Plastik und Fliegen

Ich bin kürzlich im sozialen Netzwerk mit dem blauen F auf einer Seite gelandet, auf der ich zuerst einen Post gesehen habe, mit dem für Spenden geworben wurde, die dem Projekt "The Ocean Cleanup" zugute kommen sollen. Das Ziel des Projekts ist es, möglichst viel im Meer treibendes Plastik einzusammeln und dem Recycling zuzuführen. Ein lohnender Ansatz; dass die Technik (noch) nicht das erwartete Ergebnis gebracht hat, ändert sich möglicherweise noch. Die zentrale Botschaft des Werbetextes war: Plastik in den Meeren ist schlecht, erst recht, wenn es in den Mägen der Tiere landet. Dieser Aussage kann man nur zustimmen.

Kurz danach war ein Post derselben Person zu sehen, in dem es um eine Flugreise nach Island ging, die sie vor Kurzem gemacht hatte. Flugstrecke zwischen dem deutschen Heimatflughafen und Reykjavik: ungefähr 2.000 Kilometer. Ein paar Wochen zuvor wurde in Ägypten Urlaub gemacht, die einfache Flugstrecke betrug etwa 3.500 Kilometer. Macht inklusive der Rückflüge 11.000 Kilometer. 

Vielleicht haltet ihr mich jetzt für eine moralisierende Zicke, aber mich hat irritiert, dass für die Beseitigung der einen Umweltsünde - dem im Meer treibenden Plastik - eingetreten, die andere - das Fliegen - aber ohne einen Hauch von Selbstkritik genossen wurde. Ich kann nur raten, woran das liegen könnte: Beim Plastikmüll kann man bequem auf andere zeigen, was beim Fliegen nicht funktioniert. Eine andere Erklärung könnte sein, dass trotz der immer deutlicher werdenden Anzeichen für einen Klimawandel Luftverschmutzung etwas Abstraktes ist: Das Kohlendioxid, das von Flugzeugen ausgestoßen wird, sieht man nicht, auch wenn mittlerweile fast jeder weiß, dass es sich um ein klimaschädliches Gas handelt. Auf Nachfrage des MDR hat das Umweltbundesamt die Auskunft gegeben, dass die negative Klimawirkung eines Verkehrsflugzeuges im Vergleich zu der eines durchschnittlichen Kleinwagens und berechnet pro Passagier und zurückgelegten Kilometern,  zwei- bis dreimal so groß ist. 

An dieser Stelle könnte man sich auch über die Sauerei auslassen, die Fracht- und Passagierschiffe auf den Ozeanen anrichten. Viele wissen das, machen aber trotzdem Kreuzfahrten. Menschen sind bequem und meisterhaft im Verdrängen.

Ich will an dieser Stelle nicht missverstanden werden: Ich mache auch Dinge, die der Umwelt schaden, wie z. B. Autofahren. Aber ich fände es gut, wenn wir bewusster handeln würden, indem wir z. B. auf die eine oder andere Flug- oder Schiffsreise verzichten oder zumindest einen CO2-Kompensationsbeitrag bezahlen. Lässt  sich das nicht machen?

Kommentare

  1. vielleicht solle man diesen leuten einfach mal einen spiegel schenken?

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  2. Wo viele Menschen beisammen sind, nimmt Umweltverschmutzung zu. Das erlebe ich auch in unserem Pfälzerwald. Als Moralapostel möchte ich mich nicht aufspielen. Auch ich fliege gelegentlich (bisher 2x) mit dem Flugzeug in den Urlaub. Warum hat die Produktion von Kunststoffen so zunehmen können? Wir Verbraucher haben es bestimmt nicht gewollt und es ist gut, dass Massenverbrauchsmittel aus Kunststoff reduziert werden sollen. Es scheint mir unmöglich, völlig ohne Kunststoffe leben zu können. Dann wird ein anderer Rohstoff andere Probleme verursachen.
    Solange Massentourismus angeboten wird, haben Menschen Gelegenheit, selbst das kleinste Paradies zu erreichen und hinterlassen dort Müll.
    Traurige Grüße von der Pfälzerin


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    1. So ist es. Wir sägen gemeinsam am Ast, auf dem wir sitzen.
      Nachdenkliche Grüße von der Niedersächsin

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