Bist du noch im Hier und Jetzt?

Beim Scrollen durch meine Facebook-Timeline bin ich auf den Artikel einer anderen Bloggerin gestoßen. Kay hat im Rahmen einer Blogtour einen Text über das Internet mit seinen sozialen Netzwerken geschrieben und sich mit den Vor- und Nachteilen auseinandergesetzt. Ich bin ebenfalls eine starke Internetnutzerin: Ich habe Accounts in mehreren sozialen Netztwerken, schreibe in mehreren Blogs, recherchiere für meine freiberufliche Arbeit als Texterin, lese Zeitung etc. Das ist viel Zeit, die da zusammenkommt. 

Macht das Alter etwas aus?

Ich habe den Eindruck, dass jüngere Menschen das Internet noch selbstverständlicher nutzen als ich. Als ich ein Kind war, stand bei uns ein graues Wählscheibentelefon. Es war damals toll, als das Gerät ein meterlanges Kabel bekam und man nicht mehr für die ganze Familie gut hörbar im Flur telefonieren musste. Mein erstes Handy hatte ich 1999, da war ich 33. Damit habe ich nur telefoniert und SMS geschrieben. Mehr ging nicht.

Ich bin befremdet, wenn ich heute Fußgänger sehe, die ununterbrochen auf das Display ihres Smartphones schauen, als würde sich dort das wahre Leben abspielen. Sie gehen einfach ihres Weges, andere müssen ihnen ausweichen, damit sie nicht mit ihnen zusammenstoßen. Kommunen denken ernsthaft darüber nach, für solche Fußgänger Bodenampeln zu montieren, damit sie ohne den Kopf zu heben erkennen können, ob die Ampel für sie Rot oder Grün zeigt und sie nicht von einem Auto oder der Straßenbahn über den Haufen gefahren werden. Ich finde das sehr irritierend: sowohl dieses dissoziale Verhalten als auch die Reaktion der Stadtverwaltungen, mit der es noch gefördert wird.

Wir wohnen in einem Sackgassenbereich, der direkt vor einer Grundschule endet. Jeden Tag sehe ich Eltern, die ihre Kinder zwar bis vors Schultor bringen, sich aber auf dem Weg dorthin nicht mit ihnen unterhalten, sondern... na, was wohl. Mittags läuft das dann in entgegengesetzter Richtung.
Ich sehe in Restaurants, dass Menschen, die sich als Familie oder Freunde um einen Tisch gesetzt haben, zu ihren Smartphones greifen, kaum dass ihr Hintern den Stuhl berührt hat. Sogar im Kino gibt es immer mehr Besucher, die während des Films zu ihrem Smartphone greifen und sehen, was gerade bei Facebook oder Instagram läuft oder was bei WhatsApp geschrieben wurde. 

Warum ist das, was die Technik uns bietet, wichtiger als das, was um uns herum passiert? Ich habe öfter gelesen, dass extensive Nutzer von sozialen Netztwerken oder anderen Internetangeboten Angst haben, etwas zu verpassen. Aber Leute, ihr verpasst damit das, was offline passiert! Neben euch, vor euch. Ich empfinde es als Geringschätzung, wenn diejenigen, mit denen man gerade etwas unternimmt, hinter dem, was im Internet vor sich geht, zurückstehen müssen.

Wozu zählt ihr Euch? Zu den moderaten oder ständigen Internetnutzern? Und was bringt Euch dazu, auf die eine oder andere Art zu handeln? Ich bin auf Eure Antworten gespannt.

Kommentare

  1. Das Internet und das Handy halte ich für praktische Erfindungen – solange man sie in Maßen nutzt. Die sozialen Netzwerke nutze ich nur sehr begrenzt. So praktisch sie einerseits sind, sie halten mich andererseits sehr von der Arbeit ab, und ich habe immer das Gefühl, wenn ich mich zu sehr in diese Portale hineinziehen lasse, verpasse ich das reale Leben.

    Diese Menschen, die auf Gehwegen, in Geschäften, im Fitnessstudio und selbst auf dem Spaziergang im Wald ständig aufs Handy gucken, finde ich wirklich ätzend. Und es macht mich stinkwütend, wenn ich die unzähligen Mütter oder Väter sehe, die einen Kinderwagen schieben oder ein Kind an der Hand haben und dabei stur aufs Handy gucken.

    Was sollen diese Kinder denken? Sie machen die Erfahrung, dass ihre Eltern sich nicht für sie interessieren. Dass das Handy viel wichtiger ist als sie.

    Nachdem in diesem Sommer viele kleine Kinder in Seen und Schwimmbädern ertrunken sind, wurde den Eltern kürzlich in einem Zeitungsartikel im Hamburger Abendblatt ins Gewissen geredet, nicht ständig aufs Handy zu gucken, sondern zur Abwechslung doch mal auf ihre Kinder zu achten. – Ja, bitte, geht’s noch?

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    1. Darin sind wir uns absolut einig. Je mehr Platz die Smartphone-Nutzung im Alltag einnimmt, umso mehr scheint das Sozialverhalten den Bach runterzugehen.

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  2. Erstmal vielen Dank für die Erwähnung!

    Gerade deinen letzten Satz unterschreibe ich sofort. Ich nutze das Internet oft und regelmäßig aber in Gesellschaft bleibt das Smartphone in der Tasche!

    Liebe Grüße Kay
    www.twistheadcats.com

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