In 30 Jahren arbeitet kein Mensch mehr!

Das ist natürlich Quatsch. Aber zwischendurch ein bisschen Fatalismus kann ganz belebend sein. Nein, ernsthaft: Ist Euch auch aufgefallen, dass es immer mehr Neuerungen gibt, die auf den allerersten Blick den Impuls auslösen, "Toll!" zu sagen, und erst auf den zweiten nachdenklich machen?

Fahrt Ihr oft mit der Bahn? Speziell die Deutsche
Bahn hat ja bekanntermaßen ein großes Problem mit Verspätungen. Daran sind nicht nur marode Gleisanlagen, sondern auch ein Hinterherhinken bei der Digitalisierung schuld. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der Mensch: Lokführer fallen aus, weil sie krank werden oder Urlaub machen. Wenn es ganz blöd kommt, streiken sie. Dass die Personalpolitik der DB über etliche Jahre nicht optimal war und zu einem Personalmangel geführt hat, kommt noch hinzu. Was liegt da näher, als irgendwann auf den Störfaktor Mensch zu verzichten? Daran wird bereits gearbeitet: Die Fortschritte bei der Entwicklung von selbstfahrenden Zügen gehen in großen Schritten voran. In ungefähr 20 Jahren soll es da spürbare Veränderungen geben. Doch Lokführer sind jetzt Mangelware. Aber löst die wahrscheinliche Perspektive, mitten im Berufsleben von Algorithmen abgelöst zu werden, eine Bewerbungswelle junger Menschen aus? Nein. Warum auch?

Wenn Ihr ein Haus bauen wollt, geht das bald
deutlich schneller: Mithilfe eines Roboters werden die Außenmauern eines Standard-Einfamilienhauses in Massivbauweise nicht mehr in drei oder vier Wochen, sondern in ein bis zwei Tagen hochgezogen, und das bei äußerster Präzision. Der Roboter schafft 1.000 Ziegel pro Stunde. Die Schalungen für die Geschossdecken erledigt ein 3D-Drucker. Daneben sehen auch erfahrene Bauhandwerker ganz alt aus. Beide Verfahren gibt es schon, sie sind keine Zukunftsmusik mehr. Sobald ihr Preis gesunken ist, steigt sehr wahrscheinlich ihre Verbreitung. Auch hier wird der anfällige Mensch durch eine Maschine ohne Urlaubsanspruch oder zeitweilige Arbeitsniederlegungen abgelöst.

Roboter sollen auch bei der Pflege von Demenzkranken unterstützen und deren Gemütszustand im Blick behalten. In Deutschland gibt es dazu schon Pilotversuche. In Japan, wo die Prototypen entstanden sind, soll der Zuspruch ziemlich groß sein. Aber ich glaube, in Japan tickt man anders als hier.
In Neuseeland wurde ein humanoider Roboter entwickelt, der Bankkunden beraten soll. Das Modell ist so ausgereift, dass es bereits jetzt exportiert wird. Ich habe ein Foto gesehen: Wüsste man nicht, dass es sich um verpackte Technik handelt, könnte man den Roboter für eine stark geschminkte Frau von Mitte 30 halten. 

In meinem Beitrag über die Frankfurter Buchmesse hatte ich darüber geschrieben, dass es Tendenzen gibt, Bücher mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) zu schreiben. Diese Vorstellung ist mir ein Graus. Das ist ein Weg, der nur den Verlagen und ihren Umsätzen dient. Den Lesern sicher nicht. Kreativität bleibt so auf der Strecke, Individualität erst recht.

Es gibt noch -zig Beispiele dafür, dass unser Leben in
ein paar Jahren deutlich technisierter sein wird als heute. Einiges von dem, was uns erwartet, können wir uns heute vielleicht noch gar nicht vorstellen. Ich habe da Bedenken, dass über den vielen Neuerungen der Mensch vergessen wird: Ungefähr 30.000 Lokführer arbeiten bei der Deutschen Bahn. Wenn Züge selbstständig fahren, braucht man sie nicht mehr. 
In Japan sind Pflegeroboter etwas viel Normaleres als hier. Je mehr sie vermenschlicht daherkommen, umso mehr steigt mein Unbehagen. Aber vielleicht kriege ich in ein paar Jahrzehnten gar nicht mehr mit, ob mir ein Mensch oder eine wandelnde Platine mein Essen bringt. 😉 

Freut Ihr Euch über den verstärkten Technikeinsatz im Alltag oder ist Euch der "Faktor Mensch" auch in Zukunft wichtig? Ich habe die Befürchtung, dass moderne Technik so breitbandig eingesetzt wird, dass man immer öfter auf Menschen verzichten kann. Was wird dann aus denen, die "freigesetzt" werden?


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