Fahrradfreundliche Stadt gesucht

Nein, das bin nicht ich :D
Seit einger Zeit fahre ich wieder Fahrrad. Nicht so eins, wie es jetzt vor Eurem geistige Auge auftaucht, sondern ein Modell, dessen Räderzahl mit meiner "Beinzahl" identisch ist. Man kommt super rauf und runter, lümmelt sich auf einem bequemen Sitz mit Rückenlehne und kann dank eines Motors ziemlich schnell vorwärts kommen. 
Zum Glück wohnen wir hier vor den Toren der fahrradfreundlichen Landeshauptstadt Hannover. Dazu wurde Hannover nämlich 2016 gekürt, und zwar von der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen Niedersachsen/Bremen (AGFK). Toll, oder? Nein, mir kommt es eher vor wie ein schlechter Witz. Eine gewisse Ortskenntnis schadet hier nicht.

Ich habe keine Ahnung, wie das andere Fahrradfahrer sehen, die mit einem Rad weniger als ich auskommen, aber für die mit drei Reifen ist das Fahren hier kein Geschenk. Eine "geniale" Erfindung von Verkehrsplanern sind die sogenannten Drängelgitter. Mit ihnen soll verhindert werden, dass Fußgänger und Radfahrer, die eine gefährliche Straße überqueren wollen, das ungebremst oder unaufmerksam tun. Der Platz zwischen den beiden versetzt angeordneten Barrieren ist breit genug, damit Fußgänger passieren und Radfahrer langsam hindurchfahren können. Blöd nur, dass dreirädrige Fahrräder zu lang und breit sind, man mit ihnen an diesen Stellen also nicht über die Straße kommt.

Dann gibt es noch diese gemischten Lösungen, bei denen sich Radfahrer und Fußgänger einen Weg teilen müssen. Sie sind für alle Beteiligten eine Zumutung. Es ist schon für normale Fahrradfahrer nervtötend, weil sie kaum auf nennenswerte Geschwindigkeiten kommen dürfen;  breitere Fahrräder können solche Wege oft nicht mehr benutzen, weil sie einfach zu eng sind, um einem Fußgänger zu begegnen, geschweige denn ihnen auszuweichen. Für Fußgänger ist das ständige umkurvt-und- weggegeklingelt-Werden sicher auch kein Vergnügen.

Allgemein miserabel ist der Zustand von Radwegen hier in der Umgebung. Auf den Strecken, die ich befahre, kommt es mir so vor, als ob Radfahrer von den Stadtplanern grundsätzlich angesehen werden wie das ungeliebte Stiefkind oder ein aus dem Nest gefallener Vogel. Auch Radwege, die saniert werden, sind so lieblos konzipiert, dass man nur folgern kann, dass die Ingenieure, die da am Werk waren, selbst nur Auto fahren. Schon nach zwei bis drei Jahren wird der Weg durch Baumwurzeln angehoben; was auf einem normalen Fahrrad schon sehr lästig ist, ist auf einem dreirädrigen ziemlich übel: Man kann diesen Erhebungen nicht ausweichen, mit einem der Räder trifft man sie immer. Und Unebenheiten wie eben die durch Baumwurzeln, aber auch durch hochstehende Gullideckel, marodes Pflaster oder Kopfsteinpflaster müssen sehr langsam überfahren werden, damit man nicht mit einem kräftigen Schlag in den Rücken, der bis zum Kopf reicht, "belohnt" wird. Keine Autostraße würde in einem solchen Zustand belassen werden. Warum geht man mit Fahrradfahrern so um?

Damit sich hier mehr tut, muss mehr Geld in die Hand genommen werden. Mit einem gewissen Neid schaue ich da in die Niederlande, dem Paradies für Radfahrer, mit breiten Radwegen, die instand gehalten und gut ausgeschildert werden. Ich frage mich, warum das hier nicht möglich zu sein scheint. Unsere flache Gegend eignet sich super zum Radfahren, aber was die Kommunen hier fabrizieren, wirkt wie ein schlechter Witz.

Wie ist das bei Euch? Seid Ihr per Fahrrad unterwegs? Und wenn ja: Seid ihr zufrieden mit den Möglichkeiten, das zu tun?

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