Ehrenamt gesucht

Ich habe mir vor etlichen Jahren mal vorgenommen, dass ich, wenn ich nicht mehr geregelt arbeite und meine Kinder ihr eigenes Leben leben, mich nach einer ehrenamtlichen Aufgabe umsehen werde. Umgesehen habe ich mich, aber nicht sonderlich erfolgreich. 

Als meine Kinder noch die örtliche weiterführende Schule besuchten, hatte ich dort eine Fülle von Ehrenämtern: Elternvertreterin von zeitweise zwei Klassen, dadurch automatisch Mitglied in der Gesamtkonferenz, außerdem Mitglied in einer Fachkonferenz, der Zeugniskonferenz und stellvertretendes Mitglied des Schulvorstands. Daneben wurde der G8-Protest organisiert. Das ging ein paar Jahre, aber nachdem meine Kinder diese Schule verlassen haben, habe ich mich nirgends mehr engagiert. Etliche Jahre sind seitdem vergangen. Ich habe immer wieder überlegt, wofür ich mich einsetzen könnte, aber entweder sprachen meine nicht zuverlässige Gesundheit oder die Ziele, die zum Beispiel Vereine verfolgen, dagegen.

Früher war ich mir sicher, dass ich mich gut für eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem Krankenhaus eigne. Kennt ihr die Damen und Herren, die dort die Patienten besuchen, zu denen sonst niemand kommt und sich mit ihnen unterhalten oder für sie Besorgungen erledigen, während sie in der Klinik sind? "Grüne Damen" heißen sie wegen der Farbe ihrer Kittel, Männer sind hier in der deutlichen Unterzahl. Da ich mit dem Krankenhausalltag aus Patientensicht schon einige Erfahrungen gemacht habe, könnte ich mir so etwas grundsätzlich gut vorstellen. Aber ich finde, dass man auch dann zuverlässig zur Stelle sein muss, wenn man für eine Arbeit kein Geld oder nur eine Aufwandsentschädigung bekommt. Da gibt es schließlich Menschen, die mit einem rechnen und von denen man eingeplant wird. Und diesen Anspruch kann ich leider nicht immer erfüllen.

Naheliegend wäre auch, mich in einem Bereich einzusetzen, in dem ich mich gut auskenne. Interessenverbände von Behinderten wären eine Möglichkeit, seine Energie zu investieren. Aber wer meine Haltung zu der Art und Weise kennt, wie seit einiger Zeit mit der Frage der Inklusion umgegangen wird, ahnt, dass es damit schwierig werden könnte: Ich finde, dass es da Grenzen gibt, aber die Interessenverbände sind anderer Meinung. Ich befürchte, dass meine abweichende Ansicht dort nicht besonders gut ankäme.

Da ich viel lese, könnte auch eine Arbeit als Lesementorin eine gute Idee sein. Aber ich bin ziemlich selbstkritisch: Meine Geduld ist nicht besonders stark ausgeprägt, sodass ich befürchte, dass ich den armen Kindern, die mit mir zu tun hätten, keinen Gefallen täte.

Das sind bis dato meine Überlegungen zum Thema Ehrenamt. Ich möchte etwas tun, was ich kann und das ich voll und ganz vertrete. Aber das habe ich bislang noch nicht gefunden.

Wie ist das bei euch? Habt ihr ein Ehrenamt, hinter dem ihr steht?

Kommentare

  1. Ich habe mit 17 angefangen im örtlichen CVJM (Christlicher Verein Junger Menschen) ehrenamtlich zu arbeiten. Ich wurde Mitarbeiter in einer Jungschar, einer Kindergruppe für Jungs von 8-13 Jahren. Ein Jahr später hab ich die Leitung übernomen und habe erst nach 18 Jahren aufgehört. Währenddessen hab ich drei Jahre lang im Nachbarort eine weitere Jungschar geleitet, war sowohl im Vereins- als auch Kreisvorstand, habe ein Jahr die Jungenschaft (Nachfolgegruppe von 13-16 Jahren) geleitet, mehrere Jahre einen gemischten Jugendkreis (ab 16 Jahren) und war Mitarbeiter in einem kirchlichen Jugendcafe. Mehrfach imJahr habe ich auch im CVJM bei den Vorbereitungen für Fortbildungen geholfen und Teile davon selbst gestaltet und durchgeführt.
    Teilweise war ich sechs Tage die Woche verplant. Alles neben meiner Ausbildung und später einem 40-Stunden-Fulltime-Job. War eine anstrengende, aber erfüllte Zeit.
    Ich drück dir die Daumen, dass du etwas für dich findest.

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    1. Lieber Marco, das ist wirklich beeindruckend, wie sehr Du Dich engagiert hast. Aber ich lese aus Deiner Antwort, dass Du das jetzt nicht mehr machst. Hast Du Dich neu orientiert? Ich halte für mich selbst die Augen und Ohren offen. LG

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  2. Liebe Ina ich war einige Jahre als Weitenmesser und Streckenposten beim FIS-Cup und COC Springen in Lauscha tätig. Wir haben neben Skispringen und Langlauf mit und ohne Ski oder Inliner auch Mountainbike- und Downhillveranstaltungen abgesichert. Obwohl es nur zwei Essen und zwei Geränke gab, hat es mir viel Spaß gemacht. Derzeit denke ich aus gesundheitlichen Gründen über kein Ehrenamt mehr nach, alles hat seine Zeit.

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    1. Liebe Christina, die gesundheitlichen Probleme bremsen mich auch sehr aus. Ich kann mir gut vorstellen, dass Dir Deine Ehrenämter viel Spaß gemacht haben. Wie lange hast Du das gemacht?

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  3. Ich verstehe deine Befürchtung, dass du bei den Interessenverbänden auf Abneigung stoßen könntest. Jede Arbeit mit anderen Menschen kann aber zu Konfrontationen führen. Deswegen sollte man nicht etwas gar nicht erst anfangen. Vielleicht schaffst du es auch Menschen von deiner Ansicht zu überzeugen oder du verstehst ihre Argumente besser.

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    1. Es ist ja nicht so, dass ich vor Konfrontationen Angst hätte. Die Elternarbeit damals beinhaltete etliche Konfrontationen: mit der Schulleitung, anderen Elternvertretern, dem Ministerium... Aber ich bilde mir nicht ein, mit meiner Haltung zur Inklusion in Behindertenverbänden irgendetwas auszurichten: Die Marschrichtung wird von der jeweiligen Verbandsspitze ausgerufen, da ändert man nichts als schnödes Mitglied auf Ortsebene.

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