Hansestadt und Landeshauptstadt - zwei Besuche

Altstadt von Wismar
Wir sehen uns gern Städte an, die wir noch nicht kennen. In dieser Woche waren wir in der Hansestadt Wismar an der Ostsee, in der Ende der 1980-er Jahre 80 % des Gebäudebestands marode waren. Das ist, wenn man sich dort jetzt umsieht, kaum zu glauben. Doch ich gehe davon aus, dass es mit den Informationen, die das dortige Weltkulturerbehaus gibt, seine Richtigkeit hat. Das ist diese Stadt nämlich seit 16 Jahren: UNESCO-Weltkulturerbe. Aus unserer Sicht absolut berechtigt, denn es reiht sich dort ein sehr gut restauriertes Gebäude an das andere, sodass man den Eindruck hat, ständig vom Mittelalter umgeben zu sein. Außerdem gibt es mehrere sehr schöne Gebäude der Backsteingotik und einen sehenswerten Hafen. Das ist alles in allem eine "runde" Sache, dort ist eine Menge geleistet worden.

Die Landeshauptstadt ganz in der Nähe, die wir danach
Schloss von Schwerin
angesteuert haben, möchte auch in die Liste der Weltkulturerbe aufgenommen werden. Im Mittelpunkt der Bewerbung steht das sogenannte Residenzensemble. Dazu gehören das Residenzschloss, das auch der Sitz des Landtags ist, der angeschlossene Residenzpark und eine Reihe von historischen Gebäuden, die sich verstreut im Innenstadtbereich befinden. Das nördlichste Ende des Ensembles wird durch ein Mitte des 19. Jahrhunderts errichtetes Gymnasium in einem Backsteinbau, das südliche durch ein Hippodrom, das trotz dieser Bezeichnung nie eine Pferderennbahn war, markiert. Dazwischen liegen ungefähr 1,3 Kilometer Luftlinie. Viele Gebäude würde ich aus meiner - zugegebenermaßen laienhaften - Perspektive als zwar ganz schön bezeichnen, aber ein Weltkulturerbe ist doch noch mal ein ganz anderes Niveau. Aus der Sicht der Stadt ist es jedoch wahrscheinlich vernünftig, sich im Gespräch zu halten: Ein Weltkulturerbe zieht immer Touristen und damit Geld an. Ob sich das auf Dauer jedoch rentiert, mag ich nicht beurteilen; schließlich müssen die Bauwerke ständig erhalten werden, damit der Titel nicht irgendwann wieder aberkannt wird. Wir waren uns am Ende unseres Rundgangs jedenfalls einig: Die Stadt angesehen zu haben, war interessant, aber richtig beeindruckt waren wir nicht.

Der letzte Eindruck, nachdem die Sonne untergegangen war, war unser Blick auf das Schloss: Nur ein Teil war angestrahlt, ein ganzer Trakt lag im Dunkeln. Und die Weihnachtstanne, deren Aufstellung wir tagsüber zufällig miterlebt hatten, wirkte am Abend ebenso wie ein zerzauster Vogel wie bei ihrer Anlieferung. Als sie mit einem Kran in die Erdkapsel hinabgesenkt wurde, sah eine Kindergartengruppe, die von zwei Erzieherinnen begleitet wurde, den Arbeiten zu. Als die Mitarbeiter der Kranfirma zunächst keine Anstalten machten, den Baum mit seiner "Schokoladenseite" nach vorn zu drehen, sagte eine der Erzieherinnen ziemlich entsetzt: "Die wollen den doch wohl nicht so lassen!" Haben sie dann auch nicht, aber richtig schön sah er trotzdem nicht aus. Aber vielleicht klappt's ja mit der Bewerbung besser!

Die Zugabe:  
Wir sind in der Innenstadt quasi von einem kleinen Weihnachtsmarkt zum nächsten gestolpert. Das war nicht unsere Absicht, sondern hat sich so ergeben. An einem sehr kleinen Markt gruppierten sich die Stände um einen Platz herum, in dessen Mitte ein kleines Feuer brannte. Am Platzeingang befand sich dieser Wagen, den ich euch nicht vorenthalten will: 

Die Lieder wechselten immer mal wieder. Hand hoch, wem das jetzt richtig gut gefallen hat!

Kommentare

  1. Toll, Ihr habt gleich zwei neue Städte erkundet! Jede Stadt hat ihren eigenen Charme und keine Stadt ähnelt der anderen. Es gibt Städte, die sind uns auf Anhieb sympatisch und andere erobern nicht unser Herz. Aber sehenswert sind alle Städte.
    Dass Ihr auch noch ein bisschen Weihnachtsflair geschnuppert habt, war eine Zugabe. Ganz ehrlich, mich würde das Gefiedel nerven, wenn ich es ständig anhören müsste. Auch wenn das Spektakel für kurze Zeit liebenswürdig ist.
    Vorweihnachtlich angehauchte Grüße von der Pfälzerin

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    1. Da gebe ich Dir recht: Jede Stadt hat ihr eigenes "Gesicht". Wismar hat uns sofort gefallen; in Schwerin hatten wir auch innerhalb des Areals, in dem sich das doch ziemlich auseinandergerissene Ensemble befindet, viele Gebäude gesehen, die buchstäblich nicht ins Bild passten oder dringend saniert werden müssten. Aber trotzdem ist der Stadt der Titel zu wünschen, weil er sich positiv aufs Image auswirkt.
      Maritime Grüße von der Niedersächsin

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