Alles so schön bunt hier...

Einige von Euch werden wissen, dass ich seit mehreren Jahren regelmäßig Rezensionen in meinem Buchblog veröffentliche. Das Lesen und darüber schreiben machen mir Freude, und dass ich mich für etliche Dinge interessiere, spiegelt sich auch in meiner Bücherauswahl wider. Ich schreibe das nicht, um für meinen Bücherblog Werbung zu machen; das ist mein Hobby, ich verdiene keinen Cent damit. Aber heute habe ich - wieder mal - eine Rezension über ein politisches Buch veröffentlicht. Nur, um mal zu gucken, ob mein subjektiver Eindruck stimmt, habe ich mir die beliebtesten zehn Beiträge der letzten zwölf Monate anzeigen lassen. Was ich ahnte, erwies sich als richtig.

Politik ist etwas für die Anderen...

Nein, zum Kuckuck, ist es nicht! Politik ist etwas, das uns alle angeht und wofür sich jeder interessieren sollte! Politik ist mehr, als alle paar Jahre an die Wahlurnen zu schlappen und sein Kreuz zu machen. Politik wird im Kleinen bereits mit jeder Kaufentscheidung vollzogen, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen. 
Mein Blick in die Lesestatistik sagt mir aber: Neun der zehn Top-Bücher meines Blogs waren im weitesten Sinne Belletristik, nur eines ein Sachbuch, das sich mit unterschiedlichen Themen beschäftigte. Wenn ich meine Betrachtung auf die Top 40 oder gar Top 50 ausweite, wird es nicht besser.
Erlaubt ist, was gefällt. Grundsätzlich gibt es darüber keine Diskussion. Mehrere der vorgestellten Titel haben jedoch einen mehr oder weniger deutlichen Bezug zur aktuellen politischen Situation in Deutschland, Europa, den USA, China und weiteren Staaten: Es geht entweder um Demokratien, die häppchenweise aus verschiedenen Richtungen demontiert werden und/oder Autokratien, in denen die, die das Sagen haben, an der Gängelungsschraube drehen und sich insgeheim zu denken scheinen "Mal gucken, was da noch geht, bevor mir einer auf die Füße tritt". Vogel-Strauß-Verhalten hilft nicht, wenn wir verhindern wollen, dass man uns ein System überstülpt, das die meisten von uns nicht wollen: eines, in dem unsere Freiheitsrechte nichts mehr gelten und Minderheiten sich um ihre körperliche Unversehrheit Sorgen machen müssen. Ich hoffe doch, dass das so ist. Darum macht es nicht wie dieses nette Tier, das angeblich gern mal seinen Kopf in den Sand steckt:


Edit: Diejenigen, die die Veröffentlichungen auf meinem Buchblog verfolgen, bitte ich, öfter mal Rezensionen zu politischen Büchern zu teilen; natürlich nur, wenn ihr derselben Ansicht seid, wie sie dort vermittelt wird. Um mich nicht dem Verdacht auszusetzen, meine Bücherkiste auf eine laue Art und Weise pushen zu wollen, seid einfach bei den "schönen" Büchern ein bisschen sparsamer. 😉




Kommentare

  1. Politik - ein sehr heißes Eisen. Mein "Erfahrungsbericht":

    Es hat Zeiten gegeben, da fand ich Politik faszinierend. Als Jugendliche wollte ich unbedingt Außenministerin werden (nach Tierärztin und Astronautin ...) Ich muss gestehen, dass ich Politik oder besser gesagt: das, was heute unter "Politik" läuft, oft nur noch desolat bis abstoßend finde, weil es meist nicht mehr um die Sache geht, sondern um Macht, Geld und Eitelkeiten.

    Viele Themen sind zudem so komplex geworden, dass ich schlicht den Überblick verloren habe. Mir fehlt leider die Zeit, mich tiefer damit zu beschäftigen.

    Aber in (mindestens) einem Punkt halte ich Augen und Ohren offen, nämlich wenn es um genau das geht, was das Schild zu diesem Blogbeitrag verdeutlicht: Wir sind dabei, die Demokratie zu verlassen und uns auf das Terrain der Diktatur zu begeben. Und das sehenden Auges und ohne abzubremsen und umzukehren. Und das geht gar nicht!

    Ich selbst werde seit 1991 oder 1992 in Abständen mit "brauner" Post bedacht, in der ich massiv bedroht werde. Wie es dazu kam? Ganz banal: Auch damals ging es um Flüchtlinge. Das Hamburger Abendblatt berichtete über die ach so großen Sorgen der Bewohner in einem vornehmen Hamburger Stadtteil, in dem ein leerstehendes Reetdachhaus, das der Stadt gehörte, für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden sollte.

    Zu dem Zeitpunkt war noch gar nicht bekannt, wer überhaupt dort untergebracht werden sollte. Doch unter den Bewohnern des Stadtteils brach Panik aus, und sie wurde nach meinem Empfinden vom Abendblatt mit geschürt. Tenor: 'Diese Leute () fackeln das schöne Haus ab. Die kochen doch am offenen Feuer.'

