"Kinder nicht erwünscht!"

Vor Kurzem machte eine Meldung die Runde durch die
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Presse sowie die dauerhaft aufgeregte Internetgemeinde: Ein Wirt auf Rügen hatte für sein Lokal eingeführt, dass Kinder ab 17 Uhr keinen Zutritt mehr haben. Die Welle der Empörung kochte derart hoch, als hätte der Mann mit der Hinrichtung von kleinen Gästen gedroht, die sich unbefugt in den Gastraum einschleichen.


Ich habe selbst Kinder und bin ganz sicher das Gegenteil einer Kinderhasserin. Sie sind jetzt über 20, aber so verkalkt, dass ich mich nicht an die Zeit, die sie drei, sieben oder zehn Jahre alt waren, erinnern könnte, bin ich noch nicht. Kommt dann vielleicht in 30 Jahren oder so.
Wir sind im Urlaub oft mit ihnen in sogenannte Familienhotels gefahren, weil sie dort andere Kinder kennenlernen konnten, es garantiert einen Spielplatz gab und dergleichen mehr, was das Leben von und mit Kindern im sonnigen Süden angenehmer macht. Kinderbetreuung und Kinderbüfett spielten keine Rolle.
Wenn wir jetzt einen Hotelurlaub buchen, haben wir keine Kinder dabei; Großeltern sind wir noch nicht. Aber wir machen um Familienhotels einen Bogen. Warum? Ihr könnt mich jetzt mit Schmähkommentaren überziehen, aber wir haben keine Lust, uns während des Urlaubs mit Kleinkindern auseinanderzusetzen, die nicht unsere sind. Keine Lust auf Gekreische, keine Lust auf Gerenne zwischen zu eng gestellten Tischen und dem Büfett im Speisesaal, keine Lust auf Kinderscheiße im Pool. Haben wir alles so erlebt. Uns fehlt auch die Lust, mit Eltern konfrontiert zu werden, die sich einen lauen Tag auf der Poolliege machen und sich keinen Deut um ihre lieben Kleinen scheren, es aber übergriffig finden, wenn andere Urlauber da mal ein paar Takte sagen, wenn der Nachwuchs leere Chipstüten einfach fallenlässt oder anderen Kindern den Tag versaut. Der Urlaub ist dazu da, um sich zu erholen.

Als wir geheiratet haben, haben wir uns über die Gästeliste
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Gedanken gemacht. Unsere nächsten Verwandten - also unsere Mütter, Geschwister, Nichten und Neffen - waren selbstverständlich gesetzt. Dann haben wir überlegt, welche unserer Freunde wir gern dabei hätten. Niemand von ihnen hatte ganz kleine Kinder. Das jüngste Kind war damals sieben Jahre alt; alt genug, um sich an einem Freitag in den Sommerferien für ein paar Stunden zu verabreden. Und uns war eines klar: Würden unsere Freunde mit ihren Kindern kommen, hätten sie nicht die Muße, mit uns zu feiern, weil sie sich, sobald sich ihr Nachwuchs langweilt, ihm zuwenden würden. Das ist ja auch normal. Ein Vorteil war: Alle Freunde, die Eltern waren, wohnten ganz in der Nähe. Im Notfall hätten die Kinder also einen kurzen Weg zu ihnen gehabt.

Wir haben die Einladungen mit einem Vorlauf von sechs Monaten verschickt und klargestellt, dass sie nur für die Erwachsenen gelten. Eine Mutter war zuerst irritiert, aber angesichts der langen Zeit konnten alle ihre Kinder an unserem Hochzeitstag "unterbringen" und nach dem Termin im Standesamt entspannt mit uns feiern. Es war keine Feier mit Tanz und Hochzeitsspielen, sondern mit einem mehrgängigen Menü. Ich wette, dass es den Kindern bei ihren Freunden besser gefallen hat. Und ihre Eltern konnten sich dem guten Essen und den anderen Gästen widmen - entspannt und ungestört. Hinterher hat übrigens niemand gesagt "Schade, dass unsere Kinder nicht dabei waren".

Wie seht Ihr das? Müssen Kinder überall dabei sein? Oder ist es okay, wenn es auch mal Orte oder Veranstaltungen gibt, die nur Erwachsenen vorbehalten sind?

