"Ich bin zufrieden, wenn meine nächste Ehe die Haltbarkeit von Joghurt überdauert."

Das ist ein Ausspruch der Schauspielerin Elizabeth Taylor, der nur dann irritiert, wenn man nicht weiß, dass sie in ihrem Leben acht Mal "Ja" gesagt hat und es darunter einige Ehen gab, die so kurz waren, dass es nicht bis zum ersten Jahrestag gereicht hat. 

In diesem Jahr hatten mein Mann und ich unsere Nickelhochzeit, im Februar 2019 werden wir die Petersilienhochzeit "feiern". Das erste Jubiläum steht nach zwölf, das zweite nach zwölfeinhalb Ehejahren ins Haus. Über eine längere gedankliche Schleife bin ich gerade bei diesem Thema gelandet. Fragt mich nicht, wie ich da hingekommen bin. Das mit der Nickelhochzeit habe ich übrgens beim Onlineauftritt der Frauenzeitschrift mit dem großen B gelesen. Dort könnt Ihr auch nachsehen, wie man das Ehejubiläum nennt, das man zum 100. Jahrestag des Besuchs im Standesamt feiert. Kleiner Tipp: Es fängt mit "H" an und hört mit "immelshochzeit" auf. Diejenigen, die sich das überlegt haben, müssen gedacht haben, wer es so lange miteinander ausgehalten hat, hört die Englein singen.

Im Freundeskreis waren wir vor dreizehn Jahren bei einer Petersilienhochzeit. Sie ist quasi die Halbzeit auf dem noch langen Weg bis zur Silberhochzeit und wird als Überraschung für das Paar gestaltet. Dem Paar, bei dem damals wir und noch ein anderes Ehepaar waren, war nicht anzusehen, ob es sich über die Überraschungsgäste gefreut hat oder nicht. Ich behaupte mal, wenn man keine Freude sieht, ist da auch keine. Ein bisschen kennt man sich ja. Ironie der Geschichte: Das Paar, das damals die Petersilienhochzeitsfeier geplant hatte, ist schon seit etlichen Jahren voneinander geschieden. Sie, die aktive Katholikin, ist jetzt mit einem protestantischen Pfarrer verheiratet, der damals eine ebenfalls protestantische Ehefrau hatte. Die kuddelige Beziehung wurde sogar auf Bischofsebene verhandelt, woraufhin der Pfarrer unsere Gemeinde verlassen musste. Aber das nur am Rande. 

Als wir damals unsere Hochzeit im Standesamt anmeldeten, saß uns eine sehr sympathische Standesbeamtin gegenüber. Eine ruhige, gelassene Frau mit einem Hauch von Mütterlichkeit. An einer Wand ihres Büros hingen viele Fotos von Paaren, die sie getraut hatte. Eines stach aus der Menge heraus: Auf ihm war ein Paar zu sehen, das ungefähr Mitte 80 gewesen sein musste. Die beiden hatten sich erst spät kennengelernt, waren aber schon einige Jahre liiert, als sie beschlossen, nun doch noch zu heiraten. Der Grund für ihre Entscheidung war eine lebensbedrohliche Erkrankung, die bei der Frau festgestellt worden war und für die es keine Heilung gab. Auf dem Foto strahlte das frisch vermählte Paar in die Kamera. Es war mindestens so glücklich wie all die anderen Paare, deren Hochzeitsfotos um ihres herum an der Wand angebracht waren. Drei Wochen nach diesem Tag starb die Frau. So traurig das erwartbare Ende dieser kurzen Ehe war, so schön war der Gedanke, dass sich die beiden von der Krankheit nicht haben unterkriegen lassen und ihr Leben bis zum letzten gemeinsamen Tag genossen haben. Mal ehrlich: Geht einem da nicht das Herz auf?

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