    Ach ja, natürlich. Sicherlich sollten Kannibalen aus dem tiefsten Urwald eingeschifft werden, die ihre Beute auf dem Dachboden in einem riesigen Topf am offenen Feuer brutzeln wollten ...

    In einem Zweizeiler, in sachlichem Ton gehalten, bat ich darum, doch erst einmal abzuwarten, wer denn da überhaupt kommen würde. Und bei Bedarf könnte man ja einfach Nachbarschaftshilfe anbieten.

    Daraufhin kam der erste "braune" Brief, der sich auf diesen Zweizeiler bezog. Anschließend wurde ich überhäuft mit Schreiben aus allen Ecken Deutschlands (mit vollen Absenderangaben), in denen mir angekündigt wurde, man werde mich nach der "Machtergreifung" in ein "Umerziehungslager" stecken.

    Es wurde so schlimm, dass ich den Verfassungsschutz informiert habe. Ich bekam Besuch von einem Mitarbeiter der Behörde. Der freute sich über die Post mit den - offenbar real existierenden - Absenderangaben. Und klärte mich auf, dass ich "in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren wohl nicht mit körperlichen Angriffen rechnen", müsse. Was danach kommen würde, könne man mir nicht sagen.

    Nun, bisher ist mir nichts passiert, und nach einigen Jahren bekam ich keine Sendungen mehr. Doch seit Erstarken der AfD erhalte ich wieder solche Post. Offensichtlich animiert die derzeitige Lage in Deutschland dazu. Wieder wird mir mit dem Umerziehungslager gedroht. - Nur, weil ich mir erlaube, eine verfassungskonforme (!) Meinung zu haben und zu äußern.

    Ich erinnere an diesen schönen Satz: "Die würde des Menschen ist unantastbar." Siehe Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 1 (1).

    Ich glaube, vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was zurzeit in Deutschland läuft. Die meisten Menschen glauben, es betrifft sie nicht. Was für ein Irrtum!

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    1. Das ist zu 100 % auch mein Eindruck! Vor einigen Jahren wurde ich sehr nachdenklich, als eine gute Freundin meiner Tochter sagte, sie könne sich in Brandenburg nicht mehr überall aufhalten, weil sie in manchen Orten Angst um ihre Sicherheit habe. Diese Freundin ist Deutsche, hat aber eine dunkle Hautfarbe. Dass sie einen durch und durch deutschen Namen hat, sieht man ihr ja nicht an. Das ist etwas, was einfach nicht sein darf. Jeder von uns muss sich in diesem Land angstfrei frei bewegen dürfen, ohne zu befürchten, wegen seines Aussehens oder weil er auf eine andere Weise "anders" ist beschimpft oder sogar körperlich angegriffen zu werden. Mir macht es Sorgen, dass sich seit einiger Zeit Leute aus der Deckung waren und Dinge aussprechen, die sie sich vor einiger Zeit nicht zu sagen getraut hätten. Und warum? Weil sie im Gegensatz zu früher ahnen oder sogar wissen, dass es Leute gibt, die hinter ihnen stehen.
      Ich habe wie Du ebenfalls den Eindruck, dass viele Menschen nicht wahrnehmen, was sich schleichend in unserer Gesellschaft verändert oder bereits verändert hat. Das war auch schon vor 85 Jahren so.

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  2. Die Angst der Freundin kann ich sehr gut nachvollziehen. Anfang der 90er war ich mit meinem damaligen Freund zum Urlaub in Timmendorfer Strand an der Ostsee in einer Pension, in der er als Kind oft mit seinen Eltern war. Mein Freund hatte eine relativ dunkle Haut, braune Augen, schwarzes Haar. Er war gebürtiger Hamburger und stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater hatte in Auschwitz seine erste Frau und sein erstes Kind sowie seine Eltern und zehn seiner elf Geschwister verloren.
    Die Inhaberin der Pension, die die Familiengeschichte kannte, warnte uns eines Tages, wir sollten an dem Abend bloß nicht das Haus verlassen. Es würden sich Neonazis im Ort treffen. Vom Nachmittag an haben wir uns also in der Pension versteckt.
    Am nächsten Tag, als wir uns endlich wieder raustrauen konnten, sahen wir, wie die Neonazis randaliert hatten: umgeworfene Bänke an der Strandpromenade, demolierte Telefonhäuschen, herausgerissene und auf der Promenade entleerte Abfalleimer.
    Wir erzählten das voller Entsetzen der Pensionswirtin. Da meinte sie: "Das sind aber alles Jungs aus bestem Haus." - Was soll man dazu noch sagen?

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    1. Das liest sich, als ob es sich um von zu Hause verwöhnte Rotzlöffel gehandelt hat, die ihrer Langeweile Luft gemacht haben, indem sie sich auf ihre Weise ausgetobt haben. Waren das "richtige" Neonazis, einschließlich der rechten Gesinnung, oder borniertes Gesocks?

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