Geschirr, Bilder und Kitsch ohne Ende

Nach langer Zeit waren wir heute mal wieder auf dem Flohmarkt direkt an der Leine in Hannover. Er ist mit 51 Jahren der älteste regelmäßige Flohmarkt Deutschlands.
Ich mag die Atmosphäre dort: Die verschiedensten Menschen stöbern in Kisten voller Bücher, Bilder, Kleidung und unsäglichem Kitsch, manche fachsimpeln mit den Verkäufern... Bei vielen Dingen frage ich mich, wem sie wohl gehört haben mögen und welche Geschichte sie erzählen könnten. 
Der Koffer hier war voller Fotos, die meisten von ihnen Porträtaufnahmen. Welchen Grund könnte es geben, ein Bild zu kaufen, das einen völlig fremden Menschen zeigt? 

Direkt bei den Nanas hat ein (wahrscheinlich) türkischer Verkäufer auf dem schmalen Grasstreifen neben dem Fußweg Folie ausgelegt und darauf Teppiche in allen Farben des Orients verteilt. Sobald sich jemand nähert, sagt er "Angebot, Angebot, Angebot!" und hält den Interessenten einen Teppich vor die Nase. "Hochwertig! Reine Seide!" Großartig, oder? Da können die stationären Teppichhändler und Möbelgeschäfte einpacken. Wahre Qualitätsware gibt's nur hier zwischen Flussufer und Straße. Weltweit einzigartig!

Zwei Händler unterhalten sich darüber, was sie nächste Woche vorhaben. Der eine erzählt, dass er zu zwei Haushaltsauflösungen fährt. Nachschub für den Flohmarkt. Das, was die meisten wegwerfen, findet hier vielleicht noch Käufer. Ich habe allerdings Schwierigkeiten damit, mir das bei den alten  Ölschinken vorzustellen. Hängt sich ernsthaft jemand das düstere Gemälde mit dem bärtigen, Pfeife rauchenden Zausel ins Wohnzimmer? Der eignet sich höchstens für das Wartezimmer eines existenzbedrohten Psychologen, der darauf spekuliert, dass der düstere Blick des Greises bei den Patienten einen depressiven Schub auslöst.

Ihm entgeht nichts!
Der Typ mit dem Fernglas, der hat was. Er ist auf jeden Fall ein Hingucker. Ein paar Standmeter davor konnte ich nicht widerstehen und habe zwei Bücher mitgenommen, in denen es um die Geschichte meines Wohnorts geht. Handeln ist auch etwas, was ich auf Flohmärkten gern mache. Die Bücher gab's dann auch ein bisschen günstiger.

Auf dem letzten Foto seht Ihr die Leine, die durch Hannover fließt. Als wir uns etwa auf der Höhe des Wehrturms befinden, kreuzt ein junger Mann unseren Weg. Er hält sein Smartphone flach vor seinen Mund, und als sich offenbar jemand am anderen Ende der Verbindung meldet, ruft er laut "Hallo, Familie!" hinein. Grinsend gehen wir zu unseren Fahrrädern.

Der Beginenturm im Hintergrund war ein Wehrturm und ist über 660 Jahre alt.












Kommentare

  1. Haha ich kann dir sagen so ein Flohmarkt Besuch läuft doch tatsächlich überall gleich ab :D ich habe viele Situationen wiedererkannt und dabei fällt mir ein... Ich sollte mal wieder auf einen Flohmarkt gehen und die Kuriositäten bestaunen und mich unterhalten lassen :D

    Liebe Grüße Kay
    www.twistheadcats.com

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    1. Das habe ich mir auch vorgenommen :-)
      Liebe Grüße, Ina

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