Kommentare

  1. Nein, kein Schmähkommentar. Absolut nicht. Mir geht es genauso wie Dir: Ich meide Familienhotels ebenso wie familiär ausgerichtete Fitness-Studios, in denen Vierjährige mit in die Sauna dürfen, und etliche andere "Familieneinrichtungen". Nicht, weil ich - als ohnehin kinderlose Frau - etwas gegen Kinder hätte. Ich habe nur etwas gegen miserabel erzogene Kinder - auch wenn sich das jetzt sehr preußisch anhört und ich mich damit bei manch einem furchtbar unbeliebt mache.

    Nachbarn von mir haben zwei Kinder, Sohn und Tochter, im Grundschulalter. Die beiden werden sehr liebevoll erzogen, dürfen im Garten mit ihren Freunden spielen, herumtoben und ausgelassen sein. Wenn es allzu bunt wird, reicht ein "So, Kinder, jetzt ist genug", und die Kinder spielen ohne jegliches Murren ausgelassen weiter, aber ein paar Lautstärken sanfter. Sie lernen, Rücksicht zu nehmen. Offenbar, ohne sich dabei gegängelt zu fühlen. Und ihr freundliches, offenes Wesen und ihre heute schon charmante Art zeigen mir, dass sie durch Verbote und Grenzen, die ihnen gesetzt werden, keinen psychischen Schaden davontragen.

    Ich frage mich, warum das nicht "flächendeckend" möglich ist. Warum viele Eltern, Großeltern und andere erwachsene Familienmitglieder sich als unfähig erweisen, Kindern eine Grenze zu setzen. Wie oft sehe ich, wie Kinder sich an der Kasse im Supermarkt brüllend auf den Boden werfen, weil die Mami ihnen jetzt gerade den roten Lolli nicht kaufen will. Sie brüllen mit hochrotem Kopf den ganzen Laden zusammen, während Mami vergeblich versucht, sie abzulenken - und am Ende gleich zwei Lollis aus dem Regal an der Kasse fischt. Einen roten und einen gelben.

    Eine frühere Kundin von mir, eine Heilpraktikerin mit psychologischer Ausrichtung, behandelt hyperaktive Kinder. Sie sagt: Solange die Eltern nicht bereit sind, sich ebenfalls behandeln zu lassen, hat es keinen Sinn, die Kinder zu therapieren.

    Ich fürchte, sie hat recht. Und ja, ich weiß, ich hab mich jetzt bei einigen furchtbar unbeliebt gemacht.

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    1. Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich ein paar üble Kommentare einsammeln würde. Aber bei Facebook und Google+ gab es nur Zustimmung. Ich habe bei Szenen, wie Du sie schilderst, eher den Verdacht, dass Eltern Konflikten mit ihren Kindern aus dem Weg gehen wollen. Aber Erziehung ist nun mal Arbeit und kein Ringelpiez mit Anfassen.

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  2. Ich sehe das wie Du: Wenn man das klar und rechtzeitig kommuniziert, ist es das gute Recht als Gastgeber, ohne Kinder einzuladen. Und ich war in guten Restaurants abends schon mehr als einmal endgenervt von schreienden Babys ...

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    1. Ich auch! Eben las ich in unserer Tageszeitung, dass französische Eltern mit ihren Kindern in Restaurants deutlich strenger umgehen als deutsche. Ich musste mich auch als Kind gut benehmen, also lernen, dass nicht jeder Ort, an dem ich mich aufhalte, mir als Kinderspielplatz zur Verfügung steht.

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  3. Ich war vor ein paar Jahren mit meinem damaligen Lebensabschnittsbegleiter beim Valentins-Candle-Light-Dinner. Ganz romantisch. Hätte es sein können. Aber am Nebentisch hatten zwei junge Paare ihre Brut mitgebracht, die noch sehr klein waren und laut kreischend durchs Restaurant tobten. Abends um 21:00 Uhr! Was diese Elternpaare nicht störte. Sollten sich die anderen Gäste doch darum kümmern. Sind die bekloppt? Wozu gibt es Babysitter? Oder ich bleib mit meinem Allerwertesten zu Hause. Punkt. Ich hätte gar nicht entspannt essen können. Aber manche Leute juckt das nicht. Deswegen: ich unterstütze solche Wirte. Ich habe auch zwei Kinder großgezogen und war immer der Meinung: die müssen nicht überall dabei sein.


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    1. Da sind wir uns absolut einig. Kleine Kinder haben um 21 Uhr im Regelfall im Bett zu liegen, ein Restaurant ist um diese Zeit nicht der richtige Ort. Ich frage mich bei den Kindern, denen die Eltern alles durchgehen lassen, wie sie sich als Erwachsene verhalten werden. Ich glaube, ich male mir das jetzt lieber nicht aus. LG

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