Ich habe Freundschaften, die erst wenige Jahre alt sind, aber andere Menschen gehören seit Jahrzehnten zu meinem Leben. Um diejenigen, die mir wichtig sind, mache ich mir Gedanken: Wenn ich weiß, dass ihr Leben gerade nicht "rund" läuft, überlege ich, wie die Situation dieser Freunde verbessert werden könnte. Erst recht, wenn sie mir schon länger von ihren Sorgen erzählt haben, ihre Gedanken sich aber im Kreis drehen.
Ehe ich einen Vorschlag äußere, der über das Niveau von "vielleicht könnte man es ja auch mit x oder y versuchen" hinausgeht, habe ich Stunden oder Tage mit Nachdenken und Recherchieren verbracht. Eigentlich wissen das meine Freunde auch. Aber wie sagte schon mein Mathe-Lehrer in der elften Klasse: "Das Wort Eigentlich bedeutet immer eine Einschränkung." Richtig.
Wie seht Ihr das? Sagt Ihr Euren Freunden, was Ihr denkt, oder haltet Ihr Euch lieber mal zurück, damit es zwischen Euch keine schlechte Stimmung gibt? Und welche Erfahrungen habt Ihr bei Euren Freunden mit dem Aussprechen Eurer Meinung gemacht?
Ehe ich einen Vorschlag äußere, der über das Niveau von "vielleicht könnte man es ja auch mit x oder y versuchen" hinausgeht, habe ich Stunden oder Tage mit Nachdenken und Recherchieren verbracht. Eigentlich wissen das meine Freunde auch. Aber wie sagte schon mein Mathe-Lehrer in der elften Klasse: "Das Wort Eigentlich bedeutet immer eine Einschränkung." Richtig.
Wenn Gutgemeintes zu einem Fettnapf mutiert
Das Lösen von komplexen persönlichen Problemen gelingt meistens nur, wenn man sich einen Ruck gibt und auch dazu bereit ist, sich unbequemen Wahrheiten zu stellen und eventuell einen steinigen Weg zurückzulegen. "Wo Licht ist, ist auch Schatten." Noch so eine 'Wahrheit', die oft stimmt. Hier könnte man aber besser sagen: "Tu etwas Sinnvolles, um aus der Dunkelheit, die Dein Leben verdüstert, herauszutreten, und wieder das Licht um dich herum wahrzunehmen." Das war, was ich einer Freundin vermitteln wollte: 'Du schleppst Dein Problem seit Jahren mit Dir herum. Denk über den Schritt nach, den ich Dir vorgeschlagen habe.' Ich halte nichts davon, Rumzueiern und den Menschen das zu sagen, was sie hören wollen. Freunden erst recht nicht. Auch der Weg, ein Problem zu lösen, muss zielorientiert sein: Zuerst kommt immer die Frage "Was will ich erreichen?" Dann müssen die möglichen Schritte zur Lösung des Problems ausgelotet werden. Dieser guten Freundin, die ich ungefähr 20 Jahre kenne, war mein gut gemeinter und überlegter Rat wohl zu radikal. Sie hat sich seitdem nicht mehr bei mir gemeldet.Wie seht Ihr das? Sagt Ihr Euren Freunden, was Ihr denkt, oder haltet Ihr Euch lieber mal zurück, damit es zwischen Euch keine schlechte Stimmung gibt? Und welche Erfahrungen habt Ihr bei Euren Freunden mit dem Aussprechen Eurer Meinung gemacht?
Was Du mit Deiner Freundin erlebt hast, kenne ich leider auch sehr gut.
AntwortenLöschenIn einer Ausbildung zur (ehrenamtlichen) Lebens- und Sterbebegleiterin, die ich vor Jahren absolviert habe, habe ich dazu etwas sehr Wichtiges gelernt: Unsere Ausbilderin, eine sehr erfahrene Psychologin, sagte: „Ratschläge sind Schläge.“ Das gilt natürlich nur für ungefragt erteilte Ratschläge, für die aber ganz besonders.
Seitdem praktiziere ich es anders: Ich frage die betreffende Person: „Welche Lösung siehst du denn für dein Problem?“ Dann zeigt sich, ob sie überhaupt eine Lösung will. Wenn sie es vorzieht, sich weiter im Kreis zu drehen, sage ich ganz klar: „Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen.“
Wenn die Freundschaft daran zerbricht, weiß ich: Es war keine Freundschaft (mehr). Und dann ist es gut, dass ich meine Zeit und Energie nicht mehr darauf verwende, einem Menschen helfen zu wollen, der nur eine Bühne brauchte, auf der er sein Elend zelebrieren konnte.
Den Satz mit den Ratschlägen kenne ich auch. Aber wenn mir jemand sagt "Ich weiß nicht mehr weiter " ist das in meinen Ohren die Bitte um einen Rat. Ich werde im Moment noch abwarten, ob sie sich von sich aus meldet. Danke für deinen Hinweis! LG, Ina
LöschenIch kann mir nicht anmaßen, zu beurteilen, ob dieser Satz Deiner Freundin - "Ich weiß nicht mehr weiter" - als Bitte um einen Rat zu verstehen war. Empfehlenswert für das Verständnis (bzw. die Interpretation) von Äußerungen finde ich die dreibändige Taschenbuchreihe "Miteinander Reden" von Friedemann Schulz von Thun. Hoch interessant sind hier die vier Seiten einer Nachricht: die Selbstoffenbarungsseite, die Sachseite, die Beziehungsseite und die Apellseite. Erstaunlich, was dabei herauskommt, wenn man das näher betrachtet!
LöschenDanke für deinen Hinweis auf die Bücher! Ich habe diesen Satz, der immer wieder so oder so ähnlich fiel, als Bitte um Unterstützung aufgefasst. Menschen sind kompliziert...
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