Blogparade: Der schwerste Tag meiner Karriere

Sladjan Lazic von karriereboss.de hat kürzlich eine Blogparade gestartet. Er will wissen: Welcher war der schwerste Tag eurer Karriere?

Ich finde, dass diese Frage gar nicht so einfach zu
© Kurt Michel/pixelio.de
beantworten ist. Seitdem ich vor ein paar Jahren aus dem geregelten Berufsleben ausgestiegen und jetzt freiberuflich tätig bin, hat es zwar schon mal ärgerliche, aber keine wirklich schweren Tage gegeben. 

In dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, ziehen an meinem geistigen Auge so einige Tage aus meiner früheren Berufstätigkeit vorüber, die ich auch heute noch, etliche Jahre später, einfach unsäglich finde. Welchen davon soll ich nun auf den Thron setzen, der dem miesesten all dieser Tage gebührt? Welches Ereignis hat sich ganz nach vorn durchgekämpft und durchbricht jetzt gerade das Band an der Ziellinie? Zur Wahl stehen unter anderem die beiden schlechtesten Kollegen, die ich je hatte: der eine karrieregeil, eitel und egozentrisch, jedoch unter ständiger Selbstüberschätzung leidend und drauf und dran, mich für etwas, das er vergeigt hatte, in die Pfanne zu hauen; der andere unsagbar faul und träge mit einer realitätsfernen Wahrnehmung und im Begriff, das, was er aufgrund dessen nicht mehr erledigt hatte (auf seinem Schreibtisch türmten sich die Aktenberge) auf die liebe Kollegin abzuwälzen, bevor er sich selbst zu neuen Aufgaben aufmachte. Beide haben mich etliche Nerven gekostet, sie hatten aber das "Vergnügen", mich von meiner unfreundlichen Seite kennenzulernen.

Zur Wahl steht auch der Moment, in dem mir überdeutlich klar wurde, dass mein Chef mich, die behinderte Schwangere, keine Sekunde lang unterstützen würde und das auch nie vorgehabt hatte: Die Erkenntnis, dass mein Wunsch auf Unterstützung beim Tragen von schweren Akten in einem Altbau mit langen Treppen (ohne Fahrstuhl, versteht sich) ihn einen Scheißdreck interessierte und er hingenommen hätte, dass ich Probleme mit der Schwangerschaft bekomme, war damals ziemlich schockierend. Und das, nachdem er mich wochenlang hingehalten hatte.


© Norbert Steinhaus/pixelio.de
Aber ich glaube, der schlimmste Tag war der, an dem ich erkannt habe, dass nichts mehr geht. Dass ich trotz einer Beratung des Integrationsamts, der Beschaffung von ergonomischen Büromöbeln und mehreren Rehas am Ende der Fahnenstange angekommen war, und das noch vor dem 50. Geburtstag. Ein mieses Gefühl. Plötzlich war da diese Erkenntnis, dass es keine Möglichkeit der beruflichen Weiterentwicklung mehr geben würde, dass ein Gutteil des bisherigen Einkommens wegfallen und der Alltag künftig in anderen Bahnen verlaufen würde. Dieser Moment der geballten Erkenntnis hatte etwas von einem herabsausenden Fallbeil. 
Ich habe damals eine ganze Weile mit der Situation gehadert, mich dann aber mit ihr arrangiert. Es blieb mir auch nichts anderes übrig. Ich habe meinen Alltag neu sortiert und akzeptiert, dass die Dinge nicht nach Plan gelaufen sind. Aber wenn wir mal ehrlich sind: Gibt es im Leben nicht reichlich wenig, was so verläuft, wie wir uns das ursprünglich vorgestellt haben? Eine Freundin hat mal gesagt: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue. Jetzt ist für mich alles so in Ordnung, wie es ist. Und das ist gut so.

Kommentare

  1. Ich glaube, ich möchte lieber nicht darüber nachdenken, was für mich der schwerste Tag in meiner Karriere war!
    Aus solchen Erfahrungen habe ich gelernt und mich weiter entwickeln können. Man lernt Menschen einschätzen und ich bin momentan nur noch schwer aus der Fassung zu bringen.
    Morgens will ich in den Spiegel schauen und den Menschen mögen, der mir entgegen schaut. Deshalb bemühe ich mich um Tolerenz und Fairness. Aber ein Gutmensch will ich nicht werden, denn die nutzt man gerne aus.
    Optimistische Grüße von der Pfälzerin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hast du nicht Lust, bei der Blogparade mitzumachen? Sie läuft noch bis zum 15.12.18. Das wäre bestimmt interessant.
      Motivierende Grüße von der Niedersächsin

      Löschen
    2. Ich überlege es mir. Momentan habe ich nicht so viel freie Zeit.
      LG Pfälzerin

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Und hier ist Platz für deinen Kommentar: