Beobachtungen auf dem Damen-Klo

Dieser Artikel ist auch für Männer lesbar! Ich verspreche, dass er nichts enthält, das irgendwie außergewöhnlich ekelhaft wäre. Garantiert nichts, das das Pfui-Niveau dieser grässlichen Werbung für Damenbinden hat, deren Saugfähigkeit damit bewiesen wurde, dass man eine blaue Flüssigkeit auf sie gekippt hatte. Was bitte hat meerblaues Wasser mit Menstrua... Stopp! Ich wollte nicht ekelhaft werden.

Gestern und heute waren wir hier: 
Das sind der Anleger für die Maschseeflotte und das Bootshaus für die Ruderer. Da kann man sehr nett am Maschseeufer sitzen bei Kaffee und Kuchen oder Bier und Bratwurst. Von da aus sieht man am anderen Seeende das Neue Rathaus und das Hochhaus der Norddeutschen Landesbank. Sehr schön.

Kaffee und Bier haben nach einer Weile den Effekt, dass man sich nach einem geeigneten Örtchen umsieht. Das ist dort, wo wir saßen, grundsätzlich kein Problem: Nur ein paar Schritte weiter ist im Gebäude des Anlegers zuerst ein Herren- und nach ein paar Metern auch ein Damen-WC ausgeschildert. Ist Euch eigentlich schon mal aufgefallen, dass es bei den meisten Damen-WCs einige Besonderheiten gibt? Nach meiner Erfahrung erreicht man zuerst das Herren-Örtchen und muss bis zur Damen-Toilette immer ein bisschen weiter laufen. Warum? 
Aber das Beste ist: Von Frauen wird ja grundsätzlich eine gewisse Multitasking-Fähigkeit vorausgesetzt. Also in etwa so: Mit der einen Hand den Säugling wickeln, mit der zweiten Hand im Essen auf dem Herd rühren und per Handy, das vorausschauend auf Lauthören geschaltet wurde, schon mal den einen oder anderen Termin - Kinderarzt, Reifenwechsel, Frisör, Yoga... sucht Euch etwas aus - vereinbaren. Der Kalender wird dabei mit der Nase umgeblättert. Diese Erwartung setzt sich bei der Gestaltung von öffentlichen Bedürfnisanstalten fort. Auf dem für ganze Kerle ist genau das, was die starke Hälfte der Menschheit braucht: eine Reihe Urinale, eine Reihe Kabinen und ein Waschbecken. Die Zahl der Waschbecken ist dort üblicherweise geringer als die Gesamtzahl der "Entleerungsmöglichkeiten", denn verdeckt durchgeführte Zählungen haben ergeben, dass ein Großteil der Herren das "Händewaschen danach" für eine Verschwendung von Ressourcen hält. Kopfkino an dieser Stelle bitte sofort wieder ausschalten.

Ganz anders beim schwachen Geschlecht. Fast nie gibt es Toiletten, die einfach nur Toiletten sind; also Herrentoiletten minus der Urinale aber mit mehr Handwaschbecken. In einem typischen Damen-WC gibt es entweder auch noch einen klappbaren Wickeltisch oder es ist gleichzeitig auch behindertengerecht eingerichtet. Das Non plus ultra wird erreicht, wenn man da alles unterkriegt.
Zurück zum WC-Häuschen am Maschsee. Hier findet die Dame das Zusatzmerkmal "behindertengerecht". Das bedeutet in der Praxis: Es führt eine Rampe zu einer Tür, neben der sich ein Schalter für die Türöffnung befindet. Nach dem Betätigen des Schalters schwingt die Tür nach einigen Sekunden Verzögerung mit einem eleganten Schwung auf, und man kann den Raum betreten. Drinnen muss man warten, bis die Tür selbsttätig wieder zugefallen ist, erst dann kann man einen Schalter betätigen, der sie verriegelt. Das Ganze zu beschleunigen, indem man die Tür zuzieht, wird damit sanktioniert, dass sich diese sofort wieder komplett öffnet und die Wartezeit bis zum Schließen erneut beginnt. Das alles dauert, man darf es nicht wirklich eilig haben. Wenn man sich am Ende des Procederes die gewaschenen Hände trocknen will, geht das nur per Knopfdruck. Der dann ausströmende Luftstrahl ist so kurz eingestellt, dass ich drei Intervalle benötigt habe, bis meine Hände halbwegs trocken waren. 
Als ich das WC betreten hatte, war außer mir niemand mehr da und wartete. Als ich die Tür entriegelte und sie wieder aufschwang, standen draußen drei Frauen. Die erste hatte bereits vergeblich auf den Türöffner gedrückt; eine Anzeige für "besetzt" gibt es nicht. 
Was lernen wir daraus? Für öffentliche Damentoiletten gilt das, was schon der italienische Dichter und Philosoph Dante Alighieri (1265-1321) wusste:

 
Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!
(aus: "Die Göttliche Komödie")





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