Kopfzerbrechen bereitet. Mit genau diesem Schlagwort wird interessierten Bienenfreunden ohne Garten (oder gar einer Wiese) eine grandiose Möglichkeit geboten, sich effektiv am Schutz der Honigsammler und zahlreicher anderer Insekten aktiv zu beteiligen: Die Grundeigentümer werben jetzt mit sogenannten Patenschaften für kleine Teilflächen von in der Regel 100 Quadratmetern. Diese Flächen werden als Gegenleistung für die Patenschaftszahlung von jährlich 50 Euro in blühende Bienenparadiese verwandelt. Das ist gut für das ökologische Gewissen der Stadtbewohner und noch viel besser fürs Portemonnaie der Wieseneigentümer: Anstatt läppischer 200 Euro Pacht pro Hektar Grünland, die aktuell im bayerischen Durchschnitt verlangt werden, sind so je Hektar (= 10.000 Quadratmeter) 5.000 Euro möglich - ohne, dass der "Pate" irgendwelche Rechte hätte. Das hat was, oder?
  • Wo wir gerade bei den Bienen sind: Deren Honig lässt
    Das hier ist ein ganz einfacher Löffel, kein Jahreslöffel.
    sich dann mit den 27 Jahreslöffeln aus dem Glas holen, die ein Sammler aus Rheinland-Pfalz gerade anbietet. Wie man auf dem Foto, das der Anzeige beigefügt ist, sehen kann, hingen sie bislang dekorativ, aber beschäftigungslos an einer Wand; das lässt sich nun ändern. Neu angeschafft kosten sie fast 900 Euro, hier werden sie für etwas mehr als ein Drittel dieses Preises inseriert. Aber: warum Jahreslöffel? Warum hat man so etwas? Und: Gibt es auch Jahresgabeln oder -messer? Bitte klärt mich auf!
  • Nicht weit weg von mir, in oder bei Hildesheim, wird
    Hildesheim, in der Mitte die Andreaskirche
    Menschenhandel betrieben. Ich dachte, das sei sogar dort verboten, aber ich lag da offenbar falsch: Der Text beschränkt sich im Prinzip auf diese Überschrift: "Zu verschenken. 5-6 jährige". Wörtlich. Wenn man sich die Fotos ansieht, klärt sich, was gemeint ist: Eine Dame bietet Karnevalskleidung für kleine Mädchen an.
  • Aus der Rubrik "Wer braucht denn so etwas?" stammt das nächste Angebot, diesmal aus Sachsen: Jemand will eine zweiflügelige Schuppentür verkaufen. Was nach der Demontage aus dem alten Schuppen wird, der auf dem Foto noch komplett und mit geschlossener Tür zu sehen ist, bleibt unklar. Um Zweifel zu vermeiden, wurde in der Beschreibung vorsichtshalber das Wörtchen "gebraucht" verwendet, worauf man aber auch noch knapp selbst gekommen wäre.
  • Wer beim Lesen oder im Flugzeug zeigen möchte, dass
    Weißwurst und Brezel sind als dekorative Kissen erhältlich.
    er vom Vegetarismus nichts und vom Veganismus erst recht nichts hält, schiebt sich das Nackenkissen der Firma "Aufschnitt" zwischen Hals und Rückenlehne. Das Nackenkissen sieht einer Fleischwurst sehr ähnlich und sorgt während einer Dienst- oder Urlaubsreise hoch über den Wolken sicher für den einen oder anderen netten Kontakt zu Mitmenschen, die vom Tierverzehr so gar nichts halten. Was ich Euch nicht vorenthalten möchte: Der Verkäufer dieses pseudo-fleischigen Accessoires hat auch das Etikett fotografiert, das jedem Exemplar eingenäht wird. Darauf heißt es: "Die Produktserie von Aufschnitt imitiert alltägliche Wurst- und Fleischwaren in traditionellen Nähtechniken." Das stimmt. Was die Leute von Aufschnitt herstellen, kann man sich hier ansehen. Es lohnt sich.
  • Zum Schluss ein Inserat aus Berlin, in dem es um ein "MackBook" geht. Herr Freud hätte hieran sicher seine helle Freude, denn im weiteren Text wird der Produktname zwar richtig geschrieben, der Verfasser räumt aber ein, dass der Akku des MacBooks nichts mehr taugt und es einige Gebrauchsspuren hat. 

Kommentare

  1. Genau, Kleinanzeigen sind oft zum Schmunzeln. Wer sich beim Lesen darüber Gedanken macht, der entdeckt allerlei Kurioses, wie man an Deinem Beitrag sehen kann.
    Ich finde leider die Kissen ziemlich hässlich. Kein einziges würde ich haben wollen. Sorry, dem Hersteller gefallen sie bestimmt.
    Eine Kollegin verkauft über eine Online-Plattform Hausrat und andere Dinge, die sie nicht mehr benötigt. Ich bekomme die Meldungen über FB und kann sehen, was sie abgibt, weil sie in meiner Freundesliste aufgenommen wurde. Das ist für mich ein bisschen wie durch ein Fenster in eine Wohnung schauen.
    Früher habe ich für meine Kinder ab und zu gebrauchte Spielsachen (Sandmuschel mit Deckel, Schaukelpferd, Brio-Holz-Eisenbahn usw.) gekauft. Damals gab es noch kein Internet und man fand die Angebote in einer Zeitschrift, die Sperrmüll hieß. Da konnte man in 1000en von Anzeigen stöbern. Ich weiß nicht, ob es sie jetzt noch gibt.
    Vielen Dank für diesen kurzweiligen Beitrage.
    Liebe Grüße von Ingrid, der Pfälzerin

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    1. Liebe Ingrid, besonders schön finde ich die Kissen auch nicht, aber ich habe mich beim Ansehen der Website gut amüsiert. Kürzlich haben wir über die Kleinanzeigen-Seite einen Schrank gekauft. Das war der Anlass, mal näher hinzusehen .😀
      Belustigte Grüße von der Niedersächsin

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  2. Ein hübsch geschriebener und ideenreicher Blog. Werde sich öfter mal reinschauen - obwohl Blogger ja immer mit ihrem eigenen Blog beschäftigt sind.

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    1. Liebe Angelika, das würde mich sehr freuen. Liebe Grüße und bis bald.

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  3. Naja. Wir haben auch so eine Patenschaft übernommen, allerdings handelt es sich hier um die doppelte Fläche zum gleichen Betrag. Von diesen Anzeigen auf ebay & Co habe ich auch schon gehört. In unserem Fall kennen wir den Bauern und können unser Flurstück besuchen. Und ich sehe das in diesem Fall als eine Art Signal. Ansonsten würde ich das auch nicht machen.
    LG
    Sabienes

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    1. Die Grundbesitzer sind, falls das Modell funktionieren sollte, auf jeden Fall geschäftstüchtig. Einer von ihnen sagte zu, die GPS-Daten des Patenfeldes herauszugeben, damit die Paten es jederzeit besuchen können. Aber bei solch teuren Patenschaften dürfte der Naturschutzgedanke wohl bestenfalls zweitrangig sein.

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  4. Es geht noch viel besser. Ich habe meinem Mann anlässlich einer Reise nach Schottland zum Geburtstag eine Parzelle von 10 square feet (also ca 1 qm) geschenkt in einem Projekt, das sich für die Renaturierung eines ganzen Firth-Tals einsetzt. Das Projekt sorgt dafür, dass in Schottland heimische Pflanzen und Tiere in diesem Tal wieder heimisch werden, nachdem sie in den vergangenen Jahren von exogenen Pflanzen und Tiereen verdrängt wurden. Nun sind mein Mann und ich Landbesitzer in Schottland und daher offiziell Laird und Lady auf Lebenszeit. Mit eigenem Tartan und Besuchsrecht auf unserer Parzelle, auf der wir mit eigener Hand einen Baum gepflanzt haben. Da müssen sich die Bajuwaren noch ganz schön was einfallen lassen. *lach*
    eine eigene Kolumne wäre es wert, über die Vorkommnisse bei der Abholung von per Kleinanzeigen verkauften Möbelstücken zu erzählen. Wir haben da als Verkäufer schon dolle Stories erlebt...
    LG
    sandra

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    1. Redest du als Lady Sandra überhaupt noch mit niederem Fußvolk wie mir? ;-)
      Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass du beim Möbelverkauf schon einiges erlebt hast. Ich habe kürzlich einen Schreibtisch verkauft, den eine junge Frau und ihr Freund haben wollten. Ich tippe mal, dass beide Studenten sind. Das Paar kam, sah sich den Tisch an und ich hörte, wie die junge Frau zu ihrem Freund sagte: "Die Schubladen kriegen wir ja so mit. Aber wie machen wir das mit dem Tisch?" Ich fragte dann, ob sie sich Sorgen machte, dass ihr Auto für den Transport nicht geeignet sein könnte, aber die beiden hatten gar kein Auto sondern geplant, den Tisch im Linienbus und der Straßenbahn nach Hause zu bringen. Ich habe sie dann mitsamt dem Möbelstück gefahren.
      LG
      Ina

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