Was jetzt am meisten nervt

In den letzten Wochen vor Weihnachten ist Werbung mit Abstand das, was mir am meisten auf die Nerven geht. Im Internet ist sie sowieso immer präsent, aber in dieser Zeit quillt auch der Breifkasten vor unerwünschter Werbung über. Ja, wir haben so einen Aufkleber, auf dem steht, dass wir keine Werbung haben wollen. Aber die Branche schlängelt sich elegant an unserem Wunsch und den juristischen Konsequenzen, die es haben könnte, uns unerwünschte Broschüren, Flyer und so weiter in den Briefkasten zu stecken, vorbei. Die Bitte um eine Spende wurde zum Beispiel in dieser Woche mit einer CD unterstützt, auf der sich Weihnachtslieder befinden, die von bekannten Operngrößen gesungen werden. Oder: Das, was da verteilt wird, ist offiziell eine Gratis-Zeitung, in der sich wie ein Feigenblatt ein paar karge Artikel befinden, in denen sich alles um lokale Themen dreht; in der Hauptsache reihen sich jedoch Werbeanzeigen aneinander und Supermärkte, Möbelhäuser und Baumärkte haben dieser "Zeitung" dann auch noch eigene bunte Einleger beifügen lassen, sodass das eigentliche Druckwerk locker auf seine doppelte Dicke anschwillt. 

In Hannover gab es in den letzten Monaten etwas Aufregung um eine Werbeform, die in etlichen anderen Städten längst üblich geworden ist: hell leuchtende LED-Großwerbetafeln, auf denen alle zehn bis zwanzig Sekunden für ein anderes Produkt geworben wird. Sie stehen an stark befahrenen Straßen und dort überwiegend im Kreuzungsbereich in der Nähe von Ampeln. Die Tafeln lenken durch ihre bewegten Bilder die Verkehrsteilnehmer ab und gefährden Fußgänger und Radfahrer, weil diese nun schlechter gesehen werden. Die Stadtverwaltung freut sich über die Einnahmen und redet das Risiko klein. Bisher habe es doch noch gar keine schweren Unfälle in der Nähe der Werbetafeln gegeben, ist da aus dem Rathaus zu hören. Na, herzlichen Glückwunsch! Muss erst ein Radfahrer von einem abgelenkten Autofahrer niedergemäht werden, bevor man in der Stadtverwaltung merkt, dass diese Art der Werbung doch nicht so prima ist?

Von den ständigen Werbeunterberechungen im Fernsehen kann wohl fast jeder ein Lied singen. So oft, wie sie mittlerweile eingespielt werden, kann man gar nicht aufs Örtchen gehen oder sich aus dem Kühlschrank Getränkenachschub holen. Bilde ich mir das ein, oder werden die Werbepausen vor Weihnachten mehr und länger? 

Das Kuriose an dieser Art der nervigen Werbung ist doch, dass sie so aufdringlich daherkommt, dass sich beim unfreiwilligen Konsumenten sofort ein Widerwille breit macht. Dabei soll Werbung doch eigentlich eine positive Beziehung zwischen dem Produkt und dem künftigen Kunden aufbauen - was aber nicht klappen kann, wenn dieser Kunde bei jeder Werbeattacke schlecht gelaunt mit den Augen rollt. Glauben Werbeleute daran, dass die alte Redewendung "Viel hilft viel!" auch für ihre Branche gilt? Ihre Umsätze steigen - 2017 wurden Bruttowerbeaufwendungen in Höhe von 32 Milliarden Euro ausgegeben (inkl. Agentur- und Rabattkosten). Die Prognosen gehen davon aus, dass sie in den nächsten Jahren langsam steigen werden. Die Genervtheit der Verbraucher vermutlich auch.

Kommentare

  1. Alle Jahre wieder kommt der Weihnachtsstress. Man kann ihm aber auch aus dem Wege gehen und beispielsweise die überfüllten Innenstädte meiden.
    Der nervigen Werbung kann man sich nur schwer entziehen. Ich als Kunde möchte gerne selbst entscheiden, was ich wann kaufe. Ganz bestimmt kaufen wir nicht kurz vor Weihnachten wichtige Dinge, weil man jetzt keine Zeit hat, sich den Kauf genau zu überlegen. Gutscheine oder Geldgeschenke kommen bei den Kindern immer an und nach den Feiertagen sind die Geschäfte auch noch gefüllt.
    Ja, ich fühle mich von der Werbung genervt und bei mir erreicht sie genau das Gegenteil, nämlich Verweigerung des Kaufes.
    Die Vorweihnachtszeit kann auch ruhig und gemütlich verlaufen und das Radio oder den Fernseher kann man ausschalten. Mein Briefkasten hat auch einen entsprechenden Aufkleber und das funktioniert gut. Es sind keine Werbeblätter drin.
    Entspannte Grüße von der Pfälzerin

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    1. Liebe Pfälzerin, nicht mal diese Wochenzeitungen? Bitte leih mir Deinen Briefkasten! ;-) Zum Thema nervige Werbung fällt mir ein TV-Spot mit Franz Beckenbauer ein, in dem er für einen Mobilfunkanbieter warb: Jahrelang stand "der Kaiser" dann in rieselnden Schneeflocken und sagte: "Ja, ist denn heut' schon Weihnachten?" Blöder ging es nicht mehr.
      Herzliche Grüße von der Weihnachten planenden Niedersächsin

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