Das Fest der Liebe - für alle?

In vier Tagen ist Heiligabend. Je näher dieser Tag rückt,
Das war das kitschigste Foto, das ich gefunden habe. Hört Ihr die Engel singen? ;-)
desto mehr scheinen die Menschen am Rad zu drehen. Fest der Liebe? Das scheinen manche völlig aus den Augen verloren zu haben. Da müssen Geschenke besorgt werden, die Haare brauchen kurz vor Toresschluss noch mal einen Schnitt oder Farbe, es muss überlegt werden, was an Heiligabend und den beiden Weihnachtstagen gekocht werden soll, vielleicht kommt Besuch, der über Nacht bleibt und untergebracht werden muss... In vielen Wohnzimmern sitzen an diesen Tagen Menschen zusammen, die sich den Rest des Jahres kaum gesehen haben und vielleicht schon überlegen, wie man am besten den Fettnäpfchen ausweicht: den bekannten und den verborgenen "Tretminen". Da gerät dann schnell mal aus den Augen, dass dies eine Zeit der Besinnung und des Friedens sein sollte.


Ich habe mir gestern von einer Freundin eine Szene erzählen lassen, die sich in der Kassenschlange eines Supermarkts abgespielt hat. Ein Kunde, der kurz vor ihr stand, hat die Kassiererin regelrecht angepöbelt, weil es ihm nicht schnell genug ging. Die Kassiererin schien das nicht zum ersten Mal zu erleben, denn sie hat die Nerven behalten und gelassen reagiert.

Letzte Woche war ich beim Frisör. Dort werden Termine vergeben; die Chance, spontan dran zu kommen, ist auch außerhalb der Vorweihnachtszeit gering. Die Frisörin, die sich um meine Haare kümmerte, kenne ich schon ein paar Jahre. Sie erzählte mir, dass am selben Tag eine Frau eilig den Laden betreten hatte, sich mit einer wischenden Handbewegung durch ihren Pony fuhr und fragte: "Können Sie da was zaubern?" Die Frisörin wusste zunächst gar nicht, was damit gemeint war, und fragte nach: "Was soll ich denn zaubern? Soll der Pony geschnitten werden?" - "Nein, gefärbt werden natürlich!" - "Nein, das tut mir leid, aber ich habe den ganzen Tag Termine und kann das leider nicht mehr einschieben." Anstatt jetzt mit einer bedauernden Reaktion den Salon zu verlassen und der Frisörin schöne Feiertage zu wünschen, brüllte sie die junge Frau an: "Na, dann eben nicht!" Sie machte kehrt und rannte aus dem Geschäft. So etwas ist einfach unsäglich. Aber die Frisörin erzählte dann auch, dass sowohl die Kunden, die "mal kurz" eingeschoben werden wollen als auch die, die telefonisch nach einem Termin noch vor Weihnachten fragen, immer unfreundlicher werden, je näher die Feiertage heranrücken.

Was ist los mit denen? Ich finde, dass es keinen Grund geben sollte, sich wegen Weihnachten unter Druck zu setzen. Genießt die Zeit mit Euren Lieben, schlagt Euch Eure Bäuche mit leckerem Essen voll, spielt mit den Kindern und hört auf, Euch zu stressen. Wer will, geht in die Kirche, aber auch das, ohne sich selbst oder andere dazu zu zwingen. Und als Mutter von nun erwachsenen Kindern weiß ich, dass es Familien gibt, in denen erwartet wird, dass die Großeltern von ihren Kindern und Enkelkindern zu Weihnachten besucht werden. Als meine Kinder noch im Windelalter waren, hat mir eine Nachbarin, die damals schon Rentnerin war, gesagt: "Warum tun Sie sich das an? Sie müssen Ihren halben Hausstand mitnehmen und fahren dann stundenlang über die Autobahn. Und das, obwohl die Großeltern bequem und mit kleinem Gepäck mit dem Zug kommen könnten." Recht hatte sie.

Also entspannt Euch. Freut Euch auf stressfreie Tage, denn es liegt an den Menschen, was sie daraus machen. Nicht Heiligabend und Weihnachten sind daran schuld, dass das Herzinfarktrisiko ansteigt. Zur Einstimmung lehnt Euch einfach mal zurück und guckt Euch Loriots "Weihnachten bei den Hoppenstedts" an. Über zwanzig Jahre alt, aber immer noch gut. Film ab:

Kommentare

  1. Oh ja, ich kann jedes Deiner Worte bestätigen. Es ist schwer, sich nicht von dem Stress der Leute anstecken zu lassen. Mein Gegenmittel: Überfüllte Innenstädte vor Weihnachten meiden, lieber mal einen Spaziergang in der Natur machen und die Vorfreude auf die Geburt Christi genießen. Dazu gehört auf keinen Fall ungehemmter Konsum!
    Nach den Feiertagen kann man herrlich einen Stadtbummel machen und staunen, dass es immer noch alles zu kaufen gibt. Dann kann man in Ruhe aussuchen und entscheiden, was man kaufen soll.
    Wir erleben auch täglich die Unfreundlichkeit von überforderten Leuten, die sich selbst unter Druck setzen, warum auch immer.
    Entspannte Grüße von der Pfälzerin

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    1. Was da kurz vor Weihnachten in den überfüllten Geschäften passiert, entspricht dem Leben auf dem Hühnerhof: Wenn es nicht zu voll ist, sind alle ganz gelassen; wird es aber zu wimmelig, wird herumgegiftet und gedrängelt. Und wer mit dem Auto zum Einkaufen fährt, steht im Stau, was die ersten Aggressionen schon vor dem Einkaufen entstehen lässt. Aber das wiederholt sich alle Jahre wieder. Die Leute scheinen hier nichts dazuzulernen. Es sollten mal alle einen Gang zurückschalten und die Weihnachtstage mehr als Gelegenheit sehen, entspannte Stunden mit den Menschen, die einem wichtig sind, zu verbringen.
      Hoffnungsvolle Grüße von der Niedersächsin